Solarstrom Bürger erzeugen gemeinsam Strom

Köllertal · Eine Genossenschaft aus dem Köllertal bietet Bürgern Anteile an, mit denen Solaranlagen vor Ort gebaut werden.

 Blick aufs Riegelsberger Rathaus: Auf dem Dach befindet sich die Solaranlage der Energiegenossenschaft Köllertal. Hinten links ist die Kita Ronnertswies zu erkennen.

Blick aufs Riegelsberger Rathaus: Auf dem Dach befindet sich die Solaranlage der Energiegenossenschaft Köllertal. Hinten links ist die Kita Ronnertswies zu erkennen.

Das Modell ist einfach: Bürger legen zusammen, um mit dem Kapital eine Anlage zur Erzeugung von Strom zu bauen. Sie verstehen das als Beitrag zur Energiewende. Doch sie wollen auch finnaziell profitieren. Das Kapital wirft eine Rendite von zwei bis drei Prozent im Jahr ab. Die Energieanlagen werden vor allem dort gebaut, wo der Löwenanteil des Stroms direkt verbraucht wird. Der Stromkunde hat den Vorteil, auf 20 Jahre feste Kosten zu haben. Denn das Gesetz zur Energieeinspeisung (EEG) garantiert Abnahmepreise auf 20 Jahre. Der Kunde – etwa eine Kommune – braucht dazu nicht mal selbst zu investieren.

Das ist das Modell von rund 900 Energie-Genossenschaften in Deutschland, darunter die Bürger-Energie-Genossenschaft Köllertal (BEG). Sie wurde vor zwei Jahren gegründet, hat bislang 360 Anteile verkauft (112 Genossen) und will jetzt einen großen Sprung machen. 450 neue Anteile will sie verkaufen. Damit will die BEG zwei neue Photovoltaik-Anlagen in Saarlouis finanzieren. 150 Anteile sind nur den bisherigen Mitgliedern der Genossenschaften angeboten worden – nach zehn Tagen waren sie platziert, sagt Karl Werner Götzinger, Vorstandsvorsitzender der BEG, im Rathaus Saarlouis bei der Vorstellung des Saarlouiser Projektes. Götzinger, ein Informatiker, arbeitet wie die anderen Akteure der Genossenschaft ehrenamtlich. 150 weitere Anteile werden nun allein Bürgerinnen und Bürgern aus dem Kreis Saarlouis angeboten. Und weitere 150 kommen frei verfügbar auf den Markt.

Finanziert werden soll damit zunächst eine Anlage auf dem Dach des Neuen Betriebshofes Saarlouis (NBS). Sie wird laut Götzinger etwa 916000 Kilowattstunden im Jahr erzeugen, „etwa 90 Prozent des NBS-Bedarfs“. Des jetzigen Bedarfs, denn der NBS wird mehr Strom brauchen, weil er mehr und mehr auf Strom umstelle, wie Baudezernent Günter Melchior sagte. Etwa bei den großen Rasenmähern, oder bei den Autos. Einen Lieferwagen – die Post entwickelt gerade einen – will Melchior testen.

369 Module sollen auf das NBS-Dach kommen. Am Donnerstagabend gab der zuständige Ausschuss des Stadtrates grünes Licht auch für das zweite Projekt: eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Römerbergschule in Roden. Die Stadt spart so Investitionskosten, denn die Sonnenanlagen sind Bestandteil des Weges zur „Null-Emissions-Kommune“, zu der sich Saarlouis durch Ratsbeschluss verpflichtet habe, unterstrich Melchior. Die Stromkosten bleiben außerdem auf 20 Jahre kalkulierbar.

Erstes Prinzip, sagt Götzinger, sei „Seriösität“ gegenüber Kunden und Anteilseignern.In Riegelsberg funktioniere das bestens, sagt Götzinger. Dort wurde eine solche Anlage auf dem Dach des Rathauses montiert. Allerdings dürften neue Mitglieder der Genossenschaft höchstens zwei Anteile kaufen. Erst wenn – wie jetzt in Saarlouis – Kapital für neue Projekte gebraucht werde und neue Anteile angeboten würden, können bisherige Mitglieder auch weitere Anteile erwerben.

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