Mehr als 800 ZUhörer in der Allenfeldhalle Doch die Ängste haben sich nicht verflüchtigt

Merchweiler/Quierschied · Thema Grubenflutung und die möglichen Folgen: Gewaltiges Publikumsinteresse an den Erkenntnissen eines Gutachters.

 Gefährdet Grubenflutung unser Grundwasser? (Symbolbild)

Gefährdet Grubenflutung unser Grundwasser? (Symbolbild)

Foto: picture alliance / dpa/Jan-Peter Kasper

Die Parkplätze im Umfeld der Allenfeldhalle in Merchweiler waren schon eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn überfüllt. Die 500 vorbereiteten Sitzplätze in der Halle reichten nicht aus, das Team von Merchweilers Bürgermeister Patrick Weydmann sorgte mit Hochdruck für zusätzliche Sitzgelegenheiten. Am Ende waren handgezählt über 830 Bürgerinnen und Bürger zur Informationsveranstaltung hinsichtlich des Themas Grubenflutung  gekommen, viele aus dem Sulzbach- und Fischbachtal. „Ich bin über die Resonannz hocherfreut“, sagte Weydmann über den gelungenen Abend, „wir haben in den letzten Tagen schon gemerkt, dass das Interesse groß ist.“ Darum war man mit der gemeinsamen Veranstaltung der Gemeinden Merchweiler, Eppelborn, Quierschied, Illingen und Schiffweiler vorsorglich vom großen Kuppelsaal im Rathaus Wemmetsweiler in die deutlich größere Sporthalle in Merchweiler umgezogen.

Illingens Bürgermeister Armin König eröffnete die Vortragsreihe. Der CDU-Politiker ist erklärter Gegner der RAG-Pläne, den Grubenwasserspiegel in zwei Stufen ansteigen zu lassen. „Die RAG will komplett fluten. Man hat sich diese Salami-Taktik einfallen lassen, weil man das Projekt sonst nicht durchbekommt“, sagte König, der sich mit seiner Meinung auch in der eigenen Partei nicht nur Freunde gemacht hat: „Ich muss nicht jedermanns Liebling sein, ich vertrete wie meine Bürgermeister-Kollegen die Interessen unserer Bürgerinnen und Bürger.“ König warf der RAG vor, Gutachter angeführt zu haben, die „vom Tuten und Blasen keine Ahnung haben“. RAG-Chef Bernd Tönjes rede „Quatsch“ und sage „nicht die Wahrheit. Denn das Anlassen der Pumpen gehört zu den Ewigkeitslasten des Bergbaus.“

Im saarländischen Landtag beschäftigt sich der Ausschuss für Grubensicherheit und Nachbergbau mit dem Thema. Dessen Vorsitzender Eugen Roth (SPD) versuchte, die parlamentarische Arbeit der letzten 33 Monate in wenigen Minuten zusammenzufassen. „Oberstes Gebot muss sein, dass alle Gefahren für Mensch und Umwelt ausgeschlossen sind“, so Roth. Die RAG habe mittlerweile einer Erweiterung der Schadensvermutung zugestimmt. Dies sei „ein erster Erfolg“, sagte der gelernte Polizist, „ich bin kein Hydrologe oder Biologe. Darum muss auch für mich die Frage beantwortet werden: Ist ewiges Pumpen für Mensch und Umwelt besser als ein kontrollierter Anstieg?“

Beantworten wollte aber auch Experte Professor Jürgen Wagner von der Grubenwasser- und Geoforschung GmbH diese Frage nicht. Er versuchte mit einer Zusammenfassung seines ursprünglich 440-seitigen Gutachtens die teils emotional geführte Diskussion zu versachlichen. „Ich bin weder für noch gegen eine Flutung. Ich liefere Entscheidungsgrundlagen“, sagte Wagner, dessen Berechnungen sich allerdings nur auf die erste Stufe - einen Anstieg auf 320 Meter - beziehen. Eine Beeinträchtigung des Grundwassers sei dabei nicht zu erwarten. Wohl aber mit Geländehebungen aus hydraulischen Gründen vor allem in den Bereichen Sulzbach, Neunkirchen, Saarbrücken und St. Ingbert. In Saarbrücken und Fischbach müsse man mit erhöhtem Ausgasen von Methan rechnen. Wie kritisch das ist, bleibt aber für den Laien auch nach dem Referat schwer einzuschätzen. „Der Mann ist fähig ohne Ende, aber der Vortrag noch zu fachspezifisch“, sagte ein Zuhörer und seine Nachbarin ergänzte: „Ich hatte mir erhofft, schlauer zu werden. Jetzt bin ich ich eher mehr verunsichert.“

Denn in der anschließenden Diskussion berichteten ehemalige Bergleute von Altölresten, von krebserregendem PCB, Asbest und Formaldehyd, von gesundheitsgefährdenden Phenolen. Auch hier konnte Wagner Ängste nehmen, aber nicht gänzlich ausräumen. Darum schloss sich die Mehrheit der Anwesenden wohl der Meinung von Neunkirchens Bürgermeister Jörg Aumann an. Der sagte: „Für mich ist klar, dass weiter gepumpt werden muss. Allein die Gefahr für die Infrastruktur wie Wasser- und Gasleitungen ist viel zu hoch.“ Viele unterschrieben darum die Unterstützerschrift der Bürgerbewegung „Wasser ist Leben - Saar-Heimat schützen - Grubenflutung stoppen“.

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