Bezirksrat Mitte Thomas Emser ist neuer Bezirksbürgermeister in Saarbrücken Mitte

Saarbrücken · Für jeden eine halbe Amtszeit als Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk Mitte – darauf hatten sich SPD und CDU 2019 geeinigt und damit die Grünen, obwohl damals stärkste Fraktion im Bezirksrat, um den Posten gebracht. Jetzt hat Stefan Brand (CDU) sein Amt niedergelegt. Und Thomas Emser (SPD) wurde gewählt.

 Der alte und der neue Bezirksbürgermeister von Saarbrücken Mitte: Thomas Emser (links) übernimmt das Amt von Stefan Brand, der es zweieinhalb Jahre inne hatte.

Der alte und der neue Bezirksbürgermeister von Saarbrücken Mitte: Thomas Emser (links) übernimmt das Amt von Stefan Brand, der es zweieinhalb Jahre inne hatte.

Foto: Iris Maria Maurer

Harmonischer könnte es nicht sein zwischen dem Amtsvorgänger und seinem Nachfolger: Stefan Brand (CDU), bis dato Bezirksbürgermeister in Mitte, und Thomas Emser (SPD) kommen gemeinsam zum Pressetermin. Seine Adler-Figuren-Sammlung hat Brand schon in Kisten verpackt. In sein Büro im Rathaus St. Johann zieht jetzt Thomas Emser ein. Der Sozialdemokrat ist ein Auto-Narr. „Ich stelle wohl ein paar meiner Automodelle auf“, lacht er.

Brand und Emser verstehen sich sichtlich gut. „Wir ticken ziemlich gleich“, sagt der Christdemokrat. „Wir haben immer an einem Strang gezogen, auch unsere Fraktionen im Bezirksrat“, ergänzt der SPD-Mann. Auch mit den Grünen, die mit neun Mitgliedern 2019 im Bezirksrat gestartet waren und mittlerweile auf eine Sechser-Fraktion geschrumpft sind, habe die Zusammenarbeit bisher immer geklappt. „Ebenso mit dem FDP-Vertreter und den beiden Linken“, sagt Brand. Ursprünglich war auch die AfD mit einem Mandat vertreten. „Doch den konnten wir überzeugen, der ist jetzt parteilos“, scherzt er.

Brand ist in der Sitzung am Donnerstag als Bezirksbürgermeister zurückgetreten, hat sein Mandat aber behalten. Das sei laut Kommunalselbstverwaltungsgesetz (KSVG) möglich und juristisch abgeklärt. Im Anschluss wählte der Rat den Sozialdemokraten Thomas Emser zum neuen Bezirksbürgermeister (mit 13 Ja- und zwei Nein-Stimmen bei einer Enthaltung). Beide Männer setzen auf eine überparteiliche Amtsführung, wie sie betonen.

Gemeinsam habe man in den vergangenen zweieinhalb Jahren vor allem die Umbenennungen von Straßen, die nach Persönlichkeiten mit erwiesener Nazi-Vergangenheit benannt waren, auf den Weg gebracht. Die Neikesstraße heißt jetzt Kleine Rosenstraße, die Dr. Vogeler-Straße wird noch umbenannt, den Oberst-Petersen-Weg gibt es nicht mehr. „Das hatten die Grünen initiiert und ich war erst skeptisch. Aber ich habe meine Meinung geändert“, resümiert Stefan Brand und lobt die gute Zusammenarbeit in der Namensfindungs-Kommission und mit der Bürgerschaft. Umgekehrt loben die Grünen „Brands Unparteilichkeit und seine Fähigkeit, alle Parteien zusammenzubringen.“

Der scheidende Bezirksbürgermeister, der in der selben Sitzung einstimmig zum Beigeordneten gewählt wurde, bedauert, dass ihm die Corona-Pandemie in die Quere kam während seiner Amtszeit. „Ich konnte viel weniger Termine wahrnehmen. Dass die Vereine so gelitten haben, tut mir in der Seele weh“, sagt Brand, der selbst in vielen Vereinen aktiv ist. Unter anderem ist er Präsident des St. Arnualer Fußballvereins. In der Flüchtlingsunterkunft in der St. Arnualer Scharnhorsthalle machte er sich zuletzt als Krisenmanager und Koordinator von rund 150 Helfern verdient.

Ein neuer Name für die Heinkelstraße gesucht

„In meiner Amtszeit müssen wir uns jetzt um die Umbenennung der Heinkelstraße kümmern“, kündigt Emser an. Der Alt-Saarbrücker ist – wie Brand – in unzähligen Vereinen engagiert und Mitglied des Presbyteriums der evangelischen Ludwigskirche. Aber auch bei den katholischen Kolpingbrüdern aktiv. Die allermeisten Vereinsämter lasse er jetzt ruhen. „Aber für den Gartenbauverein Mockenhübel, wo ich einen Schrebergarten gepachtet habe, gibt es einfach keinen Nachfolger“, beklagt der 67-Jährige, der sich selbst als „Vereinsmeier“ bezeichnet. Als  Betriebswirt arbeitete er 46 Jahre lang bei der Sparkasse Saarbrücken. „Menschen zu treffen, mich zu kümmern, das macht mir Spaß!“, sagt Emser.

Was liegt ihm am Herzen im größten Bezirk der Stadt (mit Alt-Saarbrücken, St. Arnual, St. Johann und Malstatt), in dem rund 100 000 Menschen leben? „Ich will die Gemeinwesenprojekte in den Stadtteilen weiter unterstützen.“ Und Emser, der in Alt-Saarbrücken lebt, fordert dort mehr Grünflächen. „Gerade in der Heuduckstraße müsste sich etwas tun. Auch Tempo 30 wäre dort sinnvoll.“ Warum der Park des Pingusson-Baus immer noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist, will ihm nicht einleuchten. „Außerdem liegt mir am Herzen, dass der Lkw-Verkehr nicht mehr durch Malstatt fährt“, sagt der passionierte Autofahrer, der zuletzt aber häufiger auf sein E-Bike umgestiegen ist. „Wegen der Umwelt, da müssen wir was tun.“

Wie sein Kollege und Vorgänger Stefan Brand geht auch Thomas Emser davon aus, dass das Amt des Bezirksbürgermeisters – als Ehrenamt angelegt – im Grunde ein Vollzeit-Job ist. Beide Politiker sind bereits in Rente. „Neben einer Berufstätigkeit ist das nicht zu leisten“, weiß Brand. Nicht mal zu Corona-Zeiten.

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