Verkehrsplanung Zukunft braucht großes Denken

Wie sieht der Verkehr im Saarland in zehn, in 20 Jahren aus? Wie arbeiten die Planer, vernetzen sie sich mit Stadt- und Landesplanern? In Sachen Bahn-Reaktivierung eiern sie derzeit herum – das wirft Fragen auf.

Bahn-Wiederbelebung : Unklare Haltung bei Saar-Verkehrsplanern
Foto: SZ/Robby Lorenz

Mit Bahn-Fragen tun sich saarländische Verkehrsplaner schwer. Zumindest die, auf die es ankommt, weil sie Entscheidungs-Kompetenzen haben – die im Wirtschaftsministerium des Landes. Dieses Eindrucks kann man sich angesichts der Informationspolitik des Ministeriums schwer erwehren.

Wie sieht es aus mit einer Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken im Regionalverband? Auf diese Frage antwortete das Ministerium zunächst so, dass man nur den Schluss ziehen konnte: Für Bisttal- und Rosseltalbahn gibt es keine Chance. Und so stand es in der SZ. Halt, hörten wir daraufhin von anderer Seite, da gebe es Neues, für den Verkehrsentwicklungsplan (VEP) 2030 werde die Bahn-Wiederbelebung geprüft. Stimmt, sagte Ministeriumssprecher Julian Lange, als wir erneut nachfragten. Gerüchte, die Rosselstrecke habe die erste Prüfungshürde bereits genommen, mochte er aber nicht kommentieren: Details des VEP-Verfahrens veröffentliche man nicht. Im Herbst werde es noch einen „Bürgerdialog“ geben zum VEP und Ende des Jahres dann einen Entwurf.

Ziemlich zäh. Und wenn man bedenkt, dass Kommunalpolitiker im Warndt erst kürzlich ein Votum pro Rosseltalbahn – wenigstens bis Velsen – abgegeben haben und dass die Rosselbahn im VEP der Stadt Saarbrücken drinsteht, auch ziemlich abgeschottet.

Verkehrs-, Landes- und Stadtplanung hängen eng miteinander zusammen. Schaut man sich außerhalb des Saarlandes um, lässt sich leicht erkennen, dass neue Verkehrswege gewaltigen Einfluss haben auf die Entwicklung und Anziehungskraft von Wohn- und Gewerbegebieten. Dass, umgekehrt, Wohnen und Arbeiten mitunter gebieterisch nach Änderungen beim Verkehr verlangen. Und dass man, weil man ja weit in die Zukunft hinein plant, dabei nicht klein denken darf. Beim Saarbrücker „Stadtmitte am Fluss“-Projekt hat dieser Mut bereits gefehlt: Die Idee, die Stadtautobahn in einen Tunnel zu verlegen und so im Stadtzentrum Urbanität zurückzugewinnen, ist ad acta gelegt. Ein großer Wurf, vernetztes Planen – das ist bislang Utopie.

Wird es beim neuen Landes-Verkehrsplan jene Offenheit und Weitsicht geben, die Zukunfts-Konzepte dringend brauchen? Sicher ist nichts. Kommunalpolitiker und vor allem Bürgerinnen und Bürger werden sehr kritisch hinschauen müssen.

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