Musik und Corona Sogar „Bibi und Tina“ waren hier dabei

Dudweiler · Jeden Tag musizierten der Geiger Wolfgang Mertes und seine Frau, die Bratscherin Angelika Maringer, in der Corona-Zeit für die Nachbarn. Das hatte Folgen, die sogar bis Silvester zu spüren sein werden.

 Wolfgang Mertes und Angelika Maringer mit ihrem Publikum in der Heinestraße in Dudweiler. Aus diesen Konzerten entwickelte sich ein Chor. 

Wolfgang Mertes und Angelika Maringer mit ihrem Publikum in der Heinestraße in Dudweiler. Aus diesen Konzerten entwickelte sich ein Chor. 

Foto: Iris Maria Maurer

Wer an die Anfangszeit des Lockdowns denkt, wird sich vielleicht an die Aktion erinnern, als alle Musiker dazu aufgerufen waren, am Fenster Beethovens Ode an die Freude zu spielen. Die Idee dazu stammte aus dem schlimm von Corona betroffenen Italien. Klar, dass der Erste Konzertmeister und Geiger des saarländischen Staatsorchesters, Wolfgang Mertes, da an seinem Wohnort Dudweiler mitmachte. Nur: in diesem Fall wurde eine Serie daraus. „Da kamen die Nachbarn und haben gesagt: Nix mit nächster Woche, wir machen es morgen noch mal.“ Das gefiel Mertes auch sehr gut, denn: „Es gab ja in den drei Monaten durchaus Tage, wo man wirklich am Rande der Depression war. Dann war aber immer der Termin um 18 Uhr. Der stand fest, war ein Fixpunkt, da war klar, dass man Leute trifft, die nett sind.“

Auch andere Musiker, wie etwa der Klarinettist Helmut Eisel oder auch Mertes’ Kollegin, die Hornistin  Regina Mickel spielten in der Corona-Zeit öffentlich und kostenlos für die Menschen. Für Wolfgang Mertes war dabei vor allem das Gefühl wichtig, etwas für die Nachbarn tun zu können.

Fast immer gestaltete der Violinist die etwa 20 Minuten langen Konzerte zusammen mit seiner Frau Angelika Maringer an der Bratsche. Manchmal ließ er dazu noch weitere Musik als Playback laufen, dann wieder reichten die beiden Streichinstrumente alleine.

Das Schöne: Nach einer Weile bildete sich aufgrund der Lockerungen ein kleiner Chor auf der Straße, natürlich in ausreichendem Abstand voneinander. Mertes hatte früh bemerkt, dass die Nachbarn gerne mitsingen würden und das Repertoire darauf eingestellt: „Es kamen dann auch Schlager dazu. Mittlerweile sind wir bei Udo Jürgens, den Beatles, aber auch bei ganz modernen Sachen angelangt. Dazu kommen die Lieder, die wir für die Kinder spielen: Bibi und Tina, Pippi Langstrumpf oder Biene Maja.“

Zum Teil schrieb Mertes die Arrangements selbst, zum Teil besorgte er sich Playbacks aus dem Internet. „Jetzt haben wir schon ein Repertoire von 55 Stücken.“ Bis vor kurzem ertönten die Klänge aus seinem Badezimmerfenster, seit einigen Tagen traut er sich vor die Garageneinfahrt. „Da kann man mich ein bisschen besser sehen und die Akustik ist auch besser.“

Was Mertes besonders freut: „Wenn wir dann fertig sind, stehen die Leute noch zusammen und sprechen das ein oder andere Wort. Allein dafür hat es sich gelohnt.“ Bei einer Gelegenheit sei sogar Bezirksbürgermeister Ralf-Peter Fritz vorbeigekommen und habe eine kleine Rede gehalten. Mertes und seine Frau erhielten Alkoholisches („Der wusste sogar, welche Sorte Crémant wir mögen.“) und Bücher über Dudweiler.

Außerdem gab Fritz den Anwesenden mit, dass sie doch bitte beim Neujahrsempfang singen mögen. „Da würden wir uns freuen, da hätten wir nach Corona noch mal ein wichtiges Ziel“, meint Mertes dazu. Etwa 18 Personen rechnet er zum festen Kern des Chors in der Heinestraße.

„80, 90 Mal“ fand die Abendmusik statt, jetzt ist erst mal Schluss. Am Wochenende war Abschieds-Konzert.  Denn die Proben am Staatstheater sind zwar noch nicht in vollem Umfang erlaubt, es wird jedoch schon in kleinen Gruppen mit maximal vier Personen Giuseppe Verdis Il trovatore einstudiert. Das Orchester startet dann am 15. August mit einem umfangreichen Hygienekonzept.

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