Der Wohlfühlfaktor entscheidet den Kauf

Dudweiler · In Dudweiler zeigt sich der Handel im Wandel besonders deutlich. Aus dem früheren Esbella wurde 1997 der heutige Real-Markt. Und auch dieser wird ständig den Bedürfnissen der Kunden angepasst – in Sortiment und Raumgestaltung.

 Im Real-Markt in Dudweiler finden Kunden ein vielfältiges Angebot.

Im Real-Markt in Dudweiler finden Kunden ein vielfältiges Angebot.

Als am 26. März 1996 "Esbella" seine Türen öffnete, begann in Dudweiler direkt an der Autobahn eine neue Epoche. Der erste Verbrauchermarkt auf der damals noch grünen Wiese lockte Kunden mit einem vorher nicht da gewesenen Angebot auf seine riesige Verkaufsfläche. Der schleichende Untergang der "Tante-Emma-Läden" hatte auch in unserer Region begonnen. "Noch heute kommen viele unserer älteren Kunden ins Esbella", erzählt Monja Heß, die aktuelle Geschäftsleiterin des Marktes, der seit 1997 zur Real-Kette gehört, "das war damals einfach prägend, und ich empfinde diese Verbundenheit als sehr schön. Sie ist ja auch in keiner Weise abwertend unserem Unternehmen gegenüber."

Monja Heß ist Chefin von rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon sechs Auszubildende. Angegliedert sind eine Bäckerei, eine Metzgerei, ein Imbiss, ein Getränkemarkt, ein Modegeschäft, ein Schuhladen und auch ein Friseursalon.

Mehr als 200 000 Artikel

 Geschäftsleiterin Monja Heß vor dem Real, der früher Esbella hieß, wie sie zeigt. Fotos: Thomas Seeber

Geschäftsleiterin Monja Heß vor dem Real, der früher Esbella hieß, wie sie zeigt. Fotos: Thomas Seeber

Auf den 6200 Quadratmetern Verkaufsfläche finden sich über 200 000 Einzelartikel. Und hier zeigt sich, dass der Wandel im Handel auch vor den Selbstbedienungswarenhäusern nicht haltgemacht hat. "Das beginnt mit der Warenbestellung. Früher wurde das von Hand gemacht. Heute bestellt niemand mehr zehn Päckchen Nudeln oder fünfzig Packungen Reis. Das macht alles ein Warenwirtschaftssystem per Computer. Da muss der Mensch kaum eingreifen", erklärt die 46-jährige Geschäftsleiterin, die ihre Ausbildung zur Kauffrau bei Karstadt in Saarbrücken absolviert hat, "damals wurde auch bei der Inventur jeder Artikel von Hand gezählt und in Listen eingetragen. Das dauerte das ganze Wochenende, und die gesamte Belegschaft war beschäftigt. Heute regeln das spezialisierte Teams während des laufenden Betriebes. Dass die Inventur aber auch ein Gemeinschaftserlebnis darstellte und somit auch den Zusammenhalt in den Abteilungen stärkte, mag man heute als romantische Erinnerung abtun."

Der Wandel im Markt ist derzeit bei Real voll im Gange. Die alten, über zwei Meter hohen Regale verschwinden und werden durch niedrigere ersetzt. Die Gänge werden breiter. "Es geht dabei um die verbesserte Bequemlichkeit für die Kunden und den Wohlfühlfaktor", sagt Monja Heß. Auch die Anordnung der Waren ändert sich. Es entstehen thematisch zusammenhängende Bereiche wie "Home", wo man vom Badehandtuch bis zur Pfanne alles finden kann. Der Drogerie-Bereich wird zum Fachmarkt, die Obst- und Gemüseabteilung bekommt immer mehr die Anmutung eines Wochenmarktes. Die vielleicht größte Veränderung der letzten viereinhalb Jahrzehnte sehen die Ex-Esbella-Kunden in der Kühlabteilung. Wo früher riesige Kunststofftüren in einem kurz über den Gefrierpunkt herunter gekühlten Saal den Griff zum Produkt erschwerten, finden sich heute alle Tiefkühlprodukte appetitlich in Glasvitrinen.

"In den 70er Jahren spielten Energie und Ökologie doch keine Rolle", erinnert sich Monja Heß, "aber Investitionen in neue Geräte amortisieren sich durch die Einsparungen in wenigen Jahren." Die Suche nach Auszubildenden wird immer schwieriger, wobei Monja Heß gar nicht so genau auf die Schulabschlüsse schaut. "Die sind nicht entscheidend. Für den Handel braucht man vor allem Talent. Ich bin Kauffrau mit Leib und Seele. Für mich war es die richtige Entscheidung. Ich sage meinen Auszubildenden immer: Man macht nichts 40 Jahre lang, wenn man es nicht liebt." Doch auch der Handels-Nachwuchs muss sich auf weiteren Wandel einstellen. Der Online-Handel wird immer mehr Raum einnehmen. Kaufhäuser auch in den Innenstädten werden es immer schwerer haben - so zumindest sieht es die erfahrene Kauffrau Heß. "Die Handelswelt wird sich sicher komprimieren, verschiedene Unternehmen werden auch verschwinden. Ältere Leute werden ihre Kaufgewohnheiten allerdings nicht mehr groß verändern. Wie es also mit dem Handel weitergeht, ob Geschäfte erhalten bleiben, entscheidet letztendlich die junge Generation."

Ob sie "Esbella-Kunden" werden, wird sich zeigen.

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