Meinung Die Industriekultur erhält neuen Impuls
Kein einziges Gebäude auf dem Brebacher Werksgelände steht unter Denkmalschutz. Doch niemand wird diesen Ort verlassen, ohne eine immense emotionale Kraft zu spüren: In diesen saarländischen Industriehallen, die auf ihre Total-Ausweidung warten, läuft das Requiem für die gesamte deutsche Automobilindustrie.
Doch zweifelsohne kann es im Saarland kein zweites Hüttendenkmal, kein zweites Völklinger Weltkulturerbe geben. Was es allerdings geben muss, ist jetzt unstrittig: eine Erweiterung der bisher auf technische Prozesse fokussierten industriekulturellen Perspektive. Das Völklinger Weltkulturerbe versteht sich als ein Erinnerungsort für die Eisenherstellung, die Produkte der Eisenindustrie blieben bisher außen vor. Doch Halberg Guss liefert diesen Aspekt nun nach, liefert Alltags-Gegenstände, über die sich regionale Firmen-, Sozial- und Kulturgeschichte besonders originell und menschlich erzählen lässt. Dass die Sicherung dieser Kulturgüter bei den Gusswerken nicht, wie so häufig, in größter Hast und womöglich auch noch in Konfrontation mit dem Eigentümer passieren muss, ist Insolvenzverwalter Abel nicht hoch genug anzurechnen. Der heikelste Punkt wartet freilich nach der Rettung: die Präsentation, dafür braucht es nicht nur ein cleveres Konzept, sondern auch Geld. Die Alternative, alles in Depots und Archive zu schicken, ist keine. Es wäre eine tiefe Verletzung für das, was nicht nur Nostalgiker die saarländische Seele nennen.