Geschwister Taffner Vortanzen zum Saarbrücker Festival

Saarbrücken · Die Geschwister Taffner haben über Lindy Hop weltweit Tanzfreudige gefunden. Sie organisieren das Velo-Swing-Festival im August am Saarbrücker Schloss. Mit dabei ist dann auch ihre „Hausband“ Gramophoniacs.

 Die Geschwister Nik und Jovanna Taffner haben sich dem Lindy Hop verschrieben. Mit dabei ist der ältere Bruder Ben (auf dem Rad).

Die Geschwister Nik und Jovanna Taffner haben sich dem Lindy Hop verschrieben. Mit dabei ist der ältere Bruder Ben (auf dem Rad).

Foto: Manuela Meyer mm@manuelameyer.com

Das Wort „Trend“ mag Ben Taffner in Bezug auf den Swing gar nicht. „Swing ist viel mehr, das ist ein Kulturgut, das in Deutschland durch die Nazis verloren ging“, sagt er, der mit seinen jüngeren Geschwistern Jovanna und Nik die Kultur des Swing lebt. Vor allem geschieht das über den dazugehörigen Tanz, den Lindy Hop.

Die Taffners betreiben seit sechs Jahren eine Lindy-Hop-Tanzschule und gestalten mit anderen das alljährlich stattfindende Velo-Swing-Festival, das im August am Schloss ausgetragen wird.

Was ist aber nun so besonders am Lindy Hop? „Jeder kann mit jedem tanzen, man braucht keinen festen Partner“, erklärt Ben Taffner. „Der Tanz ist sehr rhythmisch, hat den Fokus nicht auf festen Figuren und lebt von der Improvisation der Tänzer. Das ist ein echter Street Dance. Jeder einzelne Tanz ist dabei eine Reise ins Unbekannte, was es sehr spannend macht.“ In den 1930er Jahren sei die Swing-Kultur auch ein Ausdruck der unterdrückten US-amerikanischen Schwarzen gewesen. In den Achtzigern habe Lindy Hop dann ein Revival erlebt, und seitdem habe sich eine weltweite Community von Swing-Liebhabern entwickelt, die wie eine große Familie sei. „Wenn wir reisen, brauchen wir uns nicht um Übernachtungen zu kümmern“, erzählt Ben Taffner, da könne man eben bei anderen Lindy Hoppern unterkommen.

Beim Tanzen des Lindy Hop gehe es sehr um Achtsamkeit und Kommunikation auf einer Ebene, auf der man keine Sprache brauche. „Menschen aller Schichten können dabei so sein, wie sie sind“, meint der Älteste der Taffner-Geschwister. Mittlerweile leben Jovanna, Nik und Ben alleine von der Verbreitung des Lindy Hop. Im Team befinden sich zwölf Tänzerinnen und Tänzer, unterrichtet wird an verschiedenen Stellen in Saarbrücken. Wobei: Von einem eigenen Tanzstudio träumen die Drei schon lange. Solo-Tanz, Partner-Tanz und Choreografien für Tanzgruppen werden in den Kursen gelehrt. Jeden Donnerstag findet abends um Viertel nach acht ein freies Lindy-Hop-Tanzen im Studio 30 in der Mainzer Straße statt. Zwischen 120 und 160 wissbegierige Schüler habe man mittlerweile, sagt Ben Taffner, der als letzter der Geschwister mit diesem Tanz begonnen hat. „Meine Schwester und mein Bruder haben mit 14, 15 damit angefangen, meine Eltern kamen dann später mit mir dazu. Das ist schön, dass wir als Familie diese Basis stellen.“

Die Musik zum Lindy Hop stammt entweder von Schallplatten, die die Taffners selbst auflegen, oder von ihrer „Hausband“, den Gramophoniacs. Die Jazzmusiker begleiten das Saarbrücker Lindy-Hop-Fieber von Anfang an. Die Band ist selbstredend auch beim nächsten Velo-Swing-Festival mit dabei. Einst als Treff für die Liebhaber älterer Fahrräder gedacht, haben die Taffner-Geschwister seit drei Jahren den Swing dort mit reingebracht. „Das Zentrum des Festivals bilden Tanzworkshops. Dieses Jahr sind unter anderem zwei Lehrer aus Mosambik dabei. Die unterrichten traditionelle Rhythmen aus ihrem Land. Das ist viel körperlicher, das fällt uns in Europa sehr schwer.“

Beim Velo-Swing-Festival im August am Saarbrücker Schloss sind übrigens auch Nicht-Tänzer herzlich willkommen, sagt Ben Taffner, es gebe dort eine Menge Anfänger-Workshops. „Man kann das ganze Wochenende an den Workshops und Partys teilnehmen. Das ist ein schöner Einstieg in die Welt des Swing.“

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