Das sind die Kandidaten im Wahlkreis Saarbrücken Sie wollen in den Bundestag einziehen
Saarbrücken · Im Endspurt zur Bundestagswahl stellt unsere Zeitung die Direktkandidaten der verschiedenen Parteien im Wahlkreis 296 vor.
CDU-Kandidatin Annegret Kramp-Karrenbauer und SPD-Kandidatin Josephine Ortleb sind die wohl prominentesten Gesichter im Kampf um ein Abgeordnetenplatz im Bundestag für den Wahlkreis Saarbrücken/296. Doch auf dem Stimmzettel tummeln sich noch zehn weitere Kandidaten anderer Parteien, die per Erststimme gewählt werden können. Wir stellen sie kurz vor. Die Reihenfolge richtet sich nach der Platzierung auf dem Wahlzettel.
Für die Linke tritt Mark Baumeister an. Der 45-Jährige wohnt in Saarbrücken. Er ist seit 2004 politisch aktiv und Beisitzer im Linken-Kreisvorstand Saarbrücken. Für den Politischen Gewerkschaftssekretär und Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Region Saar, stehen die Themen Arbeitsmarktpolitik, Tarifpolitik, Sozialpolitik, Transformation und Umweltschutz an oberster Stelle. „Ohne Stahl stirbt Dein Lokal“, hat er sich auf die Fahne geschrieben. In Berlin will er für das Saarland „gemeinsam mit den Gewerkschaften und der Arbeitskammer dafür kämpfen, dass das Thema nicht wie bisher zwischen Schwarz-Rot zerrieben wird, sondern kompetent entwickelt wird“. Gleiches gelte für die Automobil- und Zulieferindustrie. Außerdem möchte Baumeister sich für eine höhere Rente und die Rücknahme der Rente mit 67 starkmachen sowie „für die Überwindung von Hartz IV und die Einführung einer Mindestsicherung von 1200 Euro“.
Für die AfD tritt Boris Huebner an. Der 51-jährige Unternehmer lebt in Völklingen. Seit 2015 ist er politisch aktiv. Er ist Vorsitzender des Landesfachausschusses für Demokratie, Grundwerte und Europa und arbeitet in der Landesprogrammkommission mit. „Ich setze mich ein für mehr Freiheit und Bürgerrechte und bin absolut gegen einen Zensur- und Überwachungsstaat. Es darf auch keine Einschränkungen der Meinungsfreiheit geben.“ Außerdem will er „den Krieg gegen das Auto und gegen das CO2 beenden“. Verbrennungsmotor und traditionelle Autmobilindustrie müssten erhalten bleiben – Elektromobiltät koste Arbeitsplätze. „Ich möchte mich für eine wirtschaftliche Stärkung des Saarlands einsetzen.“ Das Land müsse zu einem „Handels-, Technologie- und Bildungszentrum“ werden. Dafür müssten Genehmigungsverfahren und andere Prozesse beschleunigt und Steuern gesenkt werden.
Für die FDP geht Helmut Isringhaus ins Rennen. Der 72-jährige Herz- und Thoraxchirurg lebt in Saarbrücken. Seit seiner Studienzeit ist er politisch aktiv, 1978 trat er der FDP bei. Aktuell ist er Fraktionsvorsitzender der FDP-Fraktion im Saarbrücker Stadtrat sowie stellvertretender Landesvorsitzender und Vorsitzender des Ortsverbandes St. Johann-Nord in Saarbrücken. Außerdem Gesundheitspolitischer Sprecher der Saar FDP. Seine Schwerpunkte sind die Gesundheitspolitik, Klimapolitik und die damit zusammenhängende Krise der Automobilindustrie sowie Migrationspolitik. Was er in Berlin für das Saarland erreichen möchte? Vergleichbare Lebensbedingungen wie für Bürger in anderen Regionen. Das sei hier nicht gegeben und werde durch die Veränderungen in der Wirtschaft weiter gefährdet. Er fordert „klare und verlässliche Rahmenbedingen“ der Politik und „bürokratische Entlastung und keine weitere finanzielle Belastung“ für Unternehmen. Bei der Gesundheitspolitik müsse die ambulante und stationäre Versorgung in Stadt und Land neu gedacht werden.
Lukas Matheis ist der Direktkandidat DIE PARTEI. Der 31-Jährige lebt in Saarbrücken. Der gelernte Tischler studiert derzeit Produktdesign und arbeitet als Barkeeper. Politisch aktiv sei er schon sein Leben lang – seit 2019 ist er Mitglied in der Partei. Kürzlich hat er den „Radikalen Flügel“ in seiner Heimatstadt gegründet. Zu seinen politischen Schwerpunkten gehört, die Digitalisierung voranzutreiben, für Klimaneutralität zu kämpfen und einheitliche Systeme für Behörden auf den Weg zu bringen. Seine Partei wird allgemein als Satirepartei gesehen – und so fordert Matheis auch „einen antifaschistischen Schutzwall (Mauer) zu Ostdeutschland und Rheinland-Pfalz“ oder die „Zwangsenteignung alle CDUler und FDPler, um die Rentenkasse zu entlasten“. Das Saarland ist für ihn ein „schönes und wunderbares Bundesland“, das allerdings nicht genug positiv beachtet würde. Das will Matheis ändern. Unter anderem kündigt er an: „Ich werde dafür sorgen, dass das Saarland grünen Stahl bekommt und er wieder weltweit auf den Markt kommt.“
Für die Freien Wähler geht Hans Peter Pflug ins Rennen. Er wurde 1956 in Homburg geboren und lebt in Püttlingen. Zuletzt war der Lkw- und Baumaschinenschlosser als Unternehmer tätig. Politisch aktiv sei er schon länger, seit 2019 ist er Mitglied der Freien Wähler. Seine politischen Schwerpunkte sind Klima- und Umweltschutz durch die Weiterentwicklung der Wind-,
Solar- und Wasserstoff-Technologien – was aber nicht durch hörere Steuerabgaben auf die Bürger umgewälzt werden dürfe. Er fordert zudem, mehr Güterverkehr auf die Schienen zu verlegen. In Berlin will er für „die Verbesserung der sozialen Verhältnisse von Kindern und Rentnern, eine vernünftige, bezahlbare Energiewende, die Abschaffung prekärer Arbeitsverträge und den respektvollen Umgang mit Mensch und Tier“ kämpfen. Außerdem will er Politik bürgernäher gestalten und „die Interessen der Menschen in den Mittelpunkt“ stellen.
Rolf Tickert tritt für die MLPD an. Der gebürtige Schwabe ist Jahrgang 1955 und lebt seit 1974 im Saarland. Seit er 14 ist, engagiere er sich politisch, 1981 trat er der MLPD bei. Er ist auch Spitzenkandidat der Landesliste. Vor einigen Monaten ging er in Rente, zuvor war er als Chirurg tätig. Als Arzt will er für eine „bessere medizinische Versorgung in der Fläche und bessere Bezahlung der Beschäftigen im Gesundheitswesen“ kämpfen. Denn: „Gesundheit darf kein Geschäft sein.“ Außerdem fordert er, dass die Verbrennung aller fossilen Energien gestoppt wird. Solidarität liegt ihm am Herzen, deshalb sollten seiner Meinung nach die Sozialbeiträge als Steuer (rund 6,5 Prozent) vom Unternehmensumsatz bezahlt werden. Das entlaste auch kleine und mittlere Betriebe. Letztlich brauche es ein „sozialistisches Gesellschaftssystem“. Tickert fordert eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. Die Transformation der Wirtschaft dürfe nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen werden.
Steffi Richter ist Direktkandidatin der Basisdemokratischen Partei Deutschlands. Sie ist Jahrgang 1965 und lebt in Saarbrücken. Sie ist staatlich anerkannte Ergotherapeutin in eigener Praxis. Politisch aktiv ist Richter seit November 2020, davor „war ich politisch interessiert und aufmerksam“. Richter ist auch Spitzenkandidatin der Landesliste. Ihre politischen Schwerpunkte: „Grundsätzliches Ziel unserer Partei ist es, auf Bundesebene basisdemokratische Elemente (Volksabstimmung/Bürgerbefragung) in unserer Gesellschaft und Politik zu installieren und voranzubringen.“ In Berlin will sie erreichen, dass die Bürger umfassender informiert und befragt werden. „Politische Entscheidungsfreiheit zwischen den Wahlen und Selbstverantwortung stellen den Gegenentwurf zur staatlichen Bevormundung dar.“
Nico Herrmann tritt für die ÖDP an. Der 22-jährige Saarbrücker leistet aktuell einen Bundesfreiwilligendienst. Seit 2018 ist er politisch aktiv. Er ist Beisitzer im Landesvorstand der ÖDP und stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Ökologen (JÖ) RheinSaarPfalz. Seine Schwerpunkte sind Klima/Umweltschutz, Familie, Regionalität und fairer Handel; er ist gegen Firmen- und Konzernspenden an die Parteien, außerdem für eine artgerechte Tierhaltung. Was er für das Saarland in Berlin erreichen will: „Dass die Wasserstofftechnologie bei Pkws flächendeckend ausgebaut wird.“ Gleichzeitig will er einen „erheblichen“ Ausbau der dafür notwendigen Tankstellen vorantreiben. „Natürlich sollte ebenfalls darauf geachtet werden, dass die Herstellung der Fahrzeuge und des Wasserstoffs allein aus erneuerbaren Energien erfolgt.“
Gerhard Wenz geht für die Grünen ins Rennen. Der 68-Jährige lebt in Saarbrücken und war zuletzt tätig als Chemieprofessor an der Saar-Uni. Den Grünen ist er 2010 beigetreten, 2019 war er Kandidat auf der Bundesliste bei der Europawahl. Seine politischen Schwerpunkte sind Klimaschutz und Industriepolitik. „Ich setze mich ein für den Erhalt unseres natürlichen Lebensraums und der Transformation der Industrie bis hin zur Klimaneutralität unter Erhalt der Arbeitsplätze.“ In Berlin will er sich für eine bessere Bahnanbindung des Saarlandes und die komplette Elektrifizierung der Bahnstrecken stark machen. Außerdem müsse das Saarland an „das zukünftige internationale Wasserstoffnetz angeschlossen werden“, etwa für die Produktion grünen Stahls. Für alle Maßnahmen möchte er mehr Bundes- und EU-Mittel durchsetzen.
Stephan Poss ist Einzelbewerber. Der 50-jährige Unternehmens- und Personalberater lebt in Kleinblittersdorf. Erst seit diesem Jahr ist er politisch aktiv. Als Einzelbewerber möchte er für das Saarland „eine unabhängige Stimme sein, welche für eine bürgernahe, transparente und gerechte Politik eintritt“. Er fordert die Einführung von Volksbegehren auf Bundesebene und eine Politikerhaftung ähnlich wie bei groben Verstößen im Management. Außerdem will er ein Zeichen gegen Lobbyismus setzen. „Der Mensch muss wieder mehr im Fokus stehen.“ Durch sein Direktmandat, sagt er, würden einige Ausgleichsmandate wegfallen, „was zu einer Verkleinerung des Bundestags führen würde“.