Bonsai Dieses Hobby erfordert sehr viel Wissen 

Friedrichsthal/Reden · Bonsai-Ausstellung am kommenden Wochenende in Reden. Friedrichsthaler ist Meister seines Faches.

 Manuel Flammann  mit einigen seiner faszinierenden  Bonsais.

Manuel Flammann  mit einigen seiner faszinierenden  Bonsais.

Foto: Thomas Seeber

  Bunt tätowierte Arme, daumendicke Löcher in den Ohrläppchen, Panzerkette: Wenn man Manuel Flammann sieht, denkt man an alles Mögliche. Nur nicht an Bonsais. Ein Fehler. Denn der 32-jährige Technische Zeichner und Werkzeugmechaniker gilt als Nachwuchstalent in der Szene, deutschlandweit und vielleicht auch bald auf europäischer Ebene. „Mich freut es, anderen Leuten zu zeigen, was man aus Pflanzen machen kann.“

Am kommenden Wochenende besteht die Gelegenheit, Manuel Flammann und fünf seiner grünen Schützlinge am Erlebnisort Reden kennen zu lernen. Dort richten die Bonsaifreunde Saar und Ost-Saar zusammen mit dem Bonsai Team Koblenz-Mittelrhein die 1. Bonsai-Tage Süd-West aus. „Wir hatten relativ viele Vorarbeiten“, informiert Flammann, der als Vizevorsitzender der Bonsaifreunde Saar fleißig mit Hand anlegte. Stellwände und Tische mussten gebaut werden - kein Problem für den Mechaniker, der beim Pressegespräch in seinem schmucken Hausgarten mit Blick auf 30 Miniaturbäume erzählt, wie er zur asiatischen Gartenkunst fand.

„Bei den meisten fängt es mit dem Karate-Kid Film an“, sagt der freundliche junge Mann. Nicht so bei ihm: „Ich bin quasi im Wald groß geworden.“ Trotzdem waren seine ersten frühen Versuche mit Bonsais, damals im Garten der Eltern, „immer zum Scheitern verurteilt“. Erst 2012 kam der damals 28-Jährige durch eine Hainbuche aus einer Großgärtnerei - wohlgemerkt nicht aus dem Baumarkt - erneut auf das Hobby mit den kleinen Bäumen. Was ihn daran so fasziniert? „Es ist ein gutes Stück Ausgleich“ zum Job in der Industrie, wo es „laut und dreckig“ zugeht. „Bei Bonsais gibt es nichts Eintöniges, jeder Baum hat Eigenarten und spezielle Bedürfnisse.“ Den Vorbehalt, dass die Bäumchen regelrecht misshandelt werden durch den permanenten Einsatz von Gartenscheren und Draht, mit dem es in die gewünschte Form gebracht wird, wischt Flammann lächelnd vom Tisch: „Es gibt Hecken, die werden mehr massakriert als jeder Bonsai.“ Im Gegenteil, die Miniaturbäume „sind die gesündesten Pflanzen, die ich kenne. Denen mangelt es an nichts. “

Zum individuellen Verwöhn-Programm gehört regelmäßiges Düngen genauso wie Ruhezeiten im Winter und jetzt, im Hochsommer, mehrmals tägliches Gießen mit Regen- oder Leitungswasser. Die Azalee beispielsweise, die er nur für seine Frau angeschafft hat – „damit sie was Blühendes hat“ – braucht ein saures Milieu. Unempfindlicher sind da einheimische Gehölze wie Buchen oder „Ahörner“.

Was den Laien erstaunt: „Normale Erde ist tödlich für Bonsais.“ Reichert sie darin mit der Zeit Dünger an, wird die Pflanze vergiftet. Flammann verwendet stattdessen eine Mischung aus Bims, Lava, Split und Akadama, einem Lehmgranulat aus doppelt gebrannter Tonerde.

Nein, dem Zufall wird bei dieser Freizeitbeschäftigung wirklich nichts überlassen. „Ich arbeite jetzt schon auf das nächste Jahr hin“, erklärt der Bonsaianer. Richtig glücklich macht es Flammann, wenn er merkt, „dass der Baum mit einem zusammen arbeitet“. Seine Favoriten sind inzwischen Lärchen und Wacholder, von seinem Meister Jörg Derlien holt er sich regelmäßig Rat.

Fachwissen sei im Übrigen gar nicht maßgeblich für Bonsai-Erfolge: „Der künstlerische Anteil ist mindestens gleichermaßen wertvoll. Man hat ein inneres Bild von dem Baum, wie er später aussehen soll. Das ist das Schwierige – zu sehen, was die Rohpflanze hergibt, das individuelle Potenzial.“

Und dann heißt es ausharren: „Es dauert Jahre, bis das Grün beginnt, zum Stamm zurück zu treiben.“ Letztlich sind es Zeit und Geduld, „woran viele scheitern“. Ganz billig ist das Hobby übrigens auch nicht. Die Rohpflanzen bezieht Flammann aus Japan,  oder er hat Glück und stößt im Gebirge auf einen geeigneten Findling. Der monetäre Wert seiner Schützlinge geht bis hinauf in den vierstelligen Bereich. Trennen will sich Flammann trotzdem von keinem – und spart schon auf den nächsten.

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