Bürger fühlen sich nicht ernst genommen

Dudweiler · Harte Kritik an den Plänen zum Seniorenpflegeheim auf dem Gelände des Jahnsportplatzes wurde auch bei der zweiten Bürgerbefragung im Bürgerhaus Dudweiler laut. Nach den viel zu beengten Verhältnissen bei der ersten Befragung in der Jahnschenke hatten Stadtverwaltung und der Allgemeine Turnverein Dudweiler (ATVD) diesmal in den großen Saal des Bürgerhauses eingeladen.

80 Anwohner erschienen zur zweiten Bürgerversammlung und hatten auch was zu sagen. Nachdem die Pläne des ATVD vorgestellt wurden (wir berichteten im Vorfeld) ging es zur Fragestunde. Richard Willié, Vorsitzender der Boule-Freunde Dudweiler , machte hierbei den Anfang: "Wir sind seit 15 Jahren die Einzigen auf dem Sportplatz, die Miete zahlen. Warum wurde uns unbegründet gekündigt?" Karl-Heinz Lermen, Vorsitzender des ATVD, entgegnete, dass der alte Vertrag nicht mehr zeitgemäß sei, außerdem habe sein Verein für die Zeit der Bautätigkeit kündigen müssen. Lermen: "Neue Boule-Bahnen sind bereits eingeplant. Ein neuer Vertrag kann nach Abschluss der Arbeiten geschlossen werden."

Die Anwohner zweifelten jedoch auch an den Plänen, Alt und Jung zusammenzuführen: "Es handelt sich um ein Altenpflegeheim. Die Bewohner sind geistig und körperlich nicht mehr fähig für Sport mit jungen Leuten", war zu hören. Hier entgegnete der Projektplaner Hubert Schmitt, dass wohl "eine falsche Vorstellung" vorliege: "Es geht darum, die Menschen zu aktivieren und die Langeweile zu vertreiben. Wir wollen keine Hochleistungssportler."

Die größten Befürchtungen bei den Anwohnern liegen jedoch zum einen in der Größe des Gebäudes, viele sehen schon einen "Klotz" vor ihrer Haustür. Architekt Hans-Jörg Spengler entgegnete, dass im Gegensatz zur ersten Planung ein Staffelgeschoss entfallen sei: "Im Schnitt ist das Gebäude unter der Höhe der Häuser der Jahnstraße." Die wohl größten Bedenken gibt es jedoch wegen der Parkplatzsituation. Bereits jetzt ist die Lage um den Sportplatz angespannt. 25 Parkplätze seien nun für das Pflegeheim eingeplant. 41 waren es noch im ersten Entwurf. Hinzu kommen zehn bis zwölf Plätze für den Gaststättenbetrieb. "Bei einem Schichtwechsel sind 40 Leute bei der Übergabe. Zulieferer, Catering und Putzfrau sind hier noch nicht eingerechnet", sagte eine Anwohnerin. Dirk Sellmann vom Saarländischen Schwesternverband, der das Pflegeheim betreiben möchte, sagte hierzu: "Wir haben kein Interesse daran, unsere Nachbarn zu verärgern." Die Schichten seien nicht fest, größter Bedarf herrsche in der Mitte des Vormittags: "Mit 25 Plätzen sind wir sehr gut bedient."

Auch dass zwei Zufahrten eingeplant sind, spielt für viele Anwohner eine Rolle: "Für jede Einfahrt fallen drei Stellplätze im öffentlichen Verkehrsraum weg", war aus dem Publikum zu hören. Monika Kunz vom Stadtplanungsamt wollte sich hierzu mit dem Ordnungsamt in Verbindung setzen, um die Situation zu entspannen. Doch gerade Letzteres wurde von FDP-Stadtratsmitglied Tobias Raab angezweifelt: "Das Ordnungsamt geht ins Zentrum, wo es Geld verdient." Er forderte einen Plan B, unter anderem mit mehr Parkplätzen: "Wenn auf die Bedenken der Anwohner nicht eingegangen wird, kann meine Partei im Stadtrat dem Vorhaben nicht zustimmen."

Die Veranstaltung schaffte es nicht, die Bedenken der Anwohner zu zerstreuen. Viele fühlten sich erkennbar nicht ernst genommen: "Unsere Ängste werden vom Tisch gefegt", war zu hören. Für Verstimmung sorgte gegen Ende auch eine Aussage von Bezirksbürgermeister Reiner Schwarz: "Ich bin enttäuscht, dass so viele etwas gegen ein Altenpflegeheim haben." Zahlreiche Wortmeldungen stellten sich dem strikt entgegen. Man habe nichts gegen ein Altenpflegeheim oder alte Menschen, man fühle sich nur schlicht übergangen, so der Tenor. Das Thema soll nun erneut im Bezirksrat, im Bauausschuss und im Stadtrat behandelt werden - im kommenden Jahr.

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