Betroffene berichten Diskussion im Saarbrücker Wohnzimmer

Saarbrücken · Aktion gegen Wohnungsnot: Caritas lud unter anderen den Innenminister auf den St. Johanner Markt.

 Wilfried Naumann, Teilnehmer der Aktion, Caritasdirektor Michael Groß, Innenminister Klaus Bouillon, Jutta Trémezaygues, Diplom Sozialpädagogin, Hannelore Emerhardt, Teilnehmerin der Aktion, Peter Forster, Mitglied des Caritasrates, Karin Meyer, Moderatorin des Saarländischen Rundfunks (v.l.).

Wilfried Naumann, Teilnehmer der Aktion, Caritasdirektor Michael Groß, Innenminister Klaus Bouillon, Jutta Trémezaygues, Diplom Sozialpädagogin, Hannelore Emerhardt, Teilnehmerin der Aktion, Peter Forster, Mitglied des Caritasrates, Karin Meyer, Moderatorin des Saarländischen Rundfunks (v.l.).

Foto: BeckerBredel

Ein Teppich auf dem Kopfsteinpflaster, ein Schrank und ein Sofa. Drei Schritte weiter der Brunnen auf dem St. Johanner Markt. Unter freiem Himmel hat die Caritas ein Wohnzimmer aufgebaut, mit Stehlampe und Couchtisch. Sie wollte aber damit keinen Raum für eine gemütliche Freiluft-Pressekonferenz schaffen, sondern für einige Zeit eine Art Mahnmal errichten. „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ – unter diesem Motto machte der Caritasverband für Saarbrücken und Umgebung am Freitag darauf aufmerksam, dass bezahlbarer Wohnraum in Saarbrücken und im Regionalverband fehlt.

In dem aufgebauten Wohnzimmer auf dem St. Johanner Markt diskutierten Innenminister Klaus Bouillon (CDU), Baudezernent Heiko Lukas und Caritasdirektor Michael Groß mit weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Caritasverbandes über die angespannte Wohnraumsituation im Regionalverband. Denn laut einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung aus dem Jahr 2018 fehlen in Saarbrücken etwa 17 000 Sozialwohnungen. Die Caritas-Mitarbeiter würden immer wieder feststellen, wie schwierig es geworden sei, bezahlbaren Wohnraum für ihre Klienten zu finden, betonte die Organisation schon in der Einladung zur Diskussion. Vor allem Menschen mit kleinem, zunehmend aber auch Menschen mit mittlerem Einkommen, hätten hier immer mehr Probleme. Längst seien nicht nur Randgruppen von diesem Wohnungsmangel betroffen, sondern das Problem sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Selbst Menschen mit geregeltem Einkommen seien von Wohnungsnot betroffen. Daher fordere die Caritas im Saarland „Wohnen darf keinesfalls zum Luxusgut werden“.

„Es ist schwer, Wohnungen zu finden, vor allem für Personen mit einer Gehschwäche. Es gibt Wohnungen, die liegen dann aber oft im dritten Stock, in einem Haus ohne Fahrstuhl. Das macht es für diese  Personen unmöglich“, erklärte Peter Forster, Mitglied im Caritasrat, einem Organ des Caritasverbandes: „Saarbrücken macht immer mehr Schritte in die richtige Richtung. Allerdings fehlt noch ein gutes Stück. Wohnraum muss geschaffen werden, sodass sich der Mietpreis einpendeln kann.“

Innenminister Klaus Bouillon zeigte sich betroffen. „Sozialer Wohnungsbau muss geschaffen werden. Wie jeder weiß, ist in den letzten Jahren zu wenig passiert“, sagte der Minister: „Ich bin selbst in einer Sozialwohnung groß geworden, ohne Bad und ohne alles. Ich möchte mich jetzt dafür einsetzen und diese Situation ändern. Wer kann heute schon noch ein Haus bauen? Das ist für viele nicht mehr machbar.“ Betroffene, die die Caritas eingeladen hatte, schilderten ihre persönliche Not eindrucksvoll:

Hannelore Eberhardt, von einer Lungenkrankheit und von Wohnungsnot selbst betroffen, forderte stärkere Kontrollen  der zuschussgebenden Behörden. Der Staat bezahle die Wohnungen, nehme die Eigentümer aber nicht ausreichend in die Pflicht. Baudezernent Heiko Lukas erinnerte an die von der Stadt Saarbrücken festgesetzten Neubauquoten. Innenminister Klaus Bouillon erinnerte daran, dass das Land längst höhere Zuschüsse für Investoren biete. Konkrete Maßnahmen seitens der Politiker vermissten die Zuhörer. Eberhardt: „Ich bleibe dabei, dass hier zu wenig passiert.“

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