Saarbrücken Bürgerwehren lehnt die saarländische Polizei weiter strikt ab

Saarbrücken · Klare Absage auch an von Rechtsextremen erneut angekündigte Schutzzonen in Saarbrücker Freibädern. Stadt droht mit Rauswurf.

Bürgerwehren in Saarbrücken lehnt die Polizei strikt ab
Foto: dpa/Martin Schutt

Sie ziehen gemeinschaftlich durch die Straßen. Wollen durch ihr bloßes Erscheinungsbild Eindruck schinden, einschüchtern. Sie nennen es „für Ordnung sorgen.“ Den „guten ordentlichen  Deutschen“ wieder ein Gefühl von Sicherheit zurückgeben. Vornehmlich in den Abendstunden machen sie sich dazu in Gruppen auf Streifengang.

In anderen Bundesländern haben Rechtspopulisten solche selbsternannten „Bürgerwehren“ bereits auf den Weg gebracht. Im Saarland seien sie noch nicht aktiv, sagt Stephan Laßotta, Sprecher beim Landespolizeipräsidium in Saarbrücken. Allerdings werde die Szene beobachtet.

Laßotta unterscheidet ganz klar zwischen dem „wachsamen Nachbarn“ und den Trupps, die ihre Kompetenzen überschreiten. „Wenn Nachbarn im Urlaub aufeinander aufpassen, ist das durchaus zu befürworten“, sagt er. Wenn ein unbekannter Wagen auffällig lange in einem Wohnviertel umherkreuzt, dann sei es angebracht, die Polizei zu rufen.

„Was wir aber nicht unterstützen, sind Bürgerwehren, die patrouillieren.“ Erst recht nicht, wenn sich diese Mannen sogar bewaffnen und Personen kontrollieren. Damit überschritten sie ihre Kompetenzen. Denn dies seien ausnahmslos hoheitliche Aufgaben des Staates, sprich: der Polizei.

Doch die organisierte Rechte belässt es nicht dabei. Sie zeigt auch tagsüber wieder verstärkt Präsenz So sollen im öffentlichen Raum so genannte Schutzzonen eingerichtet werden. Im Gegensatz zu den Bürgerwehren versucht die NPD diese in der Landeshauptstadt zu installieren. Dabei appellieren sie im Internet und mit Flugblättern an Deutsche, sich zu organisieren und so vor vermeintlichen Übergriffen auf Straßen und Plätzen zu schützen. Und in Freibädern. Für „ordentliche deutsche Patrioten“.

So kündigt deren saarländische Frontfrau Jacky Süßdorf ab Freitag sowie das gesamte Wochenende über Aktionen in den Saarbrücker Schwimmbädern an. Die streitbare Szenegröße begründet ihren Einsatz mit Jugendbanden, die Badegäste belästigen sollen. „Vornehmlich Frauen“ seien davon betroffen. „Auch am kühlen Nass gibt es Brennpunkte, an denen es für Deutsche immer gefährlicher wird“, schreibt sie in einem ihrer Auftritte im sozialen Netzwerk Facebook und verteidigt damit den Aufruf zu einer „Schwimmbadwache“ in Eigenregie. Damit gibt sie indirekt ausländischen Tätern die Schuld für die vermeintliche Sicherheitslücke in den öffentlichen Badeanstalten.

Diese sieht indes die St. Johanner Polizei mit Blick auf die Statistik überhaupt nicht. „Ich kann nicht erkennen, dass es zu einer eklatanten Zahl von Straftaten im Totobad kommt“, sagt ein Behördensprecher auf Anfrage. Auch ein Anstieg im Jahresvergleich sei nicht auszumachen. Seinen Angaben zufolge zählten Kollegen 2017 bis zum Stichtag 26. Juli drei Diebstähle, einen Spint­aufbruch, zwei Körperverletzungen. Einmal habe ein Besucher unerlaubt andere Badende fotografiert. In dieser Saison zeigten Betroffene zwei Diebstähle an. Einmal wurde ein Spint geknackt, ein weiteres Mal kam es zu einem Hausfriedensbruch. „Das ist im Vergleich zu Tausenden Badegästen verschwindend gering.“

Süßdorf hatte vor einigen Wochen im Schwarzenbergbad einen Auftritt mit NPD-Sonnenschirm hingelegt und damit gegen die Hausordnung verstoßen. Die lässt nämlich keine Parteiwerbung zu. Kurz darauf prahlte sie öffentlichkeitswirksam ebenfalls im Internet mit diesem Aufzug. Gleichzeitig kündigte sie da schon weitere Aufmärsche dieser Art an.

Die für die städtischen Bäder-Verantwortlichen wissen um die geplante Schutzzonen-Aktion. Die Mitarbeiter würden angewiesen, die Hausordnung anzuwenden. Das bedeutet: Sollte die NPD und Jacky Süßdorf ähnlich auftreten wie zuletzt, dann droht ihnen der Rauswurf. Von der vorherigen Aktion hatten die Angestellten nichts mitbekommen. Erst über die Bekanntgabe via Internet wurden sie anschließend darauf aufmerksam.

Übrigens: Die Landeshauptstadt beschäftigt fürs Totobad einen privaten Sicherheitsdienst. Je nach Besucherzahl werde deren Personalstärke aufgestockt.

Auch die NPD-Funktionärin Jacky Süßdorf haben wir aus der Redaktion heraus versucht, zu erreichen. Bis zum Redaktionsschluss der betreffenden Ausgabe reagierte sie auf keine unserer Nachrichten.

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