Interview mit Organisatorin Irene Portugall „CSD wird 2021 wieder gefeiert“

Auch wenn die Planungen schon sehr weit waren, war die Absage schnell klar.

 Irene Portugall

Irene Portugall

Foto: BeckerBredel

Sie haben sehr frühzeitig, schon vor den Ausgangsbeschränkungen, den für den 5. bis 7. Juni geplanten CSD abgesagt.

Irene Portugall: Wir wollten schon, als Großveranstaltungen noch nicht verboten waren, verhindern, dass sich das Virus durch ein Großevent mit zuletzt 50 000 Besuchern und Besucherinnen schneller und weiter verbreitet. Das hätten wir nicht verantworten können. Hinzu wäre auch die Planungsunsicherheit gekommen, nicht nur für uns, sondern für alle am CSD Beteiligten, wie z.B. die Wirte unserer Community, die Personal, Getränke, Stände ordern müssen, Paradeteilnehmer, die LKWs mieten, Künstler, Technik und Security, Sanitätsdienst, Feuerwehr und Polizei, die in Personalplanung gehen müssen. All dies mussten und wollten wir berücksichtigen. Einen CSD als Großevent kann man nicht kurzfristig absagen, wenn man verantwortungsbewusst ist.

Wie war der Stand der Vorbereitungen? Wie viel Zeit, Arbeit und Geld wurde bereits investiert?

Portugall: Wir waren schon mit dem Ordnungsamt, der Polizei, Feuerwehr, Straßenbauamt, ZKE und Untere Bauaufsichtsbehörde in der abschließenden Besprechung, die Sitzung war Ende Januar. Künstler*innen und Bands sind schon angefragt, Bühne gemietet und der Vorplatz der Congresshalle reserviert. Der Oberbürgermeister hatte die Schirmherrschaft übernommen, die politische Podiumsdiskussion, das Gedenken und gesamte Bühnenprogramm in der abschließenden Gestaltung, die Security und Technikpersonal bestellt. Hotelzimmer für die Künstler vorreserviert. Plakat mit dem Motto 2020 war im Entwurf und die Werbefläche reserviert. Paradeanmeldungen und Standanmeldungen wurden schon entgegengenommen. Der Arbeitsaufwand war insgesamt bisher schon hoch, und was es uns kosten wird, hängt damit zusammen, wie unsere Vertragspartner dies sehen.

Denkt der LSVD daran, den CSD nachzuholen, oder ist eine andere Veranstaltung geplant für die Zeit nach der Corona-Krise?

Portugall: Der CSD SaarLorLux wird 2021 wieder stattfinden, dafür gehen wir im November/Dezember dieses Jahres schon mit dem Ordnungsamt in die Planung. Der LSVD Saar wird sich weiter engagieren und auch umso ausgelassener demonstrieren und feiern, wenn die Corona-Pandemie ein Ende hat! Sobald die Zeit gekommen ist, werden wir uns mit den Wirten und Wirtinnen aus der Community Gedanken zu einer gemeinsamen Feier in der zweiten Jahreshälfte machen.

Wie wirkt sich die Krise auf die alltägliche Arbeit des LSVD aus?

Portugall: Für Beratungen ist der LSVD Saar zwar weiterhin im LSVD-Checkpoint in der Mainzer Straße in Saarbrücken erreichbar, Veranstaltungen, Aufklärungsworkshops und alle Gruppentreffen fallen in den nächsten Wochen leider aus. Wir wollen aber nicht jammern, denn das Wichtigste ist, dass alle in diesem Land die Krise gesund überleben und ihre Arbeitsplätze und ökonomischen Existenzen sicher bewahren. Wir rufen daher unsere Community zur Solidarität auf.

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