Nachruf Der Captain ist tot

Saarbrücken/Speyer · Musiker, Schauspieler und Filmemacher Didi Conrath ist tot

 Didi Conrath bei seinem „Toter Mann“-Konzert am 9. Mai vergangenen Jahres im Saarbrücker Domicil Leidinger.

Didi Conrath bei seinem „Toter Mann“-Konzert am 9. Mai vergangenen Jahres im Saarbrücker Domicil Leidinger.

Foto: Roland Helm

Didi Conrath mochte es, mit dem Tod seine Scherze zu treiben, wie mit jemand, den man ernst nimmt, respektiert und dennoch nicht zu wichtig nehmen will. „Toter Mann“ nannte der Musiker, ehemalige Frontmann der Saarbrücker Band Captain Sperrmüll, Schauspieler und Filmemacher sein letztes Bühnenprogramm - und sah sich dabei „in der Rolle seines Lebens“.

Er sei ja „mittlerweile schon drei Mal gestorben“, sagte Didi im Frühling des vergangenen Jahres. Das erste Mal habe der Tod vor etwa fünf Jahren angeklopft. Da erhielt Didi die Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs. „In der Regel ist das ein Todesurteil“, das war dem Mann mit dem Rauschebart klar. Drei bis sechs Monate gab er sich noch.

Doch es dauerte etwa zwei Jahre, bis der Tod wieder vernehmlich anklopfte. Diesmal in Form eines ärztlichen Hinweises. Der Arzt gab ihm noch drei Monate. Didi regelte seine Angelegenheiten. Doch der Tod schien es nicht eilig zu haben mit dem in der Pfalz lebenden Saarbrücker. Die Metastasen wurden „mehr und mehr, aber wider Erwarten sehr langsam“, erzählte Didi, nachdem die Drei-Monats-Frist längst verstrichen war.

Das dritte Sterben, beschrieb Didi als „das permanente Sterben“. „Jeden Tag damit konfrontiert zu sein, dass irgendwann demnächst Schluss ist.“ Didi setzt sich aber nicht hin und wartet, bis der Tod ihn abholt. Er sagt, dass er gelernt hat, offen mit all dem umzugehen. Und er möchte die Zeit, wie lange oder kurz sie auch sein mag, dazu nutzen, Menschen Mut machen. Mut, nicht wie gelähmt auf das Unausweichliche zu starren, sondern die Zeit, die bleibt, zu gestalten. Deshalb nennt er sein Bühnenstück „Toter Mann“ auch ein „Mutmacherprogramm“. Bereits 2016 hat er eine neue CD fertiggestellt. „Geiles Leben“ hat er sie genannt.

Mut macht ihm auch seine Frau. Zehn Tage vor der Diagnose hatte er sie, seine große Liebe, kennengelernt. „Ich war total verliebt, schwebte auf Wolke sieben“, erinnerte er sich. Dann die Diagnose, die Konfrontation mit dem nahen Tod. „Das hat mich kalt erwischt“, sagte Didi Conrath. „Seitdem mache ich nur noch Dinge, die mir wirklich etwas bedeuten.“

Am Samstagmorgen hat der Tod ein viertes Mal angeklopft. Diesesmal ließ er sich nicht darauf ein, Didi noch eine Weile durchs Leben zu begleiten. Der Captain musste dem Tod folgen. Didi Conrath wurde 62 Jahre alt.

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