Tag des offenen Denkmals Die Geheimnisse der Staatskanzlei

Saarbrücken · Am Tag des offenen Denkmals wollten über hundert Besucher wissen, was so besonders am zurückhaltenden Gebäude ist.

 Am Sonntag stand die Staatskanzlei Gästen offen, was überraschend viele nutzten. Denkmalpfleger Axel Böcker (r.) wies auf Besonderheiten hin.

Am Sonntag stand die Staatskanzlei Gästen offen, was überraschend viele nutzten. Denkmalpfleger Axel Böcker (r.) wies auf Besonderheiten hin.

Foto: Iris Maria Maurer

Damit hatte am Sonntagvormittag in der Staatskanzlei niemand gerechnet. Über einhundert Interessierte waren gekommen, um sich das sonst verschlossene Gebäude beim Tag des offenen Denkmals anzuschauen und an der Führung von Landesdenkmalpfleger Axel Böcker teilzunehmen. „Wir haben gedacht, da kämen gerade mal 30 Personen“, sagte dann auch Nadine Hoffmann, vom Referat für Organisation der Staatskanzlei, die die Besucher begleitete.

Axel Böcker brachte es bei der Begrüßung der Gäste schon auf den Punkt: „Die Staatskanzlei passt sehr gut zum diesjährigen Motto des Tags des offenen Denkmals: ‚Macht und Pracht’. Hier in der Staatskanzlei ist man im Zentrum der Macht.Aber es ist kein Prunkbau, sondern die Staatskanzlei hat eine sehr zurückhaltende Architektur.“

Dann erläuterte er, während er im eleganten Eingangsfoyer von Menschen umringt war, die wichtigste Idee des Architekten Friedrich Ahammer. Der Bau war möglichst zurückhaltend zu planen, damit er sich am prominenten Ort des Ludwigsplatzes nicht in den Vordergrund schiebt. Stattdessen ist dieser Bau nach innen gekehrt. „Er wurde als ein Atriumbau errichtet“, erklärte er weiter. Denn die Staatskanzlei, so verschlossen sie sich mit dem Haupteingang zeigt, so öffnet sie sich im Inneren auf einen Hof, der von allen Seiten verglast ist.

Der begrünte Innenhof mit seinem leise murmelnden Wasserbecken, den hübschen, herbstlichen Blumenbeeten und vereinzelten dekorativen Kürbissen, ist allgegenwärtig. Und während die Besucher noch den Charme dieser eleganten 50er-Jahre-Architektur auf sich wirken ließen, musste Axel Böcker sein Konzept der Führung umstellen. „Ursprünglich wollte ich gerne auch die Kellerräume und den Sitzungssaal des Ministerrats zeigen. Aber bei so vielen Interessierten müssen wir improvisieren“, entschuldigte er sich.

Und dann schlenderten über einhundert Besucher durch einen Gang mit Gemälden von Max Slevogt, Edgar Jéné und Leo Grewenig an den Wänden, in den Festsaal der Staatskanzlei. Hier erläuterte Axel Böcker, dass das Gebäude erst gerade ganz behutsam saniert wurde. Dabei wurde möglichst viel in den Originalzustand der 50er-Jahre versetzt. „Hier im Festsaal waren mal bunte Wände und Segel an der Decke“, erzählte er, „die wurden wieder zurückgebaut und die ursprüngliche weiße Farbe wiederhergestellt. Sogar der Fußboden wurde mit Steinen aus dem gleichen, früheren Steinbruch belegt.“ Insgesamt strahlt der Festsaal wieder die elegante Offenheit der 50er-Jahre aus. Die Schönheit des außergewöhnlichen Raums, dessen Decke zum Innenhof ansteigt und auf dünnen Rundstützen ruht, verfehlte ihre Wirkung bei den Besuchern nicht. Und dann berichtete Axel Böcker, dass man auch bei den Leuchten versucht habe, möglichst nah an die Originale heranzukommen.

Im Anschluss ging es wieder zum Eingang, wo Axel Böcker eine technische Raffinesse vorstellte, die durch die Sanierung wieder funktionstüchtig ist. „In den 20er-Jahren hat der berühmte Architekt Mies van der Rohe zum ersten Mal eine versenkbare Scheibe entworfen. Friedrich Ahammer hat in Berlin studiert und kannte bestimmt diese Neuerung von Mies van der Rohe, als er überlegte, das schlichte Gebäude der Staatskanzlei mit dieser Funktion feiner zu machen. Daher haben wir hier im Eingangsbereich versenkbare Fenster, die die ganze Wand öffnen“, sagte er und führte die komplette Versenkung der Fenster vor. So konnten die Besucher nicht nur den Innenhof betreten und bestaunen. Denn die frische Luft, die den vielen Gästen entgegenströmte, ist der wahrnehmbare Grund für diese technische Raffinesse.

Zum Ende der Führung lobte Axel Böcker das Gebäude. „Es ist schlicht, aber genau überlegt und durchdacht. Und es stört die barocke Platzanlage nicht. Es ist einfach eine tolle Architektur.“ Und über einhundert beindruckte Besucher stimmten dem zu.

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