Operationserfolg Die Daumen-Retter vom Winterberg

 Saarbrücken · 13-Jähriger hantiert mit Böller und verletzt sich dabei schwer. Professor Christof Meyer bewahrt ihn mit seinem Team vor Verstümmelung.

 Daumen hoch: Prof. Dr. Christof Meyer mit Patient Felix und der betreuenden Kinderkrankenschwester Anja Schmitt.

Daumen hoch: Prof. Dr. Christof Meyer mit Patient Felix und der betreuenden Kinderkrankenschwester Anja Schmitt.

Foto: Klinikum Saarbrücken

Der 13-jährige Felix A. liegt entspannt auf seinem Bett im Krankenzimmer auf der Station C1 der Kinderklinik des Klinikums Saarbrücken.  Er kann schon wieder lachen. Und Schmerzen hat er auch keine mehr. Nach knapp drei Wochen erinnert nur ein dicker Gipsverband an der linken Hand daran, dass Felix – nomen est  omen – Glück im Unglück hatte.  Als er am 16. März nachmittags in Losheim  mit seinem Freund auf einer Wiese einen Böller findet, wird ihm seine Neugier zum Verhängnis: Er schneidet den Böller auf und entzündet den Inhalt. Der explodiert und zerfetzt  Felix’ Daumen. Sein Freund kommt mit einer leichteren Verletzung davon.

Was die beiden Jugendlichen nicht ahnen: Im Fundböller ist mehr Sprengstoff als in den handelsüblichen Knallern. Der verhängnisvolle Kracher vereint die gefährlichen Stoffe noch dazu in einer Kombination, die in Deutschland verboten  ist.  Felix rennt noch zur Straße. Da haben Passanten schon den Notruf gewählt.

Bei der Erstversorgung bekommt der Junge einen dicken Verband um die schwer verletzte Hand. Rettungshubschrauber Christof 16 fliegt Felix auf den Winterberg. Dort wartet der Chefarzt des Zentrums für Handchirurgie, Prof. Dr. Christof Meyer, auf den Patienten.

Nach den ersten Untersuchungen im Schockraum steht fest:  Der Daumen hängt nur noch an Hautfetzen. Der Knochen ist gebrochen.  Der  Junge kommt sofort in den OP. Unter dem Mikroskop fixiert der Operateur zunächst den Knochen mit Drähten. Mit dünnen Fäden gelingt es den Mikrochirurgen Meyer und Dr. Andreas Thiery, den Daumen mit seinen vielen  Äderchen, Nerven und Gefäßen in einer sechsstündigen Operation wieder anzunähen.

Nach knapp zwei Wochen darf der Jugendliche mit einem Gips das Krankenhaus verlassen. Jetzt muss die Wunde heilen. Professor Meyer ist zuversichtlich:  „Nach einer intensiven Physio- und Ergotherapie wird der Junge seinen Daumen wieder gut bewegen können. Das wird allerdings noch gut ein Vierteljahr dauern.  Zunächst müssen noch die Drähte entfernt werden.“

Für Meyer gehören solche Operationen zur Routine. In der Nacht zum 1. Januar kamen gleich drei Patienten – unter ihnen ein Kind –, die sich beim unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerkskörpern verletzt hatten. Das Klinikum Saarbrücken hat seit gut 35 Jahren ein Zentrum für Handchirurgie. Es erfüllt nach eigenen Angaben die Anforderungen für das berufsgenossenschaftliche Heilverfahren nach Arbeitsunfällen. Nach der Teilnahme der Klinik am Projekt „Handchirurgie“ der Berufsgenossenschaften (BG) ist sie anerkannt als „Handchirurgisches Zentrum zur Behandlung von Handverletzungen aller Schweregrade“.

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