„SommerExpress“ in Saarbrücken Ideenschmiede für Comics und Songs

Saarbrücker · Im Saarbrücker Kulturbahnhof entdecken Leute beim „SommerExpress“ gemeinsam ihre künstlerischen Fertigkeiten.

 Sommerferienfreizeit im KuBa: In der „Songfabrik“ lernen Kevin, Big Worm, Elias und Marc (von links) das Songschreiben von Daniel Osorio.

Sommerferienfreizeit im KuBa: In der „Songfabrik“ lernen Kevin, Big Worm, Elias und Marc (von links) das Songschreiben von Daniel Osorio.

Foto: Iris Maria Maurer

Seit Montag weht wieder ein frischer Wind im Kulturzentrum am Eurobahnhof. Denn dort hat der „SommerExpress“, die kreative Workshop-Reihe für Jugendliche, Einzug gehalten. Die ist schon lange fester Bestandteil des Jahresprogramms des KuBas.

Selbst Corona konnte dieser Tradition nichts anhaben, im Gegenteil: „Gerade in diesem Jahr war es uns noch wichtiger als sonst, dieses Angebot zu realisieren“, sagt KuBa-Geschäftsführerin Michaela Kilper-Beer mit Nachdruck. Schon im Vorfeld seien viele Nachfragen von Eltern und Jugendlichen eingegangen, ob denn wieder etwas stattfindet. Verständlich, schließlich sei die Pandemie mit all ihren Einschränkungen insbesondere für die Jugendlichen eine schlimme Situation, sagt Kilper-Beer: Ohne die Schule seien viele sich selbst überlassen gewesen, in den Ferien falle für die meisten der Urlaub weg, und es gebe nur wenige Freizeitangebote.

Beim „SommerExpress“ gehe es daher vor allem darum, eine Woche Spaß zu haben, andere Jugendliche kennenzulernen, sein kreatives Potenzial zu entdecken, sagt Kilper-Beer. Weil die Peter- und-Luise-Hager-Stiftung half, können Jugendliche aus Familien mit wenig Geld die Kurse kostenlos besuchen. Und die Workshop-Leiter, die als Künstler in den vergangenen Monaten oft keine Einnahmen hatten, bekommen ein Honorar. „Für alle bergen die Workshops etwas Positives“, sagt Kilper-Beer.

Die kreativen Möglichkeiten, welche die einwöchigen Workshops bieten, sind dabei so vielfältig wie die Jugendlichen selbst. In die hinteren Räume des KuBas haben sich Komponist Daniel Osorio und seine Schützlinge aus dem Workshops „Songfabrik“ zurückgezogen. Keyboards, Kopfhörer, Boxen und hochkonzentrierte Blicke. Hier wird ambitioniert gearbeitet, schließlich haben die Jugendlichen ein ambitioniertes Ziel: Jeder von ihnen soll am Ende des einwöchigen Workshops seinen eigenen Song mitnehmen.

Für Kursteilnehmer Kevin soll es in die Richtung Pop gehen. Er interessiert sich schon lange für Musik, hat schon zuhause probiert, „selbst zu komponieren“, wie er erzählt. Im Workshop will er sich endlich das dazu nötige Fachwissen aneignen. Das heißt, den Umgang mit dem Kompositionsprogramm, die Bedienung des Drumpads, die richtige Verbindung verschiedener Instrumente. Was wie eine Wissenschaft für sich anmutet, sei „den jungen Leuten recht einfach zu vermitteln“, sagt Daniel Osorio.

Computerkenntnisse habe heute schließlich jeder. Was er vermeiden will sind hingegen „Klischees von Liedern“, er will, dass seine Schützlinge „Traditionen brechen, was Neues entstehen lassen“.

Traditionen reproduziert werden hingegen im ersten Stock, beim Workshop „Video-Kurzfilm“, an dessen Ende ein drei- bis vierminütiger Film entstanden sein wird. „Im Großen und Ganzen geht es immer um Entführung, Mord und Totschlag“, sagt Regisseur und Kameramann Michael Koob, der den Workshop leitet, und lacht.

Die einen fühlen sich mehr zur technischen Seite des Filmemachens berufen, fungieren als Regisseur, Kameramann oder arbeiten am Schnitt. Andere stehen lieber vor der Kamera: Zwei Freundinnen funktionieren auch vor der Kamera als Polizistinnen-Duo. Sie erzählen, dass sie auch zuhause gerne kleine Videos drehen. Der Workshop sei die ideale Ergänzung zu ihrem Hobby.

Das Faible fürs Brutale erkennt auch Kommunikationsdesigner Jonathan Kunz bei seinen Kursteilnehmern. Er leitet den „Comic-Kurs“. Kursteilnehmerin Noni hat sich eine Auftragsmörderin ausgedacht, die zwar süß anmutet, sich aber munter und brutal durch die täglich neu entstehenden, kurzen Comic-Strips mordet. „Ich wollte schon immer mal einen Comic zeichnen“, sagt Schöpferin Noni, „aber ich hatte nie wirklich die Motivation dazu.“ Und: „Das ist das erste Mal, dass ich, wie ich finde, einen guten Comic zeichne.“ Die Themen, die die Jugendlichen in ihre Comics einfließen lassen, erstaunen selbst Jonathan Kunz: „Von Multiversen bis Gott – hier geht es gerne auch mal um hochphilosophische Themen“, sagt er.

Der beliebte Graffiti-Kurs darf natürlich nicht fehlen: Hier arbeiten sich Graffiti-Künstler Jan Sahner und Camille Gergen Schritt für Schritt mit den Jungendlichen von einfachen typographischen Übungen auf dem Papier bis zum echten Graffito auf der selbst grundierten Leinwand. „Das ist das fundamentale Regelwerk, das wir hier vermitteln“, erzählt Camille Gergen, „das Beste kommt aber dann, wenn man frei davon wird.“ So liefern die Workshops auch genügend Inspiration und Anreiz für die Zeit danach.

 Kommunikationsdesigner Jonathan Kunz (Bildmitte) arbeitet im Comic-Zeichenkurs mit (von links) Mickey, Hannah, Noni und Samuel .

Kommunikationsdesigner Jonathan Kunz (Bildmitte) arbeitet im Comic-Zeichenkurs mit (von links) Mickey, Hannah, Noni und Samuel .

Foto: Iris Maria Maurer

Das Programm für die nächsten Ferien, der „HerbstExpress“, ist derweil bereits in der Planung. Wie bei so vielem muss sich der KuBa allerdings auch in den Herbstferien an den aktuellen Entwicklungen orientieren, betont Michaela Kilper-Beer. Also an der Corona-Lage.

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