Kulturförderung im Regionalverband Zwei Männer fördern die Komik für alle

Saarbrücken · „Immer ist alles in Saarbrücken.“ Das hörten zwei Kulturmacher oft – und handelten. Sie bringen seit 25 Jahren den Humor aufs Land.

 Die Väter der Comedy-Reihen,  Charlie Bick (links) und Claude Adam-Brettar, vor dem Saarbrücker Schloss.

Die Väter der Comedy-Reihen,  Charlie Bick (links) und Claude Adam-Brettar, vor dem Saarbrücker Schloss.

Foto: Kerstin Krämer

Seit fünf Jahren grinst ein Kaktus mit Clownsnase vom Flyer. Mit jährlich wechselnden Farben und unterschiedlichen Neigungswinkeln steht das Gewächs für eine Veranstaltung, die schräg und stachelig sein darf: „Comedy im Frühling“ beziehungsweise „Comedy im Herbst“. 2019 wird die Reihe, die das Kulturforum des Regionalverbandes mit je vier Gemeinden veranstaltet, 25. Jahre alt.

An die Anfänge des „Knallbunten Abends“ erinnern sich die Macher Charlie Bick (64) und Claude Adam-Brettar (57). Künstlerischer  Leiter ist Charlie Bick, der auch das Konzept ausheckte. Man kennt ihn als Veranstalter, etwa mit Marion Künster als Chef des Straßentheater-Festivals Sommer Szene.

Adam-Brettar, seit 1992 Leiter des 1989 gegründeten Kulturforums, kümmert sich um Verträge, Presse und Marketing und hat Bick als Fachmann für bürgernahe Kultur ins Boot geholt auf Initiative der damaligen Stadtverbands-Beigeordneten Elfriede Nikodemus. Sie reagierte auf Klagen der umliegenden Gemeinden, Kultur gebe es immer nur in der Landeshauptstadt.

Bick ist Anhänger einer „Kultur für alle“. Auf dem Land aufgewachsen, schwebte ihm sofort einer jenen „knallbunten Abende“ vor, wie er sie aus seiner Kindheit kannte. Allerdings kein Leipziger Allerlei, sondern ein gezieltes Angebot an Leute, für die der Besuch kultureller Veranstaltungen keine Selbstverständlichkeit ist. Comedy sollte es sein – aber kein Gequassel, sondern eine international verständliche Komik, die ohne Worte auskommt. Ein knallbunter Abend, der an vier Tagen hintereinander ohne Eintritt und mit saarländischen Lokalmatadoren im Vorprogramm über die Dörfer tingelt, war der Plan.

Als die Finanzierung stand, mussten Bick und Adam-Brettar Klinken putzen. Schließlich erklärten sich Friedrichsthal, Nassweiler, Riegelsberg und Auersmacher tollkühn zum Experiment bereit. Auch das Publikum tröpfelte eher: „Bei der ersten Ausgabe im November 1994 konnten wir jeden Zuschauer mit Handschlag begrüßen“, sagt Brettar.

  Hauptattraktion waren damals die belgischen Musik-Komiker Corvi. Und wer wärmte die Bühne vor? „Ich hatte anfangs die Wahnsinnsidee, an allen vier Abenden verschiedene Saarländer auf die Bühne zu schicken“, erzählt Bick und schüttelt im Nachhinein über sich selbst den Kopf. Kabarett, Gaukelei und Jonglage, Zauberei und Improvisationstheater: Zum Auftakt wechselten sich Detlev Schönauer, Markus Murks, Markus Lenzen und Willi Fries ab. Längst ist jeweils nur noch ein saarländischer Künstler oder eine Gruppe dabei, „außer Gerd Dudenhöffer hat mittlerweile wohl fast jeder mitgemacht“, sagt Bick. Und wie kam’s zum Spendensammeln im Hut? „Das haben wir notgedrungen spontan eingeführt, weil wir mit den Künstlern ja noch was essen gehen wollten“, sagt Bick. „Dafür hätte aber unser Geld nicht mehr gereicht.“

In Auersmacher sei’s auch schon mal vorgekommen, dass einer mangels Geld mit Zigaretten „bezahlt“ habe, erinnert sich Claude.

Ein Muss ist der Obolus ohnehin nicht – Bick und Adam-Brettar betonen die Freiwilligkeit der Spende. Aber der Münzzählapparat, den eine Gemeindeangestellte mal anschleppte, war überflüssig: „Die Leute werfen großzügig hauptsächlich Scheine ein“, sagt Brettar. Und Bick resümiert: „Die meiste Kohle bringt Musiktheater ohne Worte.“

Längst ist das Geld aus dem Hut drittes finanzielles Standbein neben der kommunalen Förderung und der Unterstützung durch die Hauptsponsoren Sparkasse und Energis. Rasch wurde die Comedy zum Selbstläufer: Die ein oder andere Turnhalle wäre heute zu klein, selbst die bis zu 500 Zuschauer fassende Riegelsberghalle füllt sich locker. „Die Comedy ist mein absolutes Lieblingsprojekt, eben weil sie so zu meinen Wurzeln zurückgeht“, sagt Bick. „Ich freue mich ehrlich auf jeden Abend, weil ich auch nur Gruppen einlade, die ich mir vier Tage hintereinander angucken mag.“ Bicks Wunschprogramm zum Jubiläum  beginnt  mit Wortakrobat Ody. Und die Stars der Abende bilden das Musikcomedy-Trio „Wildes Holz“, das mit Gitarre, Kontrabass und Blockflöte „Höhen und Tiefen“ ausloten will.

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