Tierheim-Serie Drei Hunde warten auf erfahrene Tierfreunde

Alt-Saarbrücken · Lexa, Cooper und Laika sitzen nicht etwa im Heim, weil sie jemand ausgesetzt hat. Ihre Vorbesitzer waren mit ihnen überfordert.

 Cooper, ein 2014 geborener, freundlicher Labrador-Mix, muss vor allem lernen, ein paar Stunden allein zu bleiben.

Cooper, ein 2014 geborener, freundlicher Labrador-Mix, muss vor allem lernen, ein paar Stunden allein zu bleiben.

Foto: Lukas Weber

Für etwa 50 Hunde ist das Bertha-Bruch-Tierheim in diesen Januartagen das Zuhause. In hellen, neuen Bauten kümmern sich Haupt-. und Ehrenamtliche um die vierbeinigen Bewohner. Aber so sehr die Leute vom Heim sich auch anstrengen: Die Hunde führen ein Leben im Zwinger, unterbrochen nur von ein paar Gassi-Runden und Streicheleinheiten. Nichts, was ein richtiges Zuhause ersetzen könnte.

Dabei hatten die meisten von ihnen schon ein Zuhause. Offensichtlich war das Glück nicht von Dauer. Sei es, weil der Besitzer starb oder weil die Tiere krank wurden und damit dem bisherigen Halter zu teuer erschienen. Von der Zeit, die ein Hund seiner Familie abverlangt, ganz zu schweigen.

Tina Waschetzko und Frederic Guldner vom Saarbrücker Heim-Team stellen in dieser „Wer will mich?“-Folge zwei weitere Gründe für das Scheitern einer Mensch-Tier-Beziehung vor: Es sind die Überforderung der Halter und als Folge die schlechte Erziehung der Schützlinge.

Die Opfer? „Das sind Hunde, die meist noch kein Jahr alt sind. Sogar Welpen landen im Tierheim, weil Besitzer überfordert oder gar überrascht sind, dass der Welpe nicht nur zum Kuscheln da ist, sondern auch erzogen werden muss“, sagt Waschetzko. Frederic Guldner ergänzt, dass binnen gerade mal zwei Wochen zwei Tiere ins Heim mussten, weil die Besitzer sie wegen Überforderung abgaben.

Waschetzko und Guldner wissen nur zu gut, wie schnell – und unüberlegt – Erwachsene sich mitunter für einen Hundekauf entscheiden. Mal passiert es, weil der Welpe ja „so süß“ aussieht, mal weil das Kind quengelt, bis ihm die Großen seinen Wunsch erfüllen.

Dann wiederum kaufen Menschen sich einen Hund, weil Mitleid den Blick trübt. Mitleid etwa mit dem kleinen Welpen, den ein illegaler Händler hastig vom Lastwagen aus verhökert. Die Kleinen landen bei Besitzern ohne jede Erfahrung. So schnell wie der Hund groß wird, wächst den Haltern die Erziehung über den Kopf. Aus dem drolligen Welpen wird plötzlich ein großer, starker Junghund, der ohne konsequente Erziehung immer schwieriger zu bändigen ist.

Der nächste Schritt ist dann oft genauso übereilt, der Verkauf des Tieres, heute oft im Internet. Das heißt für den Hund: wieder fremde Leute, neue, prägende und womöglich folgenschwere Eindrücke. Wenn so ein Welpe schon mit zehn Monaten durch drei Hände gegangen ist und letztlich im Tierheim ankommt, konnte er weder eine Bindung aufbauen noch sich normal entwickeln.

Guldner und Waschetzko fassen die wichtigsten Anforderungen und Fragen an alle zusammen, die einen Hund haben wollen: „Denken Sie genau nach, ob das Tier in fünf, aber auch noch in zehn Jahren in Ihrem Leben Platz hat, ob Sie es sich leisten können, wenn das Tier einen Unfall hat oder chronisch krank wird und vor allem: Erkundigen Sie sich über Eigenschaften und Bedürfnisse der gewünschten Rasse, kaufen Sie das Tier nicht nur nach seinem Aussehen. Haben Sie genug Zeit für den Hund? Und was passiert mit ihm, wenn Sie in Urlaub fahren?“

Wer dann tatsächlich sein Tier abgibt, sollte wenigstens ehrlich sein. Die Tierschützer bezweifeln stark, dass sie immer die Wahrheit erfahren. Wird der Hund tatsächlich aus Zeitmangel ins Tierheim gebracht? Oder liegt es doch an seiner chronischen Krankheit? Hat der Hund wirklich gebissen? Oder möchten sich die Halter nur nicht eingestehen, dass sie mit der Erziehung überfordert sind?

Genau das brachte die drei Hunde ins Heim, die in dieser „Wer will mich?“-Folge die Chance auf ein neues Leben bekommen. Ein Leben mit Haltern, die sich der Bedürfnisse und Eigenheiten des Tieres bewusst sind. Laika wurde über Kleinanzeigen im Internet verkauft und war bereits einen Tag später im Tierheim. Sie ging in ihrem kurzen Leben schon durch ein paar Hände, hat aber in keinem ihrer bisherigen Zuhause eine Erziehung genossen. Im Heim zeigte sie sich anfangs verstört und aufgeregt, doch von Tag zu Tag legte sich das.

Name: Laika

Rasse: Schäferhund

Geschlecht: weiblich

kastriert: nein

Alter: geboren 2017

Mittlerweile zeigt sie die typischen Schäferhund-Eigenschaften: treu, verspielt, sehr gelehrig und anhänglich. Laika sucht Menschen, die sie geistig und körperlich beschäftigen und mit ihr eine ausgeglichene Hund-Mensch-Beziehung aufbauen. Sportliche Menschen, bestenfalls mit Hundeerfahrung, wären für sie geeignet.

Lexa kam ebenfalls wegen Überforderung der Besitzer ins Heim und stammt aus Spanien. In Deutschland angekommen, wurde sie in ihrem kurzem Leben schon zwischen mehreren Händen hin- und hergereicht. Lexa hat in keinem ihrer bisherigen Zuhause eine Erziehung genossen und muss noch sehr viel lernen. Der Besuch einer Hundeschule ist daher dringend anzuraten. Lexa ist freundlich und geht neutral auf fremde Menschen zu. Sie verträgt sich mit anderen Hunden und Katzen und wohnte schon mit älteren Kindern zusammen.

Name: Lexa

Rasse: Podenco-Mix

Geschlecht: weiblich

kastriert: nein

Alter: geboren 2016

Cooper, der Rüde auf dem großen Foto, ist ein kastrierter Labradormix. Er kam jung ins Heim, da die Halter überfordert waren. Die erste Vermittlung scheiterte, weil er nicht allein sein wollte. Guldner sagt über Cooper: „Dieser freundliche Hund geht offen auf Menschen zu. Er liebt es, ausgiebig gestreichelt zu werden, und ist anhänglich. Cooper muss als großer Hund ausgelastet sein. Er benötigt eine konsequente Erziehung und hundeerfahrene Menschen. Er musste früher nicht allein zu Hause bleiben.“ Üben die neuen Besitzer das mit Cooper ein, haben sie einen Freund fürs Leben.

 Laika sucht ein Zuhause

Laika sucht ein Zuhause

Foto: Frederick Guldner
 Lexa sucht ein Zuhause

Lexa sucht ein Zuhause

Foto: Frderic Guldner/Frederic Guldner

Weitere Infos über die Tiere täglich von 14 bis 17 Uhr, außer montags, unter (06 81) 5 35 50.

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