Streit um den neuen Kulturdezernenten spitzt sich zu „Koalitionspartner in Geiselhaft“

Saarbrücken · In die Reihe derer, die sich darüber wundern, das man einen Spitzenjob im Rathaus ohne die Forderung nach fachlicher Qualifikation auschreibt, hat sich die Saarländische Gesellschaft für Kulturpolitik gestellt.

 Dr. Kurt Bohr, Vorsitzender der Saarländischen Gesellschaft für Kulturpolitik

Dr. Kurt Bohr, Vorsitzender der Saarländischen Gesellschaft für Kulturpolitik

Foto: BeckerBredel

Dass die Saarbrücker Stadtratskoalition aus CDU, Grünen und FDP die Stelle des Bildungs- und Kulturdezernenten bewusst ohne klare Anforderungen ausgeschrieben hat, wirke „gelinde gesagt erstaunlich“. „Angesichts der großen Anforderungen an Bildung und Kultur in der Pandemie und mit Blick auf die zu befürchtenden finanziellen Herausforderungen nach deren Ende erscheint ganz besonders für das Kulturdezernat eine einschlägig erfahrene und zugleich durchsetzungsfähige Persönlichkeit unverzichtbar“, heißt es in der Stellungnahme. Das gelte „umso mehr, als hinreichend bekannt ist, dass der Standortfaktor Kultur und das kommunale Engagement im Bildungsbereich von entscheidender Bedeutung sind für die überregionale Wahrnehmung und nicht zuletzt für die Gewinnung von Führungskräften“. Dass die Stelle an den bisher weder im Kultur-, noch im Bildungsbereich aufgefallenen Grünen-Stadtratsfraktionsvorsitzenden Torsten Reif vergeben werden soll, spreche nicht für „die Achtsamkeit, mit der die Weichen für eine Zukunftsentscheidung von großer Tragweite gestellt werden“ sollte, sagt der Vorsitzende der Gesellschaft, Kurt Bohr.

Mirco Bertucci, Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion, wirft der CDU/Grüne/FDP-Koalition „völlige Respektlosigkeit gegenüber dem Amt und der Bedeutung des Kultur- und Bildungsdezernenten“ vor. „Obwohl die Grünen keine fachlich geeignete Person vorschlagen können oder wollen, nehmen sie ihre Koalitionspartner in Geiselhaf“, sagt die SPD-Stadtverordnete Susanne Cormmerçon-Mohr. Und: „Hier geht es um eine reine Machtdemonstration. Die Grünen überrollen ihre Koalitionäre mit dem Panzer, und Bildung und Kultur kommen gleich mit unter die Räder.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort