Auf der Schiene geht's am schnellsten

Saarbrücken · Auf Schienen zügig durch Saarbrücken: Wer dabei nur an die Saarbahn denkt, vergisst viel ältere Gleise entlang wichtiger Ziele: die Bahnlinien. Ihre verkannten Qualitäten offenbarten sich jetzt staunenden Bürgern.

 Markus Philipp vom Verein Geographie ohne Grenzen (hinten, hellblaues Hemd) versorgt die Gruppe hier am Brebacher Bahnhof mit Informationen über den Öffentlichen Nahverkehr. Foto: Becker&Bredel

Markus Philipp vom Verein Geographie ohne Grenzen (hinten, hellblaues Hemd) versorgt die Gruppe hier am Brebacher Bahnhof mit Informationen über den Öffentlichen Nahverkehr. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Wie kommt ein Saarbrücker am schnellsten ohne Auto vom Hauptbahnhof zum Dudoplatz? Mit dem Bus? Nein. Da muss er zwar nicht umsteigen, fährt aber geschlagene 33 Minuten. Nimmt er die Saarbahn zur Johanneskirche und fährt ab dort mit dem Bus, schafft er es immerhin in 19 Minuten. Aber es geht auch schneller: Mit dem Zug müsste er gerade mal sechs Minuten zum Dudweiler Bahnhof fahren und dann gemütlich noch etwa zehn Minuten bis zum Dudoplatz gehen.

Am Samstag gab's den zweiten Rundgang zum Verkehrsentwicklungsplan der Stadt Saarbrücken. Thema diesmal: der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Die Teilnehmer konnten jederzeit Anmerkungen machen, die der Verkehrsentwicklungsplan berücksichtigen soll. Am Hauptbahnhof ging's los.

Mit dem Bus fuhr die Gruppe zum Industriegebiet Südring, einem Verkehrsknotenpunkt. Die meisten Betriebe am Südring sind über die Autobahn gut zu erreichen. Beim Schichtwechsel wird das zum Problem: In kurzer Zeit kommen Tausende Autos, und Tausende sollen weg. Die großen Firmen wie ZF bekommen allmählich Parkplatzprobleme.

Ein Ausweg könnten die öffentlichen Verkehrsmittel sein. Um eine echte Alternative zu werden, müssten jedoch die Verbindungen vom Hauptbahnhof zum Südring besser werden. Die Busse fahren zwar regelmäßig und bereits sehr früh morgens. Aber zu den Schichtwechseln böten sie nur einem Bruchteil der am Südring arbeitenden Menschen Platz. Nach ein paar Informationen zum benachbarten Wohngebiet Folsterhöhe ging es mit Bus und Saarbahn weiter zu den Haltestellen Brebacher Bahnhof und Römerkastell, von dort zu Fuß zum Ostbahnhof. "Ich frage mich, ob man die Haltestelle Ostbahnhof als Ortsfremder überhaupt findet", sagt Jürgen Meyer von Geographie ohne Grenzen. Ein mit Sträuchern und Bäumen zugewachsener, schmaler Weg führt zu der Haltestelle. Nur ein Schild weist darauf hin, dass dies der Weg zu einer Zugstation ist. Dabei sei das Netz der innerstädtischen Zugverbindungen total unterbewertet, erklärt Meyer.

Haltepunkte wie Burbach, Ostbahnhof, Dudweiler, Scheidt und Schafbrücke seien da. Es gehe nur darum, sie aufzuwerten. Etliche Strecken in der Stadt ließen sich schnell im Zug zurücklegen, doch sei das vielen Saarbrückern sei das gar nicht bewusst. Markus Philipp, ebenfalls vom Verein Geographie ohne Grenzen, sagt: "Wir haben neben der Saarbahn eigentlich auch eine S-Bahn, wir nennen sie nur nicht so."

Im innerstädtischen Zugnetz sieht Philipp eines der größten Potenziale für Saarbrückens Verkehr. Die Züge müssten jedoch öfter fahren. Weiter ging der Rundgang mit der Zugfahrt vom Ostbahnhof nach Burbach - in nur sieben Minuten. Selbst bei wenig Verkehr dauert es mit dem Auto etwa doppelt so lange. Mit Bus und Saarbahn sogar fast eine halbe Stunde.

"Diese Bahnverbindung und einige andere Infos waren für mich vollkommen neu", sagt Frank-Thomas Marx (61). Der Saarbrücker bringt sich beim Verkehrsentwicklungsplan ein. "Ich bin beruflich aufs Auto angewiesen. Deshalb will ich, dass die Interessen der Autofahrer nicht zu kurz kommen. Kompromisse sind natürlich in Ordnung, aber ganz ohne Auto geht es eben nicht." Andere Bedenken hat Imma Gütschow.

Die Saarbrückerin sagt: "Ich wünsche mir, dass bei der Ausarbeitung des Plans die Interessen aller gleichermaßen berücksichtigt werden und nicht nur an die Autofahrer gedacht wird. Deshalb nehme ich an den Veranstaltungen teil. Außerdem denke ich, wenn die Stadt so etwas schon mal anbietet, dann sollte man auch hingehen. Sonst bringt es ja nichts."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort