Modellbahnfreunde zeigen ihre Modell-Heimat in einem neuen Domizil Sie sind Baumeister eines zweiten Saar-Polygons

Fischbach · In den zurückliegenden fünf Jahren hat die Modellbahngruppe der Stiftung Bahn-Sozialwerk für ihr neues Domizil eine neue Modell-Landschaft geschaffen. Die SZ erfuhr, wie sie entstand.

 Der ehemalige Lokführer Peter Schunk und Enkel Aaronr bei der Ausstellung der Modellbahngruppe der Stiftung Bahn-Sozialwerk im Asko-Markt in Fischbach.

Der ehemalige Lokführer Peter Schunk und Enkel Aaronr bei der Ausstellung der Modellbahngruppe der Stiftung Bahn-Sozialwerk im Asko-Markt in Fischbach.

Foto: Pabst/Petra Pabst

„Das ist nichts für kleine Kinder. Das ist Spielfreude für Erwachsene" erklärt der ehemalige Lokführer Peter Schunk seinem siebenjährigen Enkel Aaron. Der Hühnerfelder war mit seinem Sohn Christian und dem Enkelsohn zur Ausstellung der Modellbahngruppe der Stiftung Bahn-Sozialwerk nach Fischbach gekommen. Dort herrschte am Freitagabend reger Andrang in den Räumlichkeiten des ehemaligen Asko-Marktes in der Quierschieder Straße. Die Gruppe hatte bis vor sechs Jahren ihr Domizil im Empfangsgebäude des Hauptbahnhofes in Saarbrücken. Nachdem sie dort ausziehen musste, suchten sie nach einer neuen Bleibe und fanden diese schließlich in besagten Räumen. Die meisten Teile der Modellanlage konnten zwar weiter benutzt werden, dennoch kam der Aufbau fast einem Neubau gleich, denn der frühere Raum war deutlich länger. Nun mussten Kurven und Schleifen her. Die ganze Anlage wurde in durchnummerierte Teile zerlegt, komplett neu geplant und gebaut. In den zurückliegenden fünf Jahren entstand so eine neue Modelllandschaft, die am 2. Dezember erstmals wieder einem breiteren Publikum vorgestellt wurde. Siggi Gottschall, seit 45 Jahren Vorsitzender der Gruppe, zeigte sich von dem Andrang überrascht: „Das hätte ich so nicht erwartet. Wir sind selbst nur noch 12 aktive Mitglieder, die an dieser Bahn immer wieder bauen, erweitern, reparieren und verändern. Die jungen Leute haben leider nur noch wenig Interesse am Modellbau. Vor allem, wenn sie merken, dass es mehr ist, als nur Knöpfchen drücken und Regler schieben. Das ist teilweise richtig tüfteln und arbeiten."

Sein Herz schlägt für Modellzüge, seit dem er vier Jahre alt war. Damals hat er zum ersten Mal mit Modelleisenbahnen gespielt. Wie er sind viele im Club ehemalige Bahnbedienstete. Rund 200 Meter Schienen haben sie in der neuen Anlage verbaut. Dieses Hobby erfordert viel handwerkliches Geschick, Kenntnisse von Elektronik, Landschaftsbau und Bahnfahrplänen. "Und ganz viel Phantasie" ergänzt Klaus Simon. Der Bexbacher ist zu Besuch, um die neue Anlage in Augenschein zu nehmen. Als Vorstandsmitglied der Modellbahnfreunde Bexbach organisiert er einmal im Jahr die Modellbahn- und Spielzeugbörse in Limbach. Interessiert fachsimpelt er mit den Modellbauern vor Ort, fotografiert die Anlage und schwärmt: "Das ist ganz tolle Detailarbeit. Die Ausgestaltung der Landschaften, der Gleisbahn und die interessanten Züge, die hier fahren. Da ist ganz viel in Bewegung. Besonders gefällt mir der Epochenmix. Alte Dampfloks mit nostalgischen Anhängern fahren hier neben ganz modernen Zügen wie dem TGV oder der Saarbahn."

Die Fahrzeuge sind teilweise vierzig bis fünfzig Jahre alt und haben einen großen Sammlerwert. Daher packen die Besitzer nach den Ausstellungen ihre Fahrzeuge immer wieder sorgfältig ein und nehmen sie mit nach Hause, denn sie sind ihnen lieb und teuer. Tatsächlich bietet sich dem Betrachter bei Betrieb ein überdimensionales "3D-Wimmelbild" mit unzähligen liebevoll gestalteten Szenen: Häuser mit blühenden Gärten und Swimmingpools, eine Partygesellschaft, eine Frau hängt Wäsche auf, während die Nachbarn die Urlaubskoffer in den Kofferraum ihres Autos packen und sich verabschieden. Bahnhöfe mit Reisenden, Züge, die an Weinbergen vorbeifahren. Man sieht Ausflügler, Camper, Schafs- und Rinderherden, Grubenanlagen, deren Förderanlage sich bewegt, einem Steinbruch und viel mehr. Vorbei geht es an grünen Hügeln mit hunderten von Bäumen und Sträuchern, durch Tunnelanlagen, entlang an Flüssen und Städten mit Jugendstilfassaden. Man kann sich kaum satt sehen und entdeckt immer wieder etwas Neues. Überall bewegt sich etwas, blinken Lichter, drehen sich Räder. Dabei rückt immer mehr in den Hintergrund, dass das alles eigentlich "nur" Drahtgitter, Gips und winzige Modelle im Maßstab von 1 : 87 sind, so lebensecht wirkt alles.

„Die Besonderheit an dieser Anlage ist, dass die Züge zum einen analog auf einem Zweileitersystem und zum anderen digital auf einem Dreileitergleis fahren" erklärt Gottschall einem interessierten Gast, der genau versteht, was der Fachmann da ausführt. Dann muss er schnell an den Computer, die Weichen stellen, denn ein Zug mit Zirkusanhängern rollt heran. Alle paar Schritte stehen die Modellbauer an Gleisstellpulten, Schaltern, Hebeln, Trafos und Knöpfen und halten die Anlage am Laufen, während sie die Fragen von dutzenden Besuchern beantworten.

„Fertig ist eine solche Anlage nie" sagt Klaus-Dieter Pohl. Er hat anhand von Fotos aus Papier und Pappe ein maßgetreues Saarpolygon gebaut und auf einen Hügel gestellt. "Das Original entsteht gerade zuhause aus Kunststoff" erklärt er.

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