Prozessbeginn am Dienstag Schönauer zieht gegen Blogger vor Gericht

Saarbrücken · Der Kabarettist erscheint am Dienstag vor dem Landgericht, um einen Text über sich löschen zu lassen. Er sieht sich als Rassist gebrandmarkt.

 Sieht sich seit geraumer Zeit mit Rassismusvorwürfen konfrontiert: der Kabarettist Detlev Schönauer, Erfinder von „Jacques’ Bistro“.

Sieht sich seit geraumer Zeit mit Rassismusvorwürfen konfrontiert: der Kabarettist Detlev Schönauer, Erfinder von „Jacques’ Bistro“.

Foto: Robby Lorenz

Endet ein Kabarett­abend vor dem Landgericht: Das klingt wie der Anfang eines guten Witzes. Aber ohne Aussicht auf eine Pointe. Obwohl der Kabarettist Detlev Schönauer beteiligt ist. Der Erfinder von „Jacques’ Bistro“, einem Millionenpublikum durch seine TV-Auftritte bei „Mainz bleibt Mainz“ bekannt, klagt vor dem Landgericht auf Unterlassung.

Gegen Uwe Caspari, einen Piraten-Politiker aus Dudweiler mit eigenem Blog. Einer Seite im Internet, auf der Caspari unregelmäßig über das schreibt, was ihn im Alltag beschäftigt. „UCas’ Life“ heißt der Blog, das Leben des Uwe Caspari. Dort postete er am 25. März vergangenen Jahres einen Beitrag über einen Kabarettabend von Schönauer – der am Dienstag (2. Juli) von den Richtern am Landgericht verhandelt wird.

Weil Caspari die Persönlichkeitsrechte des Künstlers verletzt haben soll, der Streitwert deshalb bei einigen Tausend Euro liegt. Nach SZ-Informationen soll es um Beleidigung und unwahre Behauptungen gehen. Schönauer will, dass der beanstandete Text aus dem Netz verschwindet.

Überschrift des Blogeintrags: „Rassismus ist kein Kabarett“

Caspari hatte sich damals in Neunkirchen das Programm „Doppelhirn“ angesehen. Danach verfasste er einen Blogeintrag mit der Überschrift: „Detlev Schönauer – Rassismus ist kein Kabarett.“ Caspari schrieb auf, wie er den Abend erlebt hatte. Und übte Kritik mit deutlichen Worten.

„Detlev Schönauer“, so beginnt sein Text, „thematisiert Dummheit, leider vor allem seine eigene.“ Es folgen acht Absätze, in denen der Blogger die Darbietung in Neunkirchen zerpflückt. Um zu dem Ergebnis zu gelangen: „Detlev Schönauer nutzt seine Popularität für die Verbreitung von Rassismus.“ Er hetze ganz gezielt und vertrete eine politische Agenda, so Caspari. Schließlich steht da, in gefetteten Buchstaben: „Rassismus ist kein Kabarett“.

Der Kabarettist und das „Wort Rassist“

Der Blogeintrag sei „sehr plakativ“, sagt Schönauer. Aus seiner Sicht werden einzelne Passagen des Programms aus dem Zusammenhang gerissen, verdreht, falsch wiedergegeben. In den sozialen Medien sei der Artikel oft geteilt worden, berichtet der 65-Jährige. „Und dann sieht man sofort meinen Namen mit dem Wort Rassist.“

Schönauer sieht sich seit geraumer Zeit mit Rassismusvorwürfen konfrontiert. Gerade bei Diskussionen über die Migrationspolitik sei er in den letzten Jahren immer wieder mal angeeckt, da er dort weniger dem links-grünen Mainstream folge, schreibt der Kabarettist in einer Stellungnahme für unsere Zeitung. Geht es in der Auseinandersetzung mit dem Blogger um mehr? „Es geht mir um etwas Größeres“, sagt Schönauer, „aber das ist etwas Konkretes, das mir schaden kann und auch schon geschadet hat.“

Also fand Caspari ein Anwaltsschreiben in seinem Briefkasten. „Ich habe den Brief geöffnet und geschluckt“, erzählt er. Dann rief Caspari einen Juristen an. Um mit einem „Fachmann“ zu sprechen, wie er sagt.

Blogger Caspari: „Ich habe nichts falsch gemacht“

Was wollte Schönauer? „Da wurde gefordert, ich solle den Blogeintrag löschen und nicht mehr behaupten, Herr Schönauer sei ein Rassist oder dumm“, erklärt der Blogger. Das habe er aber so nicht geschrieben. Er dachte darüber nach, den Text verschwinden zu lassen. Das hat Caspari aber nicht getan. Auch später nicht. Er sagt: „Ich habe nichts falsch gemacht und den Beitrag daher auch nicht gelöscht.“

Fragt man ihn, wie all das angefangen hat, berichtet er von einem Geschenk an seinen Schwager. Eintrittskarten zu dem Kabarettabend. „Ich kannte Detlev Schönauer vorher nur aus dem Fernsehen, fand ihn immer toll, immer witzig“, sagt Caspari. „Es ist ein Stück saarländischer Kultur, Jacques’ Bistro zu kennen.“ Also wollte er Vermittlungsarbeit leisten.

In „Doppelhirn“ tritt Schönauer in seinen Paraderollen auf, als Bistrowirt Jacques und „Mainzer Lehrer“. Es sei ein lockeres, humoristisches Programm gewesen, man habe viel gelacht, so Caspari. Nach der Pause nahm er einen Bruch wahr. „Er ist direkt aus der Rolle raus“, sagt er über Schönauer. „Im zweiten Teil hat man direkt gemerkt, da ist er nicht mehr Jacques, sondern jetzt spricht Detlev frei heraus.“

Schönauer: „Ich spiele generell immer eine Rolle“

Der Künstler weist das von sich: „Ich spiele generell immer eine Rolle.“ Und seine Figuren äußerten auch ihre Meinung zu Migrationsfragen. Humor ist Geschmackssache, dachte Caspari. Dann verspürten er und seine Begleiter den Impuls zu gehen. „Das Eigenartigste war, dass da ein paar hundert Menschen sitzen und jubeln, während wir entsetzt sind.“

Nun sieht der Blogger den Künstler vor Gericht wieder. Er beruft sich auf seine Meinungsfreiheit. Schönauer besteht auf die Löschung des Blogeintrags. Deshalb scheint vor dem Landgericht ein Kompromiss ausgeschlossen. „Diesen Artikel gibt es nach wie vor“, sagt der Kabarettist, „und er wird auch fröhlich weiterverbreitet, vor allem von Menschen, die mein Programm nie gesehen haben und die es sich zum Ziel gesetzt haben, mich gesellschaftlich zu ächten.“

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