Serie Schwul-lesbisches Leben in Saarbrücken Die „Cinedames“ bitten zur Vorstellung

Saarbrücken · Seit 2005 treffen sich Frauen im Kino, sehen und diskutieren über Filme – die Reihe „Cine Gay“ startete 2018

  Margit Reinhard-Hesedenz und Waldemar Spallek zeigen das Plakat eines Filmes, in dem es um lesbische Liebe geht.

Margit Reinhard-Hesedenz und Waldemar Spallek zeigen das Plakat eines Filmes, in dem es um lesbische Liebe geht.

Foto: Iris Maria Maurer

„Mensch, man sieht eigentlich gar keine Lesbenfilme mehr – weder im Fernsehen, noch im Kino.“ Dieser Satz fiel vor rund 14 Jahren beim lesbischen Stammtisch „Primadonna“. Eigentlich nur so dahergesagt, gedacht als kritische Alltagsbeobachtung, wurde der Satz schnell zum inspirierenden Moment: Die Idee zu einer lesbischen Filmreihe war geboren. Zwar zeigte schon damals das Filmhaus sporadisch Filme mit homosexueller Thematik, doch die Frauen wollten Kontinuität.

Schon damals war klar: „Wenn wir etwas wollen, müssen wir es selber machen“, sagt Margit Reinhard-Hesedenz, Mitgründerin der Filmreihe. Beim Kino Achteinhalb fand die Idee eine Heimat, schließlich ist „man dort mit Außergewöhnlichem vertraut“, wie Reinhard-Hesendenz bemerkt. Bloß ein Name fehlte noch. Aber lesbische Kinogruppe? Reinhard-Hesedenz schüttelt den Kopf: „Wie langweilig ist das denn?“ Man einigte sich auf „Cinedames“, schließlich sollte auch der cineastische Anspruch der Reihe zur Geltung kommen.

Der erste Film lief im Oktober 2005. Und noch heute locken die „Cinedames“ jeden zweiten Monat zahlreiche Frauen ins Kino Achteinhalb. „Wir versuchen, zwischen Wohlfühlfilmen und politischen Filmen zu wechseln“ betont Margit Reinhard-Hesedenz. Mit der nächsten Vorstellung wollen die „Cinedames“ am 12. Oktober wieder einen eher politischen Akzent setzen, denn der Film „Nina“ thematisiert eine lesbische Beziehung in Polen.

Die Erfahrung zeigt: „Besonders die schwere Kost kommt gut an“, so Reinhard-Hesedenz. Mit den Jahren zeige man auch immer weniger klassische Coming-Out Filme, betont sie. Denn auch im Film habe sich das Lesbischsein normalisiert, eine Akzentsetzung, die den „Cinedames“ wichtig ist. „Es gibt Lesben, die leben, und die erleben etwas“, sagt Reinhard-Hesedenz. Ohnehin zeige man auch Filme, die nicht ausschließlich Lesben betreffen, sondern vielmehr auf Grund der starken Frauenrollen ausgewählt wurden. Zu speziellen Anlässen wie dem Frauenthemen-Monat oder dem Weltfrauentag gibt es zusätzliche, thematisch passende Vorstellungen.

Die „Cinedames“-Vorstellungen sind für viele Lesben, gelegentlich aber auch für heterosexuelle Menschen, ein fester Treffpunkt, „man kennt sich, man plaudert, man vernetzt sich“, erzählt Margit Reinhard-Hesedenz. Selbst dem Filmvorführer sei schon die „besondere Atmosphäre“ der kleinen, intimen Runde aufgefallen. Ein schwules Äquivalent zu den „Cinedames“ fehlte lange. Über die Gründe lässt sich nur mutmaßen: „Schwule haben mehr Orte, für uns Frauen gibt es nichts Spezielles, zudem legen wir Frauen mehr Wert auf soziale Kontakte“, vermutet Reinhard-Hesedenz. Außerdem stünden schwule Dating-Apps wie „Grindr“ hoch im Kurs. Eine Meinung, die auch Waldemar Spallek vom Kino Achteinhalb teilt. Und bedauert. Für ihn ist es wichtig „sich auszutauschen, Kontakte zu pflegen, Teil am Leben der anderen zu haben“. Darum initiierte er im letzten Jahr die schwule Filmreihe „Cine Gay“. Nicht nur den Namen hat er aufgegriffen, auch ansonsten hat er sich viel bei den Damen abgeschaut. Wie „Cinedames“ findet „Cine Gay“ im zwei-monatigen Rhythmus am Wochenende statt, sodass im Anschluss genügend Zeit zur Diskussion bleibt.

Er hofft, dass die schwule Community beim anschließenden Bier oder Wein über ihr kulturelles und politisches Engagement wieder näher zusammenrückt. Wie die „Cinedames“, will Spallek für „Cine Gay“ mindestens einmal im Jahr einen Filmemacher einladen. Längerfristig träumt er sogar von einem Filmfestival. Wann das stattfinden kann, ist noch ungewiss. Zunächst müssten sich die schwulen Männer besser vernetzen, ähnlich wie die starke Frauen-Lobby, meint Spallek.

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