Das Artikel-Chaos

Dudweiler · Die deutsche Sprache birgt einige Tücken. Mit Vokabellernen alleine ist es nicht getan. Einmal die Woche unterrichtet Germanistik-Studentin Laura Vordermayer Flüchtlinge aus Syrien. Fazit: Sätze bilden ist schwer.

"Wuff wuff! Die Sprache, die Hunde sprechen", versucht Laura Vordermayer das Wort "bellen" zu erklären. Wenn sie mit der deutschen und englischen Vokabel nicht weiterkommt, helfen manchmal nur noch Laute. "Ahhh" der Geistesblitz - jetzt wissen ihre beiden syrischen Schüler, was sie meint. Normalerweise sind es drei. An diesem Tag sind nur Abdulkader (31) und Hammoud (28) da. Sie haben ein Ziel: Deutsch lernen und dann studieren.

"Deutsch ist schwer wegen der vielen unterschiedlichen Artikel. Aber wir üben viel", sagt Abdulkader. Vier Tage die Woche sind die drei jeweils vier Stunden im Deutschunterricht der Volkshochschule.

Donnerstags unterrichtet sie Germanistikstudentin Laura im Gebäude der Awo in Dudweiler . Die 23-Jährige bringt den Flüchtlingen auch Grammatik bei. "Wenn sie nur Vokabeln lernen, können sie keine Sätze bilden. Dann trauen sie sich weiterhin kaum, deutsch zu sprechen."Dabei seien die beiden Syrer sehr motiviert. "Sie haben sich Hausaufgaben gewünscht, damit sie in ihrer Freizeit weiterüben", erzählt Vordermayer. Die beiden hätten sich schon ganz schön verbessert. Mitte November hat Vordermayer erst mit dem Unterricht angefangen. Das Material dafür stellt sie selbst zusammen.

An diesem Tag stehen Artikel und Genitiv auf dem Programm. Konzentriert sitzt die Lerngruppe um den Tisch, vor jedem liegt ein Arbeitsblatt. Es gilt, die Lücken im Text mit dem richtigen Artikel zu füllen. Gar nicht so einfach. Die Köpfe rauchen. Aber Übung macht den Meister. "Wenn Sie ein Gefühl für die Artikel kriegen, wird es leichter", versucht Vordermayer die beiden zu motivieren.

Am Anfang seien die Syrer noch sehr zurückhaltend gewesen. Abdulkader ist erst seit November in Deutschland, Hammoud seit fünf Monaten. "Wir sind aber schnell warm miteinander geworden", sagt Vordermayer.

Die Studentin trägt gern dazu bei, dass sich die Flüchtlinge in ihrem neuen Umfeld wohlfühlen. "Wenn ich mich einbringen kann, helfe ich", sagt sie. Am Schwarzen Brett der Uni entdeckte sie im August einen Aushang. Die Arbeiterwohlfahrt suchte Studenten , die Flüchtlingen die deutsche Sprache näherbringen. Von den fünf Studenten , die sich gemeldet hatten, blieben zwei übrig. Donnerstags übernimmt Vordermayer die Stunden, dienstags eine Kommilitonin. Zusammen machen sie die Syrer fit für den Alltag.

Auf der Straße hat Abdulkader sein erstes saarländisches Wort gelernt. "Tach" begrüßten ihn die Saarländer. Und das bleibt bestimmt nicht sein letztes Wort auf Saarländisch.

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