Stickoxid-Belastung Der Weg zu einer abgasfreien Stadt

Saarbrücken · Die Schadstoff- und Feinstaubbelastung in Städten ist hoch. Die Grünen und der ökologische Verkehrsklub VCD fordern daher weniger Autos und Lkws.

 Die Stickoxid-Belastung in Städten ist viel höher als Experten durch Berechnungen bisher annahmen.

Die Stickoxid-Belastung in Städten ist viel höher als Experten durch Berechnungen bisher annahmen.

Foto: picture alliance / Alexander Ste/dpa Picture-Alliance/Alexander

() Wenn in Städten die Schadstoffbelastung steigt, dann können die Experten eigentlich nicht genau sagen, wer dafür verantwortlich ist. Denn bisher hat man da Abgaswerte von Fahrzeugen am Prüfstand hinzugezogen und dann anhand von Modellen hochgerechnet. Nur seit der Dieselaffäre bei VW ist klar, dass die gemessenen Zahlen nicht stimmen und folglich auch nicht für die Modelle geeignet sind. Jetzt haben Wissenschaftler von der Universität Innsbruck in einer aktuellen Studie ermittelt, dass der Verkehr in Europa einen wesentlich höheren Anteil am Stickoxid-Ausstoß hat als bisher angenommen. Die meisten Modellrechnungen unterschätzten demnach den Beitrag von Fahrzeugen zu den Stickoxid-Emissionen bis zu einem Faktor 4, erklären die Forscher in der Nature-Fachzeitschrift Scientific Reports.

Angesichts der hohen Autodichte in Saarbrücken fordern deshalb die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und der Verkehrsclub Deutschland fordert Sofortmaßnahmen gegen steigende Werte für Stickoxide in der Luft.

Die Grünen wollen „nicht abwarten bis Abgase dauerhaft über den EU-Grenzwerten liegen, bevor die Verwaltung reagiert“. Dabei solle die Stadt jetzt schon für eine deutliche Senkung der Stickoxidwerte sorgen. Sich „zurückzulehnen und hoffen, dass die Saarbrücker einfach weniger Auto fahren, könne nicht die Lösung sein”, sagt Fraktionsvorsitzender Torsten Reif
Die grüne Fraktion setzt langfristig auf andere Mobilitätsstrukturen, die nicht das Auto, sondern den Menschen in den Mittelpunkt stellen. So sei nach Ansicht der Grünen die Einführung der neuen Tempo-30-Zonen in Saarbrücken eine Verbesserung der Mobilität und der Lebensqualität für die Landeshauptstadt. Diese Tempo-30-Zonen sowie auch autofreie Gebiete müssten dringend schnell erweitert werden. Weiter wollen sich die Grünen für eine schnelle Umsetzung der Empfehlungen aus dem Lärmaktionsplan einsetzen, um die von gesundheitsgefährdendem Verkehr geplagten Saarbrücker spürbar zu entlasten. Als dritte Säule müsse der öffentliche Nahverkehr in den nächsten Jahren massiv sowohl in Qualität als auch in Quantität ausgebaut werden. Und letztlich würde eine merkliche Reduzierung des Lkw-Verkehrs in der Stadt auch für eine wesentlich bessere Lebensqualität sorgen, schreibt die Fraktion in einer Mitteilung.

Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD), Landesverband Saarland, fordert indes Stickoxide aber auch Feinstaub in der Landeshauptstadt dadurch zu verringern, in dem man Bahnstrecken reaktiviert. Hier würden sich die Bisttalbahn und die Rosseltalbahn inklusive der linken Saarstrecke anbieten. So können Pendler oder Stadtbesucher aus dem Warndt und dem Raum zwischen Wadgassen und Gersweiler vor den Toren der Stadt auf die umweltfreundliche Bahn umgelenkt werden. Das Gelände des ehemaligen Kraftwerks in Wehrden bietet sich vorzüglich als P&R Fläche an. Dort könnten die Autofahrer durch ein neues intelligentes Verkehrsleitsystem von der A 620 zum Bahnschluss geleitet werden. Außerdem, so der VCD Landesverband Saarland, müsse die Taktdichte der Regionalbahnen erhöht werden.

Aber auch die Stadt Saarbrücken und die Saarbahn GmbH müssten weitere Schritte tun, um die Situation in Saarbrücken zu verbessern. Dazu gehört nach Meinung des VCD eine bessere Linienplanung der Buslinien, der Bau von Busspuren mit Ampelvorrangschaltungen und die Umrüstung (in der Kernstadt) von Diesel- auf Elektrobusse, ähnlich wie bei den Verkehrsbetrieben in Wien.

Eine weitere wichtige Zukunftsinvestition sei der Ausbau der Saarbahn in Richtung Forbach, inklusive kleiner Schleife durch das Rosseltal und einer großen Schleife durch das Bisttal.

Ebenso müsse die Universität besser an den ÖPNV angeschlossen werden, dies könne auch von Scheidt oder St. Ingbert aus erfolgen, „damit sich nicht der ÖPNV zur Uni am Saarbrücker Hauptbahnhof ballt“.

Außerdem müsse die Stadt auch in Bezug auf Fußgänger und Radfahrer umgestaltet werden, dazu gehören auch weitere Brücken über die Saar für Fußgänger und Radfahrer.

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