Saarbrücker Stadtgeschichte Als Kaspar Bock für Spaß auf der Saar sorgte

Saarbrücken · Lange vor der Erfindung des Saar-Spektakels haben Saarbrücker ihren Fluss in Szene gesetzt. 1926 gab es bereits das erste Strandfest.

 Sprünge in die Saar beim Strandfest in den 1920ern.

Sprünge in die Saar beim Strandfest in den 1920ern.

Foto: Hellmuth Bock

Auf dem Foto, das sein Sohn in diesen Tagen aus seinem Archiv geholt hat, wirkt  Kaspar Bocks „rustikaler Friseur-Salon“ wie eine Szene aus einem Stummfilm. Fünf Männer sind in einer Art Pranger fixiert und werden mit einem großen Pinsel zur Belustigung des Publikums quer übers ganze Gesicht „eingeseift“. „Der Rasierschaum war Schlagsahne. Die fünf Protagonisten waren in einer flexiblen Holzhalterung ,sitzfest’ gemacht und konnten dadurch nicht so ohne weiteres abhauen“, erinnert sich Kaspers Sohn Helmuth.

Dass der 79-Jährige sich an die alten Fotos erinnert hat, liegt an einer Großveranstaltung: Von Freitag bis Sonntag wird das 21. Saarbrücker Saar-Spektakel gefeiert. Helmuth Bock mag das Fest. Auch weil es ihn an Feste erinnert, die er mit seinem Vater gefeiert hat. „In den 40er- und 50er-Jahren und sogar schon noch früher freuten sich die Saarbrücker über eine ähnliche jährliche Veranstaltung. Man nannte sie Strandfest, und sie lockte schon damals Tausende von Zuschauern an die Ufer der Saar“, erinnert sich Helmuth Bock. Die Friseur-Show seines Vaters war ein Hauptpunkt im Programm.

Saarspektakel - Strandfest: So feiern Menschen in Saarbrücken am Fluss
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Schon ab den 20ern feierten Saarbrücker entlang ihres Flusses

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Foto: Hellmuth Bock

Der Schwimmverein 08 Saarbrücken veranstaltete schon 1926 an der „Schlageterbrücke“ (heute Daarler Brücke) das erste Strandfest auf und an der Saar. Nach dem Krieg habe man diese Tradition ab 1947 wieder aufleben lassen. „Von da an fanden die Feste jedes Jahr mit ständig wachsender Begeisterung der Teilnehmer und Zuschauer statt“, sagt Bock. Zentraler Ort der Feste war das Vereinsschiff Vaterland, Schwimmschiff genannt. Es hat heute seinen Liegeplatz unterhalb der Wilhelm-Heinrich-Brücke am Willi-Graf-Ufer.

Helmut Bock hat sich intensiv mit der Geschichte des Vereins beschäftigt. 1926 beschlossen die Saarbrücker Schwimmer in Saargemünd das alte Saarschiff Zutrauen zu kaufen und zum Vereinsheim umzubauen. Am Staden wurde im gleichen Jahr ein Strandfest veranstaltet. 1928 wurde die neue große Halle des Kaiser-Friedrich-Bades eingeweiht. 1930 zählte der Verein stolze 1216 Mitglieder. Am 11. September 1932 schaffte man das von der Firma Stahlbau Seibert gebaute neue Schiff Vaterland an, da die alte Zutrauen nicht mehr den Anforderungen des immer stärker werdenden Vereinsbetriebs standhielt. „Wie ihre Vorgängerin wurde die Vaterland zum Mittelpunkt des sportlichen und gesellschaftlichen Vereinslebens. Sie erlebte von Sommer zu Sommer die schönen und lustigen Strandfeste, die im Laufe der Zeit solche Ausmaße annahmen, dass sie nicht mehr allein eine Vereinsangelegenheit waren, sondern die Allgemeinheit und die Stadt selbst betraf“, erzählt Bock.

Das 14. Strandfest Ende Juli 1939 sei „ein letzter Höhepunkt mit wasser-akrobatischen Vorführungen“ gewesen, bevor der Krieg begann. Bock: „Die Vaterland ereilte wenige Wochen danach das gleiche Schicksal wie alle anderen Saarschiffe und Kähne, sie wurde von deutschen Pionieren gesprengt.“ Zwischen 1942 und 1943 wurde die Vaterland in Luisenthal instandgesetzt und an ihrem alten Liegeplatz wieder vertäut.

 Ausrichter der Strandfeste war der Schwimmverein 08 Saarbrücken.

Ausrichter der Strandfeste war der Schwimmverein 08 Saarbrücken.

Foto: Archiv Helmuth Bock
 Helmuth mit seinem Vater Kaspar Bock.

Helmuth mit seinem Vater Kaspar Bock.

Foto: Archiv Bock

1942 wurde Kaspar Bock erster Vorsitzender des Vereins. Schon im Jahr 1947 gelang es ihm, die  Strandfeste wieder aufleben zu lassen. Zehn Jahre später war es vorbei. 1957 fiel das Strandfest aus, weil die Behörden ein „Allgemeines Badeverbot in der Saar“ aussprachen. Die Saar war zu dreckig geworden. Dem Verein ging dadurch eine wichtige Geldquelle verloren. Er konnte sein Schiff nicht mehr bezahlen und musste es aufgeben. Es liegt noch an der Promenade, hat aber seinen Glanz verloren. Geblieben sind die Erinnerungen und die Fotos im Archiv von Helmuth Bock.

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