Umwelt Die Saar hat, was des Anglers Herz begehrt

Saarbrücken · Werner Becker ist sehr zufrieden mit seinem Fluss. Becker kennt sich aus, er ist seit 32 Jahren Vorsitzender des Angler-Sportvereins Saarbrücken.

 Werner Becker an der Saar.    

Werner Becker an der Saar.    

Foto: Rich Serra

In der Saar schwimmen reichlich Fische. Und die lassen sich durchaus essen. Manch einer scheint von der Qualität des Wassers nicht überzeugt zu sein, aber Werner Becker weiß das besser. Man darf ihm das glauben. Der Mann war immerhin 20 Jahre lang Vorsitzender und Präsident des Fischereiverbands Saar, der heute in Dillingen sitzt, und ist noch weitaus länger der Vorsitzende des Angler-Sportvereins Saarbrücken, nämlich seit 32 Jahren. Ein Beleg, den Becker gern heranzieht: In der Saar gibt es die Forelle, die aus Weihern dorthin geschwommen ist, als Hochwasser die beiden Gewässer einmal zu einem großen Ganzen werden ließ. Das Erstaunliche dabei ist, dass dieser Fisch sich in unserem Fluss halten konnte und sogar noch weiter ausbreitet, er ist da normalerweise recht empfindlich. Also muss die Saar ja einigermaßen sauber sein. Im Regionalverband ist ihre Wasserqualität vergleichbar mit der um die 1920er-Jahre, erklärt Becker.

Der Angler-Sportverein Saarbrücken hat den Fluss vom Grenzstein, also ab Bahnhof Auersmacher bis runter zur Brücke Luisenthal fürs Angeln gepachtet, das sind 19,7 Kilometer, wobei der Teil unterhalb Burbachs bis zur Brücke ein Gemeinschaftsabschnitt mit dem Verein in Völklingen ist. Rund 300 bis 400 Mitglieder hat der Angler-Sportverein, Becker schätzt die Zahl derer, die geduldig am Fluss stehen und warten, dass einer anbeißt, auf 20 bis 30 am Tag. Wer dort angelt, muss nicht Vereinsmitglied sein, aber den Fischereischein und wenigstens eine Tageskarte besitzen.

Die Saar hat einiges zu bieten. Quasi die ganze Palette der Weißfische tummelt sich darin, Rotauge, Rotfeder, Brasse, Karpfen, Schleie und die Forelle. Und es gibt die Raubfische, Zander, Hecht, Barsch und Wells und den Aal, der gern den Laich von anderen Fischen frisst. Sie beißen gern jetzt im Winter, wenn sonst wenig Futter da ist. Vor sieben, acht Jahren wurde die Warnung laut, dass fettreiche Fische und insbesondere der Aal aus der Saar nur mit Vorsicht genossen werden sollten, weil sich Chemikalien wie das unsichtbare PCB, die im Fluss vorkommen, in deren Fett absetzen können. Aber die Warnung ist quasi verjährt, sagt Becker, das hat sich gebessert – vor allem im Saarbrücker Raum, noch vor der Mündung von Nied und Rossel. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann beim Fisch das Fett vom Filet komplett abtrennen und beim Braten weglassen. Das ist ohnehin klug. Denn dann verschwindet auch der modrige Geschmack, den das Tier mit dem Schlamm aufnimmt. Das Modrige landet im Fett, wenn man so will.

„Wunderschönes weißes Fleisch“ hat auch die Schwarzmeergrundel, wie Becker findet, sie ist halt nur ein bisschen klein, schmecke aber als Frittüre wunderbar. So machen es die Franzosen. Die Schwarzmeergrundel hat es als blinder Passagier in sogenanntem Bilgenwasser in unseren Fluss geschafft, das leere Kähne tragen, so lange diese ohne Ladung fahren. So liegen sie ruhig im Wasser und geraten nicht ins Trudeln. Als die Frachtschiffe in einem der saarländischen Häfen wieder Ladung aufgenommen haben, gossen sie dafür das Bilgenwasser aus dem Schwarzen Meer ab, wo sie vorher waren und mit dem sie dort unabsichtlich auch Getier wie die Grundel aufgenommen hatten. Vor allem für den Aal ist sie wichtig, der sie zum Fressen gern hat.

Dass die große Auswahl viele Sportfischer anlockt, scheint logisch. Wie wichtig die Saarfische aber darüber hinaus für manche Menschen geworden sind, lässt sich schwer sagen. Zu Kriegszeiten und kurz danach sahen viele im Angeln fast schon die einzige Möglichkeit, ihre Familie zu ernähren. Vor allem in der Stadt, wo es nicht so viel Platz fürs Vieh gab. Dass der Fisch der Angler auch heute noch auf deren Teller landet, ist klar. Die Tiere nach dem Fang zurückzusetzen, verstößt mit Ausnahmen sogar gegen das Deutsche Tierschutzgesetz. Wie viele Saarbrücker sich damit aber regelrecht ernähren, weil sie vielleicht nur wenig Geld zur Verfügung haben, lässt sich schwer sagen. Es mag eine Ausnahmeerscheinung sein, vermutet Becker.

Seinen Angaben zufolge steigen die Fälle von Schwarzfischerei aber jedenfalls an: „Wenn die Leute nichts mehr haben und da ihre Chance sehen, wird es das auch geben.“

Kontrollen unternehmen die Wasserschutzpolizei oder die Polizei und staatlich geprüfte Kontrolleure. Auch Interne des Angler-Sportvereins kontrollieren, und sie hatte Becker in den Neunzigern mal gebeten, auf jene Kontrollen wenigstens bei Burbach zu verzichten, als viele Jugoslawien-Flüchtlinge regelmäßig dort illegal fischten. „Die hatten nichts. Sollte ich ihnen jetzt auch noch das wegnehmen?“

Aber auch wer legal angelt, kann Geld sparen, wenn auch nur auf den zweiten Blick. Grundvoraussetzung ist der staatliche Fischereischein. Der Lehrgang über eine Woche und die Prüfung kosten zusammen im schlimmsten Falle 150 Euro. Dann braucht es noch die Tagesschein für fünf Euro, die der Angler-Sportverein verkauft – der Monatsschein kostet 20 und der Jahresschein 70 Euro.

Wer dann aber einen Zander von vier Kilo rauszieht, hat einen Fisch für 80 Euro im Köcher. Angeln ist für die meisten in Saarbrücken Hobby und Erholung. „Aber trotzdem rechnet sich das“, sagt Werner Becker.

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