Diese Tonnen stinken mörderisch
Dudweiler · Noch schlimmer als der Hausmüll müffelt der Biomüll, sagen zwei erfahrene Männer. Sie haben sich jedoch an die Gerüche gewöhnt und fahren auch bei größter Hitze täglich Hunderte Biomüll-Gefäße ab.
Es sind diese Tage, an denen man Anlauf nehmen muss. Anlauf nehmen, um den Müll rauszubringen. Weil man weiß, dass die Außentemperaturen ganze Arbeit leisten: Die Tonnen stinken mörderisch. Ob Hausmüll oder Biomüll - sobald man den Deckel der Gefäße lupft, wird der Geruch unerträglich. Umso mehr hat höchste Anerkennung verdient, was gerade jetzt die Müllwerker leisten. Ihnen müssen die Gerüche gleichgültig sein, und das Tag für Tag.
Bester Dinge trafen wir neulich in Dudweiler , In der Wagenlück, ein freundliches Gespann: Willi Schmidt (58) und Maik Hartz (27). Schmidt saß am Steuer, Hartz war hinter dem großen Fahrzeug zugange.
Die beiden Männer arbeiten für den Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetrieb der Landeshauptstadt Saarbrücken (ZKE), sie fahren die vollen Biogefäße ab. Zwölf Tonnen Ladung maximal schafft der Transporter mit der sich drehenden Trommel, erzählen die beiden. Das reicht für eine ganze Schicht. Die beginnt um 6 Uhr in der Früh und endet etwa um 13 Uhr. Abgeladen wird der Biomüll im französischen Morsbach bei Forbach (Départe ment Moselle ). Dort steht eine gewaltige Anlage, die aus den Abfällen Biogas erzeugt.
Willi Schmidt und Maik Hartz nehmen die Arbeit unter erschwerten Umständen gelassen hin. Anfangs, sagt der Jüngere von beiden, der seit zwei Jahren in diesem Metier beschäftigt ist, habe er den Geruch als ziemlich schlimm empfunden, mittlerweile aber habe er sich daran gewöhnt. Und wenn auch die Fahrzeuge mithilfe eines Hochdruckreinigers täglich gesäubert werden: ,,Stinken tut's immer."
Fünf Tage die Woche fahren die Müllerwerker die Straßen in Dudweiler an und den grünen Unrat ab. Gerade bei großer Hitze wird den Männern dabei einiges abverlangt. Und so würde eine Frauenquote an den relativ harten Bedingungen scheitern. Laut ZKE gibt es im städtischen Unternehmen zwar Frauen, die Fahrzeuge steuern, doch keine, die auch die Müllgefäße leert.
Maik Hartz, der flinke Routinier, erklärt, dass der Teufel manchmal im Detail steckt. Beispielsweise hängt er, wie das üblich ist, eine Tonne am Heck des Fahrzeuges ein. Sie fährt hoch, schlägt zweimal an, und der Inhalt ergießt sich in die große Trommel. Währenddessen kommt schon die zweite Tonne an die Reihe. Doch dann stellt der Müllwerker fest, dass sich in der ersten Tonne unten noch Unrat festgesetzt hat. Also muss er blitzschnell sein und diese erneut einhängen, während er darauf achtet, dass mit der zweiten Fracht alles klargeht. Geschwindigkeit ist dabei alles.
Solche Einsätze mit dem täglichen Leeren von bis zu 800 Tonnen in der Landeshauptstadt machen natürlich durstig. Und so hat der Arbeitgeber dafür zu sorgen, dass die Männer keinen gesundheitlichen Schaden nehmen. Sprudelautomaten stehen zur Verfügung, an denen man das kühle Nass kostenlos abfüllen kann. Zusätzlich, so ergänzt ZKE-Sprecherin Judith Pirrot, seien die Müllfahrzeuge mit ausreichend Wasserflaschen versehen, die ebenfalls kostenlos genutzt werden können.
Pirrot: ,,Alle Mitarbeiter werden darauf hingewiesen, wie wichtig die Flüssigkeitszufuhr bei hohen Temperaturen ist. Kommt es zu längeren Wartezeiten bei Anlieferung der Abfälle in der Verbrennungsanlage des EVS in Velsen, besteht die Möglichkeit, dass die Müllwerker von dort abgeholt werden." An hitzefrei sei leider nicht zu denken. Als eine Art ,,Sportprogramm" sieht Maik Hartz das hundertfache Schleppen der vollen Tonnen.
Und Willi Schmidt war auch nie zimperlich in seinen nunmehr 45 Berufsjahren. Vor der Arbeit beim Entsorger ZKE war er bei der Halbergerhütte am Hochofen tätig. Beide Männer scheinen zufrieden mit ihrer Arbeit. Wenngleich sie die kältere Jahreszeit schon ein bisschen herbeisehnen. Dann hat sich's nämlich mit den schlimmsten Gerüchen.