Popart Mike und der Maggi-Mythos

Saarbrücken · Der Saarbrücker Künstler Mike Hieronymus stellt ab 15. März mit seinem Neunkircher Kollegen Ralf Leidinger bei Elitzer Popart aus.

 Vor einem Rezeptblatt für Bibbelchesbohnesupp lässt Mike Hieronymus die Entenhausener Hexe Gundel Gaukeley auf einer Maggiflasche reiten.

Vor einem Rezeptblatt für Bibbelchesbohnesupp lässt Mike Hieronymus die Entenhausener Hexe Gundel Gaukeley auf einer Maggiflasche reiten.

Foto: Mike Hieronymus

Mike Hieronymus redet nicht so gerne über Maggi. Das mag überraschen bei einem Mann, der Maggi zu Kunst macht und damit Erfolg hat. Auf einem der Bilder, mit denen Mike Hieronymus vor etwa zwei Jahren Interesse für sich und seine Kunst geweckt hat, umarmt die ziemlich derangierte Gundel Gaukeley eine Maggiflasche wie ein Betrunkener eine Laterne. In einem der neueren Werke reitet diese Hexe aus Entenhausen auf einer Maggiflasche vor dem Hintergrund eines Rezepts für Bibbelchesbohnesupp. Er hätte gerne mehr solcher Bilder von Mike, soll dessen Galerist Philipp Elitzer neulich gesagt haben. Comicfiguren in Verbindung mit Lokalkolorit verkaufen sich ganz gut.

Maggi, das sei ihm „jetzt peinlich“, sagt Mike Hieronymus, denn: „Wir benutzen Maggi zuhause eigentlich nicht.“ „Aber“, ergänzt er, „ich mag den Mythos.“ Und er mag es, mit Dingen zu spielen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Der rosarote Panther und der Brunnen auf dem St. Johanner Markt zum Beispiel. Obelix mit einer Bruch-Bierflasche am Ulanendenkmal am Saarbrücker Staden. Ein weiblicher Harlekin mit einem Tablett, auf dem sie vor dem Staatstheater das noch grinsende Haupt eines Geköpften präsentiert. Wobei es nicht nur Saarbrücker Kulissen sind, in die Mike die Helden aus der Comicwelt setzt. Seine Kunst soll schließlich nicht nur Saarländer ansprechen.

Eine Kunst, mit der er erst recht spät im Leben erfolgreich wurde. Mike Hieronymus ist 58 Jahre alt. Er hat daheim in Saarbrücken eine Ausbildung zum Dekorateuer gemacht, war dann lange in München und hat dort als Werbedesigner gearbeitet, bevor er sich 2008, wieder in Saarbrücken, selbstständig gemacht hat.

Beim Spazierengehen ist er Philipp Elitzer ab und zu begegnet. „Wir kannten uns durch unsere Hunde“, erzählt Mike. Über Kunst haben die beiden nie geredet. Bis die Elitzers auf den Internetplattformen Instagram und Facebook Bilder von Mike gesehen haben. „Ich hatte das nie erzählt“, sagt Mike.

„Der entscheidende Moment war ein Zufall“, sagt Philipp Elitzer. Mike ist Ende Dezember 2017 an der Galerie vorbeigegangen. Im Fenster hingen Bilder eines Popartkünstlers von außerhalb. „Ich stand gerade an der Tür und Mike hat gesagt: ,Da hättest Du nicht so weit fahren müssen.’“, erinnert sich Philipp Elitzer. Es stellte sich heraus, dass Mike nie wegen seiner Bilder in der Galerie zu fragen getraut hat. Und in der Galerie ist man davon ausgegangen, dass Mike „generell Selbstvermarktung macht und machen will“.

Dann ging alles sehr schnell, erzählt Elitzer: „Missverständnis aufgeklärt, am selben Tag eine Zusammenarbeit per Handschlag ausgemacht, ein paar Tage später war auch die erste Ausstellung in trockenen Tüchern.“ Im März vergangenen Jahres, gut drei Monate nach dem Handschlag, hatte Mike Hieronymus seine erste große Einzelausstellung bei Elitzer.

Seitdem steigt das Interesse an seiner Arbeit in einer Weise, die ihn dazu bringt, sich ab und zu zu zwicken, um sicherzugehen, dass das alles kein Traum ist. „Ich empfinde es immer noch als surreal und bin sehr dankbar, dass so vielen Menschen die Bilder gefallen und auch etwas wert sind. Diese große Unterstützung von wildfremden Menschen ist fantastisch“, sagt Mike.

Am 15. März wird nun die zweite Ausstellung mit seinen Werken bei Elitzer eröffnet. „Two Artists – One Passion – popArt“ heißt sie. Der zweite Künstler ist Ralf Leidinger aus Neunkirchen. „Ein wundervoller Kollege“, findet Mike. Und Leidinger ist keiner von denen, mit denen er über Maggi reden muss.

 Mike Hieronymus, rechts, mit seinem Galeristen Philipp Elitzer vor dem Brunnen am St. Johanner Markt.				  Foto: Jean M. Laffitau

Mike Hieronymus, rechts, mit seinem Galeristen Philipp Elitzer vor dem Brunnen am St. Johanner Markt. Foto: Jean M. Laffitau

Foto: jean m. laffitau
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