Gibt es tatsächlich ein Bienensterben? „Die Honigbiene ist ein Sympathieträger“

Dudweiler · Gut besucht war eine Veranstaltung in Dudweiler, bei der sich alles ums Thema Bienen drehte. Experten kamen hier zu Wort.

 Einige Menschen machen sich Sorgen um den Fortbestand der Honigbiene.

Einige Menschen machen sich Sorgen um den Fortbestand der Honigbiene.

Foto: Michael Reichel

„Es gibt kein Bienensterben“: Das war sicher eine überraschende Meinung, die kürzlich in Dudweiler vertreten wurde. Zu der Diskussion zum Thema „Bienen in Gefahr?“ hatten der Ortsverband Dudweiler von Bündnis90/Die Grünen und die Landesarbeitsgemeinschaft Tierschutz eingeladen. Markus Tressel (MdB) moderierte die Veranstaltung. Mehr als 60 Besucher hatten sich im Bürgerhaus eingefunden. Susanne Meuser vom Fachbereich Zoologie an der Saar-Universität ist Diplom-Biologin und Imkerin. Sie vertrat eingangs beschriebene Meinung und erklärte, dass man zwischen Honigbiene und weiteren Arten unterscheiden müsse. Das Wichtigste dabei: „Die Honigbiene ist ein Sympathieträger“. Deswegen würden sich vermehrt Berichte in der Presse dazu finden. Natürlich gebe es Probleme, wenn durch unnötige Neubauten oder immer stärkere Versiegelungen im heimischen Garten immer mehr Nahrungsquellen wegfallen würden.

Ein wenig Recht gab ihr Christian Pfeil. Der Vorsitzende des Landesverbandes saarländischer Imker bezeichnete sich selbst als „Bienen-Funktionär“ und erklärte, dass es vor allem weniger Imker als noch vor einigen Jahren gebe. Dies liege vor allem daran, dass die Honig-Produktion früher eine relativ einfache Einnahmequelle gewesen sei. Falls man jedoch vom Bienensterben reden möchte, liege das nicht nur am Einsatz von chemischen Düngemitteln, von denen ohnehin viel zu viele zugelassen seien. Vielmehr liege es auch an den sich verändernden Klimabedingungen und an Pollenmangel.

„Man muss die Bestände besser vor Pestiziden schützen“, war die Meinung von Christoph Hassel, Landesvorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Saar (BUND). Das wichtigste Handlungsfeld sei der heimische Garten. Man müsse wieder mehr Blühflächen schaffen. Das gelte für den privaten Gartenmensch ebenso wie für Bund und Land. Wobei man im Saarland eine relativ gute Ausgangslage für die  Vielfalt der Arten habe.

Sehr wohl ein Bienensterben wollte Gilbert Bast ausmachen. Er ist Vorsitzender der Buckfastzuchtgruppe Saarland und „ein einfacher Imker“, wie er es ausdrückte. Er erzählte von einem älteren Imker, der seit fast sieben Jahrzehnten seinem Hobby nachgehe und in jüngster Zeit einen Verlust von etwa 50 Prozent bei seinen Bienenbeständen habe hinnehmen müssen.  Auch einem Neu-Imker seien von seinen acht Völkern sieben gestorben. „Wenn ein Volk eingegangen ist, ist es unwiederbringlich tot“, schlug er Alarm.

Eine anwesende Landwirtin sprach sich schützend für ihren wegen dem Einsatz von chemischen Mitteln oft gescholtenen Berufsstand aus: „Wenn es keine Landwirte gäbe, wäre da nur noch Wald.“ Ein anderer Besucher merkte an, dass das Bienensterben – oder „die Reduzierung der Artenvielfalt“, wie es Markus Tressel als Konsens-Begriff ausdrückte – kein aktuelles Problem sei. Bereits in den 70er und 80er Jahren habe es Diskussionen um den Einsatz von Pestiziden gegeben, ohne dass von Bienensterben geredet wurde.

Zum Abschluss fragte Tressel nach den Wünschen der Diskutanten, wie man die Reduzierung der Artenvielfalt in den Griff bekommen könnte. Gilbert Bast wünschte sich mehr Unterstützung durch Institute und regte an, Imker dort vollbeschäftigt einzusetzen. Christian Pfeil forderte weniger Lippenbekenntnisse, sondern mehr Handeln seitens der Politik. Christoph Hassel regte die Parteien an, die Bestäuber auf die politische Agenda zu setzen und bemerkte ebenfalls ein Handlungsdefizit. Und Susanne Meuser wünschte sich den „ökologisch-biologisch-sozial-allgemeingebildeten Menschen.“

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