1133 Unterschriften – bis jetzt

Dudweiler · Je näher der Zeitpunkt des Endes rückt, umso mehr kocht die Volksseele. Es geht um die Schließung des Netto-Marktes in Dudweiler-Süd nach einem fatalen Stadtratsbeschluss, wie viele meinen.

 Rado Schauby präsentiert die vollen Unterschriftenlisten. Foto: Thomas Seeber

Rado Schauby präsentiert die vollen Unterschriftenlisten. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Der Ärger unter den Bürgerinnen und Bürgern in Dudweiler-Süd ist unüberhörbar. Viele Anrufe erreichten die SZ-Redaktion. Weil in der Liesbet-Dill-Straße, in der zahlreiche Ärzte und Geschäfte zu finden sind, der Netto-Markt Anfang April schließen wird. Der Zorn der Betroffenen richtet sich jedoch nicht gegen den Discounter, sondern gegen einen Stadtratsbeschluss, der auf Vorschlag der Verwaltung mehrheitlich zustande kam.

Das Unternehmen Netto, das sich ausdehnen möchte, um ein größeres Warensortiment in modernen Räumlichkeiten anzubieten, war auf der Suche nach einer Ausweichfläche im unmittelbaren Umfeld. Eine geeignete Immobilie fand man in einem Leerstand in der Beethovenstraße. Die dortige Firma Stoss-Medica zog es vor wenigen Jahren nach Friedrichsthal. Doch der Stadtrat legte sein Veto ein. Unter anderem mit der Begründung, es fehle hernach in der Liesbet-Dill-Straße ein "Frequenzbringer", also ein Zugpferd, von dem die umliegenden Läden profitieren (wir berichteten).

Mit dem Wegzug des Discounters in einem Einzugsbereich von mehr als 8000 Kunden wollen sich die Menschen im Süden des Stadtbezirks aber längst nicht abfinden. Schon gar nicht Rado Schauby, die letztlich etwas unternommen hat. Sie legte Unterschriftenlisten aus und hatte Erfolg: Nach nur knapp zwei Wochen hat die 59-Jährige genau 1133 Unterschriften "zum Erhalt eines Lebensmittelmarktes in Dudweiler-Süd" beisammen. Selbst ihre 88-jährige Mutter legte sich ins Zeug, um Unterschriften zu sammeln. Sie wohnt in einem Hochhaus in der Nähe der Liesbet-Dill-Straße.

Gegenüber ist das Studentenwohnheim. Dessen Bewohner werden sich nun auch umgucken müssen. Weil sie auf dem Heimweg von der Uni mit dem Bus demnächst keine Einkäufe mehr tätigen können.

Rado Schauby, Gebietsverkaufsleiterin eines Feinkost-Unternehmens, kommt viel herum und hört demgemäß auch einiges. Vor allem weiß sie, dass viele ältere Menschen, die in Süd wohnen, "total entsetzt sind". Die nächsten Lebensmittelmärkte sind ein paar Kilometer weiter, zu Fuß also nicht mehr zu erreichen. Die Leute, die sich in die Unterschriftenlisten eingetragen haben, wollen, dass sich Verwaltung und Stadtrat mit dem Thema Neuansiedlung erneut beschäftigen - und zwar in ihrem Sinn. Und Rado Schauby möchte Oberbürgermeisterin Charlotte Britz demnächst die Unterschriften überreichen. Die Hoffnung hat auch sie noch nicht aufgegeben.

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