Stets steigende Zahlen Die Wanderlust im Saarland steigt und steigt

Saarbrücken · Ob auf der Traumschleife Felsenweg im Hunsrück, auf der Litermont-Gipfeltour oder auf dem Blies-Grenzweg – immer mehr Menschen wollen im Saarland wandern. Die Tourismuszentrale verzeichnet steigende Zahlen.

Der Wander-Tourismus im Saarland boomt
Foto: Robby Lorenz

Mehr grüne Wälder zum Durchatmen gegen Corona-Frust als anderswo, verschlungene Pfade mit Himmelsleiter und Teufelsschlucht und dazu der Baumwipfel-Blick auf die romantisch geschwungen Saarschleife: „Wandern im Saarland ist eines der malerischsten Erlebnisse in ganz Deutschland“, loben derzeit Tourismus-Internetportale wie www.komoot.de und locken damit zugleich immer mehr Wanderfreunde aus nah und fern ins Land. Laut Tourismus Zentrale Saarland (TZS) haben die gestiegenen Wanderaktivitäten die Zahl der Seitenaufrufe in den Online-Tourenportalen von Januar bis Mitte September um fast 75 Prozent auf 2,38 Millionen in die Höhe getrieben. Bei den aufs Smartphone herunterladbaren Saarland-Touren-
Apps schnellte die Zahl der Downloads im Vergleich zum Vorjahr um 45 Prozent nach oben. Ansonsten sind Gäste- und Übernachtungszahlen im Corona-Jahr 2020 aber bislang eher auf Minus-Kurs gewesen.

„Die meisten abgerufenen Touren sind Wandertouren“, berichtet Saartourismus-Chefin Birgit Grauvogel auf SZ-Anfrage. „Wanderlust Saarland“ lautet die nach ihren Angaben bislang offenbar sehr erfolgreiche Werbekampagne für das Wandern im Saarland, bei der 16 herausragende Premium-Wanderwege ausgewählt und gemeinsam mit Partnerbetrieben beworben wurden. Alleine von Mai bis August wurden diese Touren mehr als 335 000 Mal nachgefragt – mehr als dreimal so viel wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Dabei handele es sich um das Interesse der Gäste für die Touren auf den Online-Portalen, die sie aufrufen. „Die Kundenbefragungen der TZS haben gezeigt, dass viele Gäste angeben, dass sie sich vor allem erholen wollen, aber auch Spaziergänge machen und gerne gut essen gehen.“

Auf der Wanderlust-Liste im Saarland ganz oben stehen die Traumschleife Felsenweg im Hunsrück, die Litermont-Gipfeltour, der Blies-Grenzweg, der Panoramaweg Perl, der Mühlenpfad Ottweiler, der Vaubansteig im Saargau, die Traumschleife Wolfsweg in Merzig, die Kirkeler Tafeltour und natürlich die Saarschleife-Tour. Beworben werden zudem die Dollbergschleife am höchsten Berg des Saarlandes (695 Meter), der Offizierspfad Imsbach in Theley, die Traumschleife Der Gisinger in Wallerfangen, die Mühlenbach-Schluchtentour in Saarwellingen, die Beruser Tafeltour auf ehemaligen Schmugglerpfaden, der Zwei-Täler-Weg im Hunsrück und die Traumschleife Himmels Gääs Paad am Noswendeler See. Erstaunlich aber: In der ADAC-Liste der 14 schönsten Wanderwege in Deutschland fehlt das Saarland.

„Festzustellen ist, dass viele Gäste im Saarland wandern, ohne explizit Wandern gebucht zu haben“, sagt Grauvogel: „In den ländlichen Räumen liegt ihr Anteil bei über der Hälfte“. Die Mehrheit der Gäste komme aus Deutschland, gut 15 Prozent kämen aus dem Ausland. „Das sind insbesondere Gäste aus Belgien, den Niederlanden und Luxemburg“. Bei den französischen Nachbarn ist in puncto Wandern im Saarland offenbar noch viel Nachholbedarf. Das Internet-Portal komoot hat eine eigene Liste der 20 schönsten Wanderungen im Saarland zusammengestellt und nennt dabei unter anderem auch den Urwald bei Saarbrücken mit Forsthaus Neuhaus, die Teufelsfelsen-Bärenfels-Runde von Losheim am See und die Bostalsee-Seezeitlodge-Route. Dass die Franzosen nicht genannt werden, habe damit zu tun, dass sie in diesem Jahr weniger häufig hier übernachtet hätten, in der Regel kämen sie auch häufiger zum Tagesausflug. „Wanderungen stehen bei ihnen generell weniger auf dem Plan, sie besuchen den Bostalsee und kehren gerne in die hiesige Gastronomie ein“, erklärte Grauvogel. „Die Wanderer sind vielfach Tagesgäste, hier insbesondere auch die Saarländerinnen und Saarländer selbst“, sagt TZS-Chefin Grauvogel. Und: „Die meisten Hotelgäste buchen eine Übernachtung online und machen dann ausgehend vom Hotel Wanderungen. Pauschalen werden eher nachgefragt und gebucht, wenn es sich um Kleingruppen mit meist vier bis acht Personen und Gästen mit speziellen Wünschen wie Unterkunftskategorien, Streckenlänge oder Schwierigkeitsgrad der Wanderroute handelt.“

Insgesamt gibt es im Saarland laut TZS derzeit 67 Premiumwanderwege mit einem abgestimmten touristischen Beschilderungskonzept auf Landesebene. Ein Schilderwirrwarr, so heißt es, „kann aber entstehen, wenn zusätzlich auf kommunaler oder Vereinsebene eigene Beschilderungen ohne Abstimmung vorangetrieben werden“. Ein neuer Premiumwanderweg soll dieses Jahr noch im Landkreis Saarlouis entstehen, kündigt Grauvogel an. Und um den Wander-Tourismus weiter voranzutreiben, sollen die größten Investitionen 2020 im Landkreis Merzig-Wadern in Campgrounds am Saar-Hunsrück-Steig und im Saarpfalzkreis in die dortige Qualitätsregion Wanderbares Deutschland fließen.

Auf dem Panoramaweg bei Perl haben Wanderer diesen schönen Ausblick . Zu sehen ist in der Ferne Schengen, Apach, Rustroff und Sierck-Les-Bains.

Auf dem Panoramaweg bei Perl haben Wanderer diesen schönen Ausblick . Zu sehen ist in der Ferne Schengen, Apach, Rustroff und Sierck-Les-Bains.

Foto: Robby Lorenz/Robbby Lorenz

Ob alles das ausreicht, nach dem coronabedingten Lockdown im Frühjahr auch die Gesamtgäste- und Übernachtungszahlen im Saarland bis Silvester noch annähernd auf die Rekordhöhe des Vorjahres zu hieven, ist allerdings sehr zu bezweifeln. „Zur Zeit liegen wir bei circa 50 Prozent der üblichen Ankünfte und Übernachtungen“, sagt Grauvogel: „Weitere Prognosen können wir derzeit nicht machen. Die Monate November und Dezember sind generell schwächer als die übrigen“. Immerhin sind im Saarland nach der unfreiwllligen Corona-Pause auch die ersten an Wochenenden beliebten IVV-Wanderungen wieder angelaufen und auch der Saarwald-Verein veranstaltet schon wieder erste geführte Wandertouren.

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