Musikschule: Das ist der Oberschenkel, patsch.... Das ist der Oberschenkel, patsch ...

Saarbrücken · Die Saarbrücker Musikschule kann einen neuen Erfolg vermelden: Im nächsten Schuljahr wird das Musikprojekt für Grundschulen auch an der Weyersbergschule Einzug halten.

„Das – ist – der – O-ber-schen-kel“, ... patsch.“ Thomas Kitzig klopft rhythmisch auf sein Bein, dass es klatscht. Und demonstriert so eindrucksvoll, was Body-Percussion mit Sprache ist. „Moove & Groove“ nennt sich das.

Und genau so, nur bestimmt viel lauter als beim doch eher zurückhaltenden Chef der Saarbrücker Musikschule, wird es im nächsten Schuljahr in der Burbacher Weyersbergschule klingen. Denn endlich, erzählt Kitzig im SZ-Gespräch, ist es gelungen, auch mit der größten Grundschule des Saarlandes ein Musikprojekt zu starten.

An vielen Grundschulen ist die städtische Musikschule schon lange präsent. Das Projekt „Musikalische Bildung für alle“, das Kitzig vor Jahren angestoßen hat, ist eine veritable Erfolgsgeschichte. Überall wird gestrichen, getrommelt, geflötet.

Nur ausgerechnet die Weyersbergschule mit ihren vielen Hundert Schülern war bisher nicht dabei. Es wurden Sponsoren gesucht, eine Weile nicht gefunden. Und dann kam, wie Kitzig es sagt, „so eine typische saarländische Geschichte“. Eine Kollegin im Förderverein schlug vor,  Alice Hoffman zu fragen, die im SWR-Fernsehen Mitglied einer Quizsendung ist, in der für einen guten Zweck gespielt wird. Die vermittelte weiter an ihre Redaktion – und so landete die städtische Musikschule Saarbrücken letztendlich bei der Stiftung Herzenssache.

Und tatsächlich: Die Stiftung begeisterte sich für das Projekt. Und nun stehen 75 000 Euro bereit, der Musikunterricht an der Weyersbergschule ist für drei Jahre gesichert.

Alle dritten Klassen der Schule kommen nach den Sommerferien in den Genuss professionellen Musikunterrichts mit viel Rhythmus und gleichzeitigem Sprechtraining. Lehrerinnen und Lehrer der Musikschule kommen dann in den Unterricht und öffnen den Kindern, wenn alles gut läuft, eine neue Welt.

Dieses Projekt ist eines der Herzensprojekte von Thomas Kitzig. Seit 26 Jahren leitet er nach seinem Motto „kreativ, aber skandalfrei“ die Musikschule und hat sie ruhig und beharrlich durch alle kommunalpolitischen Stürmchen und Stürme geleitet.

Unangefochten ist sie längst. 2200 junge Menschen kommen im Mutterhaus in der Nauwieser Straße und in den Grundschulen der Stadt Woche für Woche in Kontakt mit der Musik, lernen etwas, das sie als Menschen reicher macht. Und, wie man ja seit etlichen Jahren weiß: Kinder, die musizieren, lernen auch besser in der Schule, konzentrieren sich besser und erlernen im Ensemblespiel auch soziale Fähigkeiten.

Gerade Letzteres, das Ensemblespiel, ist ein weiteres Herzensprojekt des Schulleiters. Die Saarbrücker Musikschule bietet mannigfaltige Möglichkeiten, in kleinen und großen Gruppen zu musizieren. 20 verschiedene Ensembles gibt es. Im größten, dem Ensemble Kunterbunt etwa, ist das älteste Mitglied 76, das jüngste gerade mal acht Jahre alt.

Stetig baut Kitzig an „seiner“ Schule, unterstützt von einem rührigen Förderverein. 50 bis 60 Vorspiele gibt es allein im Jahr. Jedes Kind soll die Chance haben, sich vor Publikum zu präsentieren. Dazu dient etwa auch der Wettbewerb „Klavier plus“, bei dem sich Ensembles einer wohlwollenden Jury stellen.

Auch neue Instrumente kommen immer mal dazu. Durch jahrelanges Sparen, erzählt Kitzig, war es jetzt etwa möglich, eine Harfe anzuschaffen. Immerhin gut 15 000 bis 16 000 Euro kostet solch ein Instrument. Überhaupt versucht er, auch die sogenannten Mangelinstrumente zu bewerben. Kontrabass und Harfe erlernen nicht viele. Die Instrumente sind unhandlich und teuer, aber im Orchester unerlässlich.

Grenzüberschreitungen sind ein weiterer Schwerpunkt der Schule und ihres Chefs. Eng und intensiv ist die Zusammenarbeit in der Großregion. Und sie ist „selbstverständlich geworden“, meint er. Was früher exotisch war und umständlich, ist heute normal. Sogar ein deutsch-französisches Ensemble gibt es. Das leitet ein Kollege aus Forbach, und es spielen Kinder von beiden Seiten der Grenze.

 Thomas Kitzig leitet die Musikschule seit 26 Jahren.

Thomas Kitzig leitet die Musikschule seit 26 Jahren.

Foto: Iris Maurer
 Ensemblespiel findet in ganz unterschiedlichen Zusammenstellungen statt. Auch die Rhythmusgruppe Saarbeats gehört dazu. Die Gruppe gibt am 17. März ein besonderes Konzert in der Hochschule für Musik. Dort treten die Saarbrücker Schlagzeuger mit den Schülern der Schlagzeugklasse der Musikschule aus dem luxemburgischen Dudelange auf. Der Eintritt ist frei.

Ensemblespiel findet in ganz unterschiedlichen Zusammenstellungen statt. Auch die Rhythmusgruppe Saarbeats gehört dazu. Die Gruppe gibt am 17. März ein besonderes Konzert in der Hochschule für Musik. Dort treten die Saarbrücker Schlagzeuger mit den Schülern der Schlagzeugklasse der Musikschule aus dem luxemburgischen Dudelange auf. Der Eintritt ist frei.

Foto: Jean M. Laffitau/jean m. laffitau

Kitzigs Ehrgeiz ist, dass möglichst viele Menschen, insbesondere Kinder, in Kontakt mit seiner Schule kommen, von ihr profitieren. „Wir werden von der Bügerschaft finanziert“, meint er, „da will ich möglichst viele Menschen in der Stadt mit Musik in Verbindung bringen.“

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