Beratungsstelle legt Jahresbericht vor Burbach und Neunkirchen sind Schwerpunkte bei häuslicher Gewalt

Saarbrücken · Eine Saarbrücker Beratungsstelle legt ihren Jahresbericht vor. Die Opfer sind fast immer Frauen, die Täter in neun von zehn Fällen Männer.

 Von häuslicher Gewalt waren im Jahr 2018 im Saarland zu 94,9 Prozent Frauen und zu 5,1 Prozent Männer betroffen.

Von häuslicher Gewalt waren im Jahr 2018 im Saarland zu 94,9 Prozent Frauen und zu 5,1 Prozent Männer betroffen.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Bei häuslicher Gewalt gehören Burbach und Neunkirchen zu den Schwerpunkten im Saarland. Das geht hervor aus aktuellen Daten der Saarbrücker Beratungs- und Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt. Aus den beiden Orten kämen die meisten Fälle, sagt Christine Theisen, die Leiterin der Beratungsstelle. „Auffällig“ in den Statistiken seien zudem Sulzbach und Völklingen.

Die Sozialarbeiterin mahnt allerdings zur Vorsicht im Umgang mit den Daten. Denn es gebe auch in sogenannten „bildungsstarken Haushalten“ und in „besseren Gegenden“ Gewalt. „Dort ist sie nur oft tabuisierter – die bildungsstarken Frauen schämen sich mehr als Frauen in anderen Milieus und melden sich deshalb seltener.“

Betroffen von häuslicher Gewalt waren im Jahr 2018 im Saarland zu 94,9 Prozent Frauen und zu 5,1 Prozent Männer. Täter waren in neun von zehn Fällen Männer. So steht es im Jahresbericht der Beratungsstelle. Eine zentrale Erkenntnis des Berichts ist: Der Informations- und Gesprächsbedarf steigt. Christine Theisen sagt: „Wir hatten bei uns in der Einrichtung im vergangenen Jahr 659 Fälle und damit ein paar weniger als im Jahr davor – dafür gab es aber mehr Gespräche. Vor allem, weil mehr Migrantinnen zu uns kamen.“

Die meisten Opfer sind laut Jahresbericht zwischen 30 und 40 (26,5 Prozent) und erleben Gewalt überwiegend durch den aktuellen Ehepartner. Fast zwei Drittel der Beratenen stammen aus Deutschland. Und „je älter die Betroffenen waren, umso größer war die Bereitschaft, ein Beratungsgespräch in Anspruch zu nehmen“, heißt es im Bericht. Ebenfalls auffällig: In 58 Prozent der Fälle leben Kinder bei den Betroffenen.

Seit 2007 gibt es die Beratungsstelle in der Richard-Wagner-Straße 17. Träger der Einrichtung ist der Sozialdienst katholischer Frauen, Ortsverein Saarbrücken. Theisen und ihre Kollegin Corinna Rebmann arbeiten saarlandweit mit der Polizei zusammen. Die Polizei leitet die Kontaktdaten von Opfern häuslicher Gewalt per Fax an die Stelle weiter, sofern die Betroffenen einverstanden sind.

Seit mehreren Jahren sind die Zahlen auf einem ähnlichen Niveau. „Laut offiziellen Polizei-Statistiken gibt es etwa 2700 bis 2800 Fälle häuslicher Gewalt pro Jahr im Saarland, etwa ein Drittel der Fälle landet bei uns“, sagt Theisen. Die Dunkelziffer liege jedoch mit Sicherheit höher. Häusliche Gewalt sei nach wie vor ein großes Problem, obwohl das Thema in der Öffentlichkeit immer mehr enttabuisiert werde. „Die Schwelle, sich beraten zu lassen, ist sehr hoch“, sagt Theisen.

Außerdem beobachtet sie, dass viele Frauen sich nicht trauen, sich direkt nach der ersten Gewalttat von ihrem Partner zu trennen. Diese Frauen brauchen oft mehrere Anläufe. Sie hoffen, dass der Mann sich doch noch ändert. In den allermeisten Fällen passiert das laut Theisen aber nicht: „Wer Täter ist, ändert sich nicht von heute auf morgen.“

Kontakt: Beratungs- und Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt im Saarland, Richard-Wagner-Straße 17, 66111 Saarbrücken, Tel. (06 81) 3 79 96 10. Die Kontaktaufnahme ist auch anonym möglich.

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