Friedhof in Dudweiler Dreiste Diebe suchen die Gräber heim

Dudweiler · Pflanzschalen, Lampen, Vasen und sogar Blumen verschwinden zum Leidwesen der trauernden Angehörigen.

 Blick über den Friedhof in Dudweiler. Leider sind dort  etliche Diebstähle zu beklagen.

Blick über den Friedhof in Dudweiler. Leider sind dort  etliche Diebstähle zu beklagen.

Foto: BeckerBredel

 Wenn von Gräbern Blumen oder Grabschmuck gestohlen wird, ist das für die Angehörigen in ihrer Trauer oft sehr schmerzhaft. „Was sind das nur für Menschen, die so etwas machen?“ Das fragte sich auch Elfi Kalmes aus Dudweiler und wandte sich an unsere Redaktion, nachdem das Familiengrab, in dem neben den Eltern, einem Onkel und einer Schwester auch ihr verstorbener Mann beigesetzt ist, zum wiederholten Male von Dieben heimgesucht worden war. „Das Grab ist in einem alten Teil des Friedhofs in Dudweiler. Kürzlich war der Todestag meines Mannes, und ich wollte es zu diesem Anlass besonders schön haben. Daher hatte ich drei Pflanzschalen im Wert von jeweils rund 70 Euro gekauft“, erzählt sie. Weil es in diesem Sommer besonders heiß war, hatte sie sich für künstliche Blumen entschieden, die nicht gegossen werden müssen. „Es waren toll gemachte Stiefmütterchen. Auf dem ersten Blick war nicht zu erkennen, dass es Kunstblumen sind. Deswegen waren sie auch nicht billig.“

Doch am Vortag besagten Todestags musste sie feststellen, dass die Blumen aus der Schale gestohlen worden waren. „Das war nicht das erste Mal. Schon oft wurden von dem Grab Blumen oder Lampen und Vasen gestohlen - selbst wenn sie fest im Boden verankert waren. Das geht richtig ins Geld. Ich benutze seit dem nur noch billige Plastikvasen, auch wenn mir dabei das Herz blutet“, erklärt sie. Von einer Bekannten hatte sie erfahren, dass auch ihr eine kunstvolle Kupfervase vom Grab gestohlen worden war. „Die hat sie dann zufällig auf einem Friedhof wieder gesehen.“ Dabei geht es nicht nur um den materiellen Wert. Die Täter machen sich vermutlich keine Gedanken, was sie den Angehörigen damit antun, denn, vom Sachschaden abgesehen, sind die Trauernden oft tief getroffen von den Diebstählen. „Das ist pietätlos und einfach eine bodenlose Frechheit.“ Elfi Kalmes ärgert sich zu Recht.  Sie denkt, dass möglicherweise die hohen Hecken einen Sichtschutz für  Diebstähle bieten. „Gelegenheit macht eben Diebe. Früher konnte man gut über die Hecken hinweg sehen. Nun sind sie so hoch, dass man sich dahinter verbergen kann“, bemängelt sie. „Einmal war ich gerade bei der Pflege allein am Grab, als plötzlich ein Mann neben mir stand, den ich beim Kommen weder gehört noch gesehen habe. Ich hatte mich furchtbar erschrocken. Zum Glück wollte er nichts Böses, sondern suchte nur ein Grab.“

Thomas Ruppert ist Friedhofsleiter in Dudweiler und zuständig für die Pflege des Areals. Er sieht keinen Zusammenhang zwischen dem Rückschnitt der Hecken und den Diebstählen. „Die Fälle sind oft zeitlich oder örtlich ganz unterschiedlich. Manchmal häufen sich die Meldungen über Diebstähle, dann ist es wieder monatelang ruhig. Besonders im Schutz der Dämmerung fühlen sich die Täter offensichtlich unbeobachtet und greifen zu, unabhängig davon, ob dort die Hecken hoch oder niedrig sind.“ Der Fall von Elfi Kalmes ist kein Einzelfall. Nicht nur Blumen,  sondern auch Blumenschalen, Lampen und Skulpturen werden entwendet. Mitunter wird das Diebesgut an Metallhändler weiter verkauft oder auf Flohmärkten angeboten. „Das sind nicht selten organisierte Sammler“, meint Michael Gerstner, Sachgebietsleiter der Friedhofsunterhaltung bei der Stadt Saarbrücken: „Ich kann den Bestohlenen nur raten, Anzeige bei der Polizei zu erstatten, denn es handelt sich hier um eine Straftat. Je mehr Meldungen dort eingehen, desto eher wird die Polizei ein Auge darauf haben.“ Es sind jedoch nicht nur Besucher betroffen. „Auch öffentliche Felder und Grünflächen werden regelmäßig bestohlen. Es gibt kaum noch Tabus bei den Tätern“, ärgert sich Gerstner. Und was die Höhe der Hecken angeht, „da kann man es niemandem recht machen. Bei einem anderen Friedhof der Stadt haben sich die Besucher massenhaft beklagt, weil die Hecken ihrer Meinung nach zu kurz geschnitten worden waren“. Gegen Diebe hilft nur eines, da ist er sich mit Elfi Kalmes einig: „Erhöhte Aufmerksamkeit und soziale Kontrolle sind die besten Hilfsmittel. Sich mit Friedhofsbesuchern zu unterhalten und die Augen offen zu halten. Das schreckt die dreisten Langfinger am ehesten ab.“

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