„Wehret den Anfängen“ Kampf der Tigermücke in der Pfalz

Ludwigshafen/Heidelberg · Die Mücke wurde 2014 in Deutschland entdeckt. Der Blutsauger ist potenzieller Überträger von Krankheitserregern, etwa des Dengue- oder Zika-Virus.

 Eine Mitarbeiterin öffnet einen Behälter mit sterilen männlichen Tigermücken.

Eine Mitarbeiterin öffnet einen Behälter mit sterilen männlichen Tigermücken.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Im Kampf gegen die Asiatische Tigermücke setzen die Jäger der Blutsauger in Rheinland-Pfalz jährlich Hunderttausende der kleinen Plagegeister selbst aus. Das klinge paradox, habe aber System, sagte Norbert Becker von der Gesellschaft zur Förderung der Stechmückenbekämpfung in Speyer. Es handele sich um Männchen, die mit Hilfe von Gammastrahlen sterilisiert wurden und Weibchen unfruchtbar machten. „Das sind unsere ,Helfer mit Flügeln’ – die gehen dahin, wohin wir nicht kommen“, sagte Becker. Die Mückenjäger arbeiten derzeit in Rheinland-Pfalz und in Baden-Württemberg.

„Jede Woche setzen wir etwa 34 000 sterilisierte Männchen aus, bei 15 bis 20 Freilassungen macht das über 600 000“, sagte Becker bei einem Ortstermin in Ludwigshafen. Die hohe Zahl sei nötig, weil sich die Tigermücke stark vermehre. Das Verfahren ist aufwendig. Vor zwei Jahren hatten Experten um Becker die Eier der Tigermücke in der Gegend um Heidelberg gesammelt und nach Italien geschickt. „Dort, in der Nähe von Bologna, werden sie zunächst massenvermehrt, damit Larven schlüpfen. Wenn diese zur Puppe wird, werden die Männlein aussortiert und mit Gammastrahlen sterilisiert“, erzählte Becker. Über Nacht bringt ein Kurierdienst die Tiere dann nach Speyer. „Sie befruchten nach dem Aussetzen zwar Weibchen, aber die Nachkommen sind nicht lebensfähig“, sagte der Biologe. Das Weibchen lege dann lebenslang unfruchtbare Eier. Das Projekt wird Becker zufolge vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.

Die Tigermücke wurde wohl aus Italien eingeschleppt und 2014 erstmals in Deutschland bei Freiburg entdeckt. Experten werten dies als Folge des Klimawandels. Der stechlustige Blutsauger ist nicht nur ein Plagegeist. Die Tigermücke ist auch ein potenzieller Überträger von Krankheitserregern, etwa des Dengue-, Zika- oder Chikungunya-Virus.

(dpa)
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