Deutschlandstipendium Stiftung hilft Arbeiterkindern an die Uni

Saarbrücken · 87 Studierende erhielten von der Studienstiftung Saar und der Saar-Uni die Zusage für das „Deutschlandstipendium“.

 Gloria Putrone, Romy Geib und Bianca Zentes (von links) erhielten am vergangenen Samstag bei einer Vergabefeier der Studienstiftung Saar die Förderzusagen für ihr Studium.

Gloria Putrone, Romy Geib und Bianca Zentes (von links) erhielten am vergangenen Samstag bei einer Vergabefeier der Studienstiftung Saar die Förderzusagen für ihr Studium.

Foto: BeckerBredel

Ein winzig kleiner Förderturm mit Doktorhut als Symbol, dazu eine Urkunde und jeden Monat 300 Euro Geld- und andere Unterstützung: Insgesamt 87 junge Studierende, die meisten von ihnen aus Arbeiterfamilien und Nicht-Akademiker-Haushalten, haben von der Studienstiftung Saar und der Universität des Saarlandes für das neue Semester ein Deutschlandstipendium erhalten, um studieren zu können. Die Übergabe der Stipendien, mit deren Zahl das Saarland im bundesweiten Länder-Vergleich ganz vorn rangiert, fand am Samstagabend erstmals im Rahmen des Hochschulballs in der Saarbrücker Congresshalle statt. An kleinen runden Stehtischen konnten sich die zunächst anonym gebliebenen Stipendiaten und ihre finanziellen Förderer (Privatpersonen, Stiftungen, Vereine und Unternehmensvertreter) dabei zum ersten Mal kennenlernen. „Wir fördern Talente“, hieß dabei die Devise der Förderer.

„Ich bin in einer Arbeiterfamilie groß geworden und überglücklich, dass ich die Förderung zum Studieren bekommen habe“, freut sich die 20-jährige Romy Geib aus Illingen. Ihr Vater ist Landschaftsgärtner, ihre Mutter arbeitet in einer Apotheke. Beide haben kein Abitur. Aus solchen Nicht-Akademiker-Familien – auch denen von Montanindustrie-Beschäftigten – hatten laut einer Erhebung des Deutschen Studentenwerks bislang nicht einmal ein Viertel der Kinder die Chance, ein Studium aufzunehmen. Umgekehrt studieren über drei Viertel der Akademikerkinder – bei oft gleicher Qualifikation. Über eine Internetseite und einen „Tag der offenen Tür“ an der Saar-Uni hatte Geib ersten Kontakt zur Studienstiftung Saar und sich danach erfolgreich für ein Stipendium beworben. Jetzt studiert sie Lehramt Biologie und Mathematik, arbeitet aber nebenbei auch noch in einem Bauernhof mit und ist Jugendsprecherin im Westernreitverband. Neben schulischen Leistungen, Bildungsgang und familiärem Hintergrund spielt auch solches oft ehrenamtliches Engagement wie bei ihr eine entscheidende Rolle bei der Deutschlandstipendien-Vergabe.

Die junge Gloria Putrone kam aus Turin mit ihrer Familie an die Saar, wurde schon als Schülerin von der Studienstiftung unterstützt und sagt: „Es ist eine große Ehre, Stipendiatin zu sein und Ansporn, ständig weiterzumachen.“ Sie studiert Europäische Literaturen und Medien im globalen Kontext. Der 22-jährige Stipendiat Marcel Mutz aus Lebach, Wirtschaftsinformatiker und aktiver Spieler der American Football-Mannschaft Saarland Hurricanes, wird diesmal erstmals vom Sparkassenverband Saar gefördert. „Noten und soziales Engagement spielen bei der Auswahl eine große Rolle“, sagt er. Er selbst hatte einst mit der Abi-Gesamtnote 1,2 brillieren können.

Laut Geschäftsführer Daniel Wagner von der Studienstiftung Saar waren diesmal 505 Bewerbungen junger Leute eingegangen. 87 von ihnen wurden von der Saar-Uni ausgesucht und bekamen nun ihre jeweils zur Hälfte von privaten Spendern und dem Bund finanzierten Deutschlandstipendien. Neun der jungen Stipendiaten kommen aus Aserbaidschan, Albanien, Italien, Mongolei, Serbien und dem Flüchtlingsland Syrien. Zu ihren Förderern gehören unter anderem die Franz-Mai-Stiftung des früheren SR-Intendanten, die RAG-Stiftung, die TÜV Saarland Stiftung und Unternehmen wie die Saarbrücker Klaus Faber AG.

Der für Ministerpräsident Tobias Hans als Repräsentant der Landesregierung gekommene Sozial-Staatssekretär Stephan Kolling (beide CDU) sagte: „Die hohe Zahl von 19 privaten Förderern zeigt, dass die saarländische Wirtschaft erkannt hat, wie wie wichtig es ist, Fachkräfte in unserem Bundesland zu halten“. Die seit zehn Jahren bestehende und mit sechs Millionen Euro Stiftungskapital des Landes ausgestattete Studienstiftung Saar hat seither nach eigenen Angaben insgesamt 2 800 Stipendien vergeben. Professor Roland Brünken, Vizepräsident für Lehre und Studium der Saar-Uni, lobte: „Das Deutschlandstipendium ist das größte öffentlich-private Gemeinschaftsprojekt im Bildungsbereich, das es je gab. Mehr als 7 000 Förderer machen bundesweit jetzt schon mit.“

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