Tierheim-Serie Diese drei wollen einfach was zu tun haben

Regionalverband · Sie wurden ausgesetzt, oder die Besitzer gaben sie ab. Jetzt brauchen die Hunde ein Zuhause. Und einen Alltag voller Abwechslungen.

 Anka, ein  Schäferhund-Mischling, strotzt vor Energie. Die Hündin braucht viel Auslauf. Und wenn sie dann nach dem „Such!“-Befehl einer Fährte aus Leckerli folgen kann, ist ihr Glück vollkommen.

Anka, ein  Schäferhund-Mischling, strotzt vor Energie. Die Hündin braucht viel Auslauf. Und wenn sie dann nach dem „Such!“-Befehl einer Fährte aus Leckerli folgen kann, ist ihr Glück vollkommen.

Foto: THS

Ein flüchtiges Streicheln in der Wohnung, während im Fernsehen die Lieblingsserie läuft. Kurz Stöckchen werfen, weil dem Menschen die Lust aufs Gassigehen rasch vergeht und die warme Wohnung lockt. Ein paar gute Worte, sofern Herrchen oder Frauchen gerade Zeit hat zwischen zwei Telefonaten und dem Blick in den Computer. Das reicht nicht für ein erfülltes Hundeleben. Aber wie beschäftige ich meinen Hund richtig? Frederick Guldner, der Sprecher des Saarbrücker Bertha-Bruch-Tierheims, findet, dass sich das jeder fragen sollte. Er kennt Opfer menschlicher Gedankenlosigkeit und Bequemlichkeit allzu gut. Diesen armen Hunden ist im Heim lange anzumerken, dass sie im früheren Zuhause nur das fünfte Rad am Wagen waren.

Für Tierschützer Guldner steht fest, dass Hundebesitzer ihrem Freund  Tag für Tag viel zurückgeben sollten, ist er doch treuer Gefährte und einfühlsames Familienmitglied zugleich. Er integriert sich in den Alltag und passt sich an, so gut es geht. Da findet es der Tierheimsprecher  nur recht und billig, diesen Lebewesen ein abwechslungsreiches Dasein zu bieten.

Doch wie wir als Menschen unsere Vorlieben haben und bestimmte Dinge besonders gern unternehmen, hat es auch Sinn, sich zu fragen, was es heißt, einen Hund abwechslungsreich und artgerecht zu beschäftigen.

Wer das tut, wird es nicht bereuen. Ein ausgedehnter Spaziergang und Beschäftigungsmöglichkeiten jeden Tag sorgen für einen ausgeglichenen Hund und eine gute Mensch-Tier-Beziehung.

Wer dem Leben mit dem Freund auf Pfoten nach den langen Wintermonaten neuen Schwung geben möchte, hat gerade jetzt die Gelegenheit dazu. Im Frühling, wenn die Luft wieder milder wird, gehen unsere Hunde umso lieber spazieren und halten sich gern lange draußen auf. Wie sich diese Runden an der frischen Luft noch unterhaltsamer gestalten lassen, wollen wir anhand der drei Tierheim-Schützlinge vorstellen, die wir in dieser „Wer will mich?“-Folge vorstellen.

Jacky ist mit seinen etwa 13 Jahren der zweitälteste Hund im Tierheim. Doch anmerken lässt er sich das nicht. Jacky ist total sportlich und liebt das Apportieren. Kaum ist der Ball  geworfen, da steht Jacky wieder vor seinem Begleiter und legt ihm das Bällchen zum nächsten Wurf vor die Füße.

Doch übertreiben sollten die Menschen nicht.  Jacky  kommt als Senior schon ordentlich aus der Puste. Und seinen Gelenken ist das Rennen, Springen und abrupte Stoppen nicht förderlich.

Daher sollte Jacky besser schwimmen gehen und sein Spielzeug aus dem Wasser zurückbringen. Das Schwimmen schont die Gelenke. Und wenn er in einem flachen Tümpel mit niedriger Uferkante spielen kann, dann bedankt sich auch die Hüfte des Seniors.

Etwa sechs Jahre jünger als Jacky ist der 2011 geborene Schäferhund-Mischling Anka.  Für die Betreuer ist sie „unser Powerpaket schlechthin“. Als große Hündin braucht sie natürlich viel Auslauf, doch manchmal reicht auch das nicht aus, um Anka vollkommen auszulasten. Sie wirkt im Tierheim sehr gelangweilt und leider auch unterfordert. Anka zeigt dies gern, indem sie sich in Stöcke verbeißt oder sich an ihrer Hundehütte zu schaffen macht.

Für Anka ist das Fährtentraining perfekt geeignet. Frederic Guldner erläutert, wie es abläuft: „Vor dem Spaziergang legen wir eine Fährte mit Leckerli aus. Anka muss ihre Nase und ihren Geruchssinn einsetzen, wenn sie das Kommando ,Such!’ hört.“

Die Fährtensuche ist für einen Hund eine sehr große geistige Anstrengung. Schon zehn Minuten dieser Kopfarbeit sind sehr anstrengend. Doch sorgen diese Trainings bei gelehrigen, temperamentvollen Hunden wie Anka für eine Auslastung, die ihr kein einfacher Spaziergang geben kann.

Sami, ein kleiner Mischling, kam um das Jahr 2010 zur Welt und fristete als junges Tier ein Dasein als Straßenhund in Rumänien. Das Leben ohne Bezugspersonen macht es ihm bis heute schwer, schnell Vertrauen zu fassen. Er ist fremden Menschen gegenüber recht misstrauisch. Es gehört etwas Fingerspitzengefühl dazu, sein Vertrauen zu gewinnen.

Sami ist ein Energiebündel und zugleich ein äußerst schlaues Kerlchen. Er lernt schnell und weiß genau, was er für ein Leckerli tun muss. Sami führt gerne Tricks vor, und wenn er von seiner Bezugsperson ein „Hopp!“ hört, ist ihm klar, dass er auf einen Baumstamm oder einen Felsen springen soll. Für Sami gehören zu jedem Spaziergang Training und Spiele, damit er richtig ausgelastet ist und wohlig müde in sein Domizil zurückkehrt.

 Jacky sucht Zuhause

Jacky sucht Zuhause

Foto: THS
 Mylady mit Silke Schröder

Mylady mit Silke Schröder

Foto: Barbara Cornetz
 Sami verbrachte seine Jugend als Straßenhund in Rumänien.

Sami verbrachte seine Jugend als Straßenhund in Rumänien.

Foto: THS

Das Hin- und Herspringen zwischen zwei Felsen, das Balancieren auf einem Stamm oder das Unterscheiden zwischen den Kommandos „Sitz“, „Platz“, und „Pfötchen“ sind für ihn leichte Übungen. Nur hatte er bisher keine Chance, seine Tricks in einem richtigen Zuhause vorzuführen. Aber das kann sich ja bald ändern. Dann nämlich, wenn Sami, Anka und Jacky das Heim in Richtung auf ein neues Leben verlassen.

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