Saarbrücken / Saarlouis „Das A und O ist die Liebe zum Beruf“

Saarbrücken/Saarlouis · Die Saarbrückerin Katharina von Oetinger ist die bundesweit beste Bäckerei-Fachverkäuferin mit Abschluss 2019.

 Katharina von Oetinger ist die beste Bäckerei-Fachverkäuferin des Abschlussjahres 2019.

Katharina von Oetinger ist die beste Bäckerei-Fachverkäuferin des Abschlussjahres 2019.

Foto: Thomas Seeber

Groß und glänzend thront er auf dem erhöhten Regal. So, dass er in der ganzen Filiale gut zu sehen ist. „Der ganze Betrieb ist stolz auf sie. Und es gab viel positive Rückmeldungen von den Kunden im Laden und auf unserer Facebook-Seite“, erzählt Birgit von Oetinger mit Blick auf den Pokal, der im Ladengeschäft der Bäckerei & Konditorei Welling in der Französischen Straße in der Saarlouiser City präsentiert wird. Und fügt hinzu: „Sowas hat auch Nachwirkungen auf die Attraktivität der Ausbildung“.

Die 56-Jährige ist die Geschäftsführerin der Firma. Die, die den Pokal bekommen hat, ist ihr bestens bekannt: Katharina von Oetinger ist nicht nur ihre Tochter, sondern wurde auch von ihr ausgebildet. Und das sehr erfolgreich. Die 26-Jährige ging bei der deutschen Meisterschaft der Bäckerjugend im November, bei der sich die Prüfungsbesten in den Ausbildungsberufen „Bäckerei-Fachverkäufer/in“ und „Bäcker/in“ maßen, als Siegerin hervor. Sie ist die beste Bäckerei-Fachverkäuferin des Abschlussjahres 2019.

An der Bundesakademie Weinheim überzeugte die Landessiegerin Saarland mit ihrer Präsentation zum Wettbewerbsthema „Die Welt der Comics“ – zusammen mit einer jungen Bäckerin widmete sie sich dem Thema „Der kleine Prinz“: Ein Schaufenster und die Deko gestalten, Snacks herrichten, Verkaufsgespräche führen – dies waren unter anderem ihre Aufgaben, die die Jury bewertete.

Am Anfang, gesteht sie, konnte sie mit dem „kleinen Prinzen“ nicht so viel anfangen. Sie war aufgeregt. Doch alles ging gut, das Ergebnis überzeugte. Und nicht nur hier lag die junge Frau, die in Saarbrücken lebt, vorne: Bei einem Online-Voting gewann sie den Publikumspreis „Bester Frühstücksteller“. Für die Erstplatzierte gab’s einen Fortbildungsgutschein über 3000 Euro, die Aufnahme in die Begabtenförderung des Deutschen Handwerks und einen Förderpreis der Wiesheu-Stiftung.

„Das fühlt sich sehr gut an“, sagt die blonde Frau mit den wachen, blauen Augen. Sie lächelt dabei. Die vielen Glückwünsche und Rückmeldungen seien „verrückt“ und „ungewohnt“, fügt sie hinzu. Sie ist glücklich über den ersten Platz: „Man sieht, es hat sich ausgezahlt, diesen Schritt zu machen.“

Dass sie nämlich einmal Bäckerei-Fachverkäuferin in der Firma werden würde, die einst ihr Opa Josef Welling 1962 gegründet hat, das hätte sie früher wohl selbst nicht gedacht. Nach dem Abitur hatte sie Sport studiert, bis kurz vor dem Bachelor. Nebenher hatte sie in den Filialen gejobbt.

„Das Studium hat mir zwar gefallen, aber ich habe nicht meine Zukunft da gesehen.“ Die junge Frau machte sich Gedanken, wägte ab. Und entschied sich dann, ihren Weg im Familienbetrieb zu gehen, die Ausbildung zu beginnen. Zum Erstaunen nicht nur ihrer Kommilitonen, sondern auch der Mama: „Ja, ich war überrascht“, sagt die. Jedes der drei Kinder sollte und konnte machen, was es wollte. Katharina war die einzige, die den Firmen-Weg wählte: „Man hat gesehen, es macht ihr viel Spaß.“

Dass sie alles „von der Pike auf“ lernt, war beiden sehr wichtig. Warenkunde, Hygiene, Verkauf – diese und noch viele weitere Punkte gehörten zu ihrer Ausbildung. Und schnell war klar, was ihr besonders liegt: das Verkaufsgespräch. „Ich kann mich sehr gut auf mein Gegenüber einstellen und mit den Kunden herausfinden, was sie wollen“. Ihre Mutter fügt lobend hinzu: „Katharina kann sich selbst, andere und die Arbeit sehr gut organisieren.“

Ihre Tochter setzte im Übrigen schon in der Lehre eins drauf: Parallel zu der (durch das Abitur) verkürzten Ausbildung konnte sie auch schon einen Teil der Meisterausbildung machen, erzählt sie, den „Fachwirt für kaufmännische Betriebsführung nach der Handwerksordnung“.

Ihre Ziele hat die junge Frau klar vor Augen: Im nächsten Jahr will sie den Meister machen. Und später, zusammen mit anderen, dann den Betrieb führen. Seit sie ausgelernt hat, hat sie bereits die Filialleitung in der Französischen Straße übernommen. „Die nächste Generation bereitet sich vor“, kommentiert ihre Mutter. Die Bäckerei & Konditorei Welling, die einst als Ein-Mann-Betrieb anfing, hat heute 160 Mitarbeiter und 16 Filialen im Kreis Saarlouis, erzählt sie.

„Das A und O ist die Liebe zum Beruf“, findet die ausgezeichnete Bäckerei-Fachverkäuferin. „Definitiv zufrieden“ sei sie mit ihrer Entscheidung, den Hörsaal gegen das Handwerk auszutauschen. Und der Sport spiele auch so immer noch eine wichtige Rolle, nun als „großes“ Hobby, wie sie es formuliert. Katharina von Oetinger spielt Volleyball, halbprofessionell, beim TV Holz. Zweite Bundesliga. Das heißt: Viermal die Woche Training plus Spiele – und hier ist sie mit ebenso viel Begeisterung dabei wie in ihrem Job.

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