Besuch des Gesundheitsministers Demut statt Übermut – oder warum Spahn das Saarland lobt

Saarbrücken · Der durch den Lockerungswettlauf der Länder weitgehend verpatzte Abstimmungsgipfel mit Angela Merkel (CDU) am Mittwoch hat bei den Menschen viel Verunsicherung hinterlassen. Die krisenerprobte Kanzlerin wirkte überrannt – und in der Defensive.

 Jens Spahn (CDU,r) besuchte das Annaheim Wiebelskirchen, ihm gegenüber Eckhardt Schwappach von der Heimleitung. Hinten Regierungschef Tobias Hans und Gesundheitsministerin Monika Bachmann (beide CDU).

Jens Spahn (CDU,r) besuchte das Annaheim Wiebelskirchen, ihm gegenüber Eckhardt Schwappach von der Heimleitung. Hinten Regierungschef Tobias Hans und Gesundheitsministerin Monika Bachmann (beide CDU).

Foto: Oliver Dietze

Hat die Bundesregierung das Pandemie-Management noch im Griff? Vor diesem Hintergrund wirkt es nun wie ein demonstrativer Bund-Länder-Schulterschluss, wenn sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in einzelnen Regionen umtut. Auch um zu zeigen: Beim Bund laufen nach wie vor die Fäden zusammen. Dennoch brauchen die Länder angesichts des regional unterschiedlichen Infektionsgeschehens freie Hand. Das machte Spahn bei seinem Besuch in Saarbrücken nochmals deutlich, als er die besondere Situation des Saarlands an der Grenze zur vom Virus so massiv betroffenen französischen Region Grand Est ansprach. „Gerade das Wissen darum, dass wir es gemeinsam geschafft haben, solche Situationen in Deutschland und im Saarland zu vermeiden, macht demütig, nicht übermütig“, sagte Spahn bei einer Pressekonferenz mit Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) in der Staatskanzlei.

An der anhaltenden Herausforderung, „es dem Virus so schwer wie möglich zu machen“, sich erneut auszubreiten, ließ der Bundesminister keinen Zweifel. Im Falle von Infektionsherden oder möglichen Überschreitungen der Infektionsgrenze (mehr als 50 Infektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen) seien die Behörden vor Ort gefragt: Von dort aus könne „die Lage besser eingeschätzt werden als von Berlin aus“, sagte Spahn. Wichtig sei eine Hilfestellung vom Bund lediglich dort, wo es etwa zu Überforderungen komme. Für das Saarland gab es von Spahn indes viel Lob: Die geplanten Massentests auf Antikörper und die flächendeckenden Virus-Tests in Alten- und Pflegeheimen hätten dem Saarland eine Vorbildfunktion eingebracht. Letzteres unterstrich Spahn mit dem Besuch des Alten- und Pflegezentrums Annaheim in Wiebelskirchen.

Auch bundesweit sollen die inzwischen hohen Testkapazitäten nun rasch besser ausgelastet werden, versprach der Gesundheitsminister. Die Labore könnten jetzt „bis zu einer Million Tests in der Woche schaffen“. Die wissenschaftlichen Entwicklungen im Saarland zur Pandemie-Eindämmung konnte Spahn am Nachmittag bei einem Besuch der Virologie der Uniklinik Homburg verfolgen. Das Institut sorgte gerade mit einem speziellen Verfahren für Furore, das eine Verzehnfachung der Testkapazitäten ermöglicht.

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