De Gras Jupp beglückwünscht liebend gern Promis in der SZ Das „Phantom“ ist quicklebendig

Homburg/Luisenthal · Es gibt ihn wirklich: de Gras Jupp. Der Mann der unzähligen Geburtstagswünsche in unserer Saarbrücker Zeitung.

 Josef Gras, bekannt als „de Gras Jupp“, im Saarbrücker Café Lolo. Dort trafen wir ihn diese Woche zum fröhlichen Plausch.

Josef Gras, bekannt als „de Gras Jupp“, im Saarbrücker Café Lolo. Dort trafen wir ihn diese Woche zum fröhlichen Plausch.

Foto: BeckerBredel

Heute lüften wir ein kleines Geheimnis. Wir räumen ein Gerücht aus der Welt. Denn er ist kein Phantom. Keine simple Erfindung, wie viele Leute meinen. Er ist quicklebendig. Und deshalb treffen wir ihn in einem Saarbrücker Café zum fröhlichen Plausch: de Gras Jupp. Bekannt geworden im Land ist der heute 76-Jährige durch die unzähligen Kleinanzeigen in der SZ, mit denen er zumeist prominenten, manchmal auch weniger prominenten Menschen zum Geburtstag gratuliert. Diese Gute-Laune-Inserate sind rot umrandet, wahlweise mit Luftballons, zwei Gläschen Sekt oder einem Blumengebinde verziert.

Josef Gras war früher Statistiker im Arbeitsamt. Akribisch vom Scheitel bis zur Sohle hat der aus Düsseldorf stammende Mann in seiner Freizeit alles Mögliche rund um den 1. FC Saarbrücken notiert. „Er ist ein wandelndes Lexikon“, sagt Andreas Dausend, der Geschäftsführer des Café Lolo, der sich an diesem Morgen über den Besuch seines Stammgastes freut. Was den Rentner vor allem auszeichnet, ist sein phänomenales Gedächtnis. Von Angela Merkel über Barack Obama bis hin zu Günther Jauch hat er unzählige Geburtsdaten gespeichert. Er spult sie ab wie ein Automat. Respekt! Barack Obama hat er auch schon mal per Inserat zum Wiegenfest gratuliert und ein Exemplar der SZ ins Weiße Haus geschickt. Naja, eine Antwort hat er nicht erhalten, das wäre auch zu schön gewesen.

De Gras Jupp, wie ihn alle Freunde und Bekannten nennen, lebt seit 33 Jahren in Luisenthal und ist auch seit 33 Jahren mit ein und derselben Lebensgefährtin liiert. Dass manche Leute meinen, er sei bloß ein Phantom, das hat er selbst schon mitgekriegt. Darauf hat ihn jemand angesprochen bei einem Neujahrsempfang. Was wiederum die Liebe zum 1. FCS angeht, so hat er als Sportjournalist Abertausende von Fotos geschossen. Und Statistiken erstellt. Eines dieser voluminösen Zahlenwerke zieht er gerade aus der Tasche. Es weist unter anderem Spielergebnisse, die jeweilige Anzahl der Zuschauer und Leistungskurven auf. Man könnte ihn ewig ausfragen zu allen Geschehnissen und Personalien rund um seinen Lieblingsverein, es gäbe wohl nichts, was er nicht weiß. Oder zumindest statistisch festgezurrt hat.

„Wenn du 50 Jahre Fotos machst, dann bist du verheiratet mit der Kamera“, umschreibt der 76-Jährige seine Leidenschaft für lebendige Bilder. Ein großformatiges Foto zieht er soeben hervor. Es zeigt eine Torraum-Szene bei einem Spiel, das vielen Fans noch bestens in Erinnerung ist: 16. April 1977. 30. Spieltag. 1. FC Saarbrücken gegen Bayern München. Am Ende stand ein sensationelles 6:1 für die hiesigen Mannen, und die Fußballwelt stand Kopf.

Und nun? Der scheinbar nicht enden wollende Hickhack rund ums Ludwigsparkstadion. „Das tut mir weh“, sagt de Gras Jupp. Ansonsten erfreut er sich seines Rentnerlebens und verfolgt hellwach und mit Enthusiasmus das Geschehen rund ums runde Leder.

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