Gewerkschaften drohen Erzieher demonstrieren in Saarbrücken – bald wochenlange Streiks in allen Saar-Kitas? (mit Fotos)

Saarbrücken · Die Lage in saarländischen Kitas droht zu eskalieren: Bei einer Großdemo der Erzieher in Saarbrücken zeigen sich die Gewerkschaften im Tarifkonflikt mit den kommunalen Arbeitgebern kampfbereit – und schließen verschärfte Maßnahmen nicht aus.

Erzieher im Saarland streiken
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Foto: BeckerBredel

Die Gewerkschaften legen nach: Bei einer Großdemonstration der Erzieher in kommunalen Einrichtungen haben die Gewerkschaften Verdi und GEW am Donnerstag in Saarbrücken ganzwöchige Schließungen der Kindertagesstätten im Saarland nicht ausgeschlossen, sollte es nächste Woche keine Einigung mit den Arbeitgebern geben.

Die Arbeitskampfsituation werde sich in Kürze drastisch verschärfen, sagte Verdi-Tarifkoordinator Stefan Schorr. Nach vier Warnstreiktagen gebe es bislang keinerlei Anzeichen für ein Einlenken der Arbeitgeber: „Die machen einfach gar kein Angebot“, sagte Schorr und sprach von einem „ganz neuen Stil in den Verhandlungen“.

Kommende Woche, am 16. und 17. Mai, sollen die Tarifverhandlungen weitergehen. „Wir vermuten, dass die Arbeitgeberseite darauf setzt, dass wir dem Unmut der Eltern und Erziehungsberechtigten nachgeben“, sagte Schorr und zeigte sich kampfbereit. Aktuell würden 160 Kitas im Raum Saarland und Trier bestreikt, bald seien es alle 250. Aus Warnstreiks würden dann zunächst einwöchige Arbeitsniederlegungen. „Das abzuwenden, da gibt es nur noch eine Chance“, sagte Schorr.

Verdi-Jugendsekretärin Fabienne Eli nannte es traurig, dass es kein Entgegenkommen der Arbeitgeberseite gebe. „Es ist mit dem Gehalt und den aktuellen Arbeitsbedingungen kein interessanter Job. Würden die Azubis in der Schulphase streiken dürfen, es wären noch viel mehr junge Leute hier“, sagte Eli.

„Wir haben katastrophale Zustände“, erklärte Annika König von der Kita Wadgassen. „Den vielen Aufgaben steht der hohe Personalausfall gegenüber, den Kindern kann man kaum gerecht werden. Und es war vor Corona schon schwierig. Die Pandemie hat jetzt die Bedürfnisse der Kinder noch erhöht.“

Ihre Kollegin Gaby Bretz ergänzte, dass man in der Pandemie die Gruppen nicht habe durchmischen dürfen. So sei es dem Personal schlicht verboten gewesen, Kollegen in anderen Gruppen beizustehen. „Das hat den Personalschlüssel völlig gesprengt. Zeit für Bildung gab es keine, wir haben nur noch betreut. Dazu kam dann noch die mangelnde Wertschätzung der Eltern und der Arbeitgeber.“

Der Erzieher Pascal Rullof kam mit einer Delegation aus Trier zur Demo: „In der Pandemie wurde viel über die Schulen geredet“, sagte er. „Die Kitas, die auch einen Bildungsauftrag haben, wurden völlig vergessen.“ Es fehle an Anerkennung.

Im Tarifkonflikt mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) wollten die Beschäftigten mit der Saarbrücker Demo noch einmal auf ihre Forderungen nach verbesserten Arbeitsbedingungen pochen. Anhand der Stimmung zeigte sich: Die Lage in den saarländischen Kitas droht zu eskalieren.

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