Gemeinsam an einem Tisch versammelt Bunte Fete zum Tag der offenen Gesellschaft
Sulzbach · Zum zweiten Mal beteiligte sich Sulzbach an der landesweiten Aktion für Offenheit, Vielfalt und Freiheit. 60 kleine und große Menschen feierten gemeinsam auf dem Ravanusa-Platz.
Oben auf dem sonnengelben Reis thronen, mit Mandelkernen bestreut, knusprig braun gebratene Hähnchen, umrahmt von rot-weißen Radieschen-Scheiben. Sehr hübsch, fast ein bisschen zu schade zum Essen, dieses Kabsa, das Ruba Fahed in ihrer kleinen Küche gezaubert hat. Die Syrerin, Mutter dreier entzückender, fließend deutsch sprechender Töchter von zehn, neun und sechs Jahren, hat sich richtig ins Zeug gelegt für diesen Abend. Genau wie Lubana Taleb (36), Schahed Manjona (39) und die anderen, trotz Hitze Kopftuch und lange Gewänder tragenden syrischen Frauen. Es geht ja schließlich auch um etwas: „In dem wir auftischen, setzen wir ein überregionales Zeichen für Offenheit, Vielfalt, Großzügigkeit, Gastfreundschaft und Freiheit“, zählt Organisatorin Stefanie Schmidt auf.
Der „Tag der offenen Gesellschaft“ wird europaweit begangen. Schon bei der Premiere im letzten Jahr beteiligten sich allein in Deutschland mehr als 20 000 Menschen – von Aachen bis Cottbus, von Bremen bis Freiburg. Selbst in Finnland, Portugal und Italien setzten sich Menschen unterschiedlicher Nationalitäten gemeinsam an einen Tisch. Am Samstag war es wieder soweit: Bundesweit deckten Bürger 462 Stehtische und Picknickdecken und Tafeln für Gespräche mit Gleichgesinnten – eine davon auf dem Ravanusa-Platz im Herzen Sulzbachs. „Natürlich beteiligen wir uns wieder“, betonte die Mitarbeiterin der örtlichen Caritas Gemeinwesenarbeit: „Gerade jetzt, wo es in der Gesellschaft so krankt und kracht, wo man Hass und Aggression an allen Ecken sieht, vor allem in Sulzbach.“
Stefanie Schmidt ist es ein Herzensanliegen, „Migranten mit Deutschen zusammen zu bringen. Da fehlt es einfach an Kontakten.“ Wenn man sich erst einmal kennen lernt, „ist alles viel, viel einfacher“. Dann nämlich merkt man, „die haben Probleme wie wir“ - was wird aus den Kindern, reicht das Geld bis zum Monatsende, finde ich Arbeit und so weiter – nur, dass sie kulturell einen anderen Hintergrund mitbringen. 40 Erwachsene und viele Kinder, darunter etliche, anlässlich des Zuckerfestes herausgeputzte kleine Prinzessinen, feierten am Samstag bis 21 Uhr an zwei langen Festtafeln auf dem Marktplatz. Zwei Drittel der Gäste waren arabischer Herkunft, schätzt Stefanie Schmidt. Schade sei gewesen, dass die Resonanz nicht größer war. Was auch an der Vielzahl der Parallelveranstaltungen lag und an dem Umstand, dass viele Flüchtlinge just an diesem Abend das Zuckerfest mit ihren Familien feierten.
Egal, die, die da waren, darunter ein sehr entspannter Bürgermeister Michael Adam, hatten einen wunderbaren Abend. „Ich finde die Idee sehr gut - weil wir alle Menschen sind und weil es nie verkehrt ist, wenn man verschiedene Kulturen zusammen bringt “, erklärte Yvonne Alt. Zusammen mit Rita Ries war sie extra aus Hüttigweiler nach Sulzbach gepilgert, einen Streuselkuchen als Mitbringsel dabei und eine große Neugierde auf neue Gaumenkitzel und nette Kontakte. „Wir machen das zum ersten Mal, sind also Debütanten auf dem ganzen Gebiet“, lachte Yvonne Alt, die generell „offen für Begegnungen“ ist. Ihr Wahlspruch passte gut zum Motto des Festes. „Leben und Leben lassen“ – in dem Fall mit Bulgur-Petersiliensalat, gefüllten Teigschnecken und Getränken, die im Springbrunnen kühl gehalten wurden. Wer’s verpasst hat: Nächstes Jahr wird es aller Wahrscheinlichkeit nach eine Wiederauflage geben, verspricht Stefanie Schmidt. Dann heißt es wieder: Heute offene Gesellschaft.