Australien Aus Liebe zur Kunst nach Saarbrücken

Saarbrücken · Die australische Sopranistin Valda Wilson liebt Musik, aber auch im Fußball findet sie eine gewisse Schönheit.

 Wenn sie nicht gerade auf der Bühne steht, verbringt Valda Wilson ihre freie Zeit in der Natur und träumt von einem Sprung in die Saar.

Wenn sie nicht gerade auf der Bühne steht, verbringt Valda Wilson ihre freie Zeit in der Natur und träumt von einem Sprung in die Saar.

Foto: Jana Bohlmann

Valda Wilson findet Spaghetti-Eis richtig merkwürdig. Sie versteht das Konzept einfach nicht. „Wie kommt man auf so eine Idee?“, fragt sie und bestellt sich in einem  ihrer Saarbrücker Lieblings-Cafés erst mal eine Waffel mit Sahne und einen Espresso mit Chili. Spaghetti-Eis ist einfach total verwirrend, sagt die 36-jährige Australierin und muss beim Gedanken daran lachen. „Das ist einfach so komisch. Spaghetti sollten warm sein und die Soße herzhaft. Das verwirrt mich total“, erklärt sie ihre Verwunderung über die etwas anderen Nudeln.

Abgesehen vom Spaghetti-Eis mag sie das Leben in Saarbrücken. Einmal um die halbe Welt ist sie gereist, um das tun zu können, was sie liebt: Musik. Dass sie irgendwann mal auf den Bühnen dieser Welt stehen würde, hatte Valda Wilson nicht immer geglaubt. Mathe und Statistik hat sie nach dem Schulabschluss in ihrer Heimatstadt Sydney studiert. Die Musik war nur ein Hobby – bis ihr Gesangslehrer wissen wollte, was sie denn mit dieser besondere Stimme vorhabe.  „Ich wusste, dass ich immer irgendwie Musik in meinem Leben haben will, und dass es ganz wundervoll wäre, wenn ich das tatsächlich beruflich machen könnte“, erinnert sich Valda Wilson. Der Traum war da und der Mut auch. Nach einem Gesangsstudium in australischen Metropole Sydney, sang sie sich von London über Dresden und Oldenburg bis nach Saarbrücken ans Saarländische Staatstheater. Hier arbeitet sie gerne und viel. In der nächsten Spielzeit wird sie für vier Produktionen, unter anderem in der Oper La traviata, auf der Bühne stehen. „Ich bin ein Workaholic, aber meine Arbeit gibt mir unheimlich viel“, sagt Valda Wilson. „Ich mache diesen Job nicht um reich und berühmt zu werden, sondern weil ich ihn liebe.“

Valda Wilson wirkt glücklich. Sie lacht viel, während sie spricht. Sie mag Saarbrücken. Sie mag die Saarländer und ihre Offenheit. Sie liebt es, dass sie hier in Saarbrücken einen Beruf ausüben kann, mit dem es in ihrer Heimat Australien schwer für sie geworden wäre. „Australien ist fast so groß wie Europa und hat nur ein Opern-Ensemble. Da ist es nicht leicht Fuß zu fassen“, berichtet Valda Wilson. „Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dass ich jetzt in einem Land lebe, in dem ich Kunst und Musik machen und davon leben kann“, sagt die Sängerin. Sie ist begeistert davon, wie wichtig Kultur in Deutschland ist. Auch hat sie beobachtet, dass selbst Menschen, die keine Opern-Liebhaber sind, Respekt, Achtung und Wertschätzung für diese Kunstform haben. Das gebe es in Australien so nicht, sagt sie, weil dort erst gar nicht so viel in kulturelle Bildung für alle investiert werde.

Die Australier konzentrieren sich stattdessen lieber auf den Sport. „Wir sind total sportverrückt. Für uns ist wirklich jede Sportart aufregend und besonders“, erzählt Valda Wilson. Rugby sei in Australien jedoch die beliebteste Sportart mit den meisten Fans, sagt die Sängerin. „Fußball ist für uns allerdings relativ neu, aber die Fans sind trotzdem hardcore“, erzählt sie und fügt hinzu, dass die Socerroos, so wird die australische Nationalelf genannt, echt gut seien.

Die WM verfolgt Valda Wilson nicht. Zu unwichtig für die 36-Jährige. „Das ist doch nur wieder ein Kräftemesse der Länder, um uns miteinander zu vergleichen“, sagt sie, „aber immerhin ist es besser als Krieg.“ Sie findet, die netteste Mannschaft sollte gewinnen. Obwohl sie die WM-Spiele nicht verfolgt, genießt Valda Wilson dennoch hin und wieder das ein oder andere Fußballspiel. Dabei gehe es ihr nicht um bestimmtes Mannschaften, sagt sie, sondern um die Schönheit, die auf dem Rasen passiert. Gelungene Spielzüge und faszinierende Tore, begeistern die Sängerin. „Das ist einfach schön anzuschauen und das genieße ich dann auch.“

In Saarbrücken vermisst Valda Wilson das Meer und den Geruch von Eukalyptus. Und richtig guten Kaffee. „Tut mir leid, aber in Australien gibt es einfach den leckersten Kaffee“, entschuldigt sich die 36-Jährige vorsichtig und schiebt ein Lächeln hinterher. „Ich weiß, dass die Kaffeekultur in Europa viel mehr Tradition hat, aber der Kaffee in Australien schmeckt einfach besser.“ Sie selbst habe sogar schon mal überlegt eine Barista-Ausbildung zu machen, um die Kunst des Kaffeekochens zu erlernen und vielleicht macht sie das auch irgendwann noch, sagt sie.

Doch dann gibt es doch noch eine Sache, die Valda Wilson in Saarbrücken stört und sogar frustriert: „Man kann nicht wirkich in der Saar schwimmen. Da habt ihr einen Fluss in der Stadt, aber macht nichts daraus.“ Wenn es schon kein Meer in der Nähe gibt, sollte man doch wenigstens in der Saar schwimmen können, denkt die Sängerin. „Ich will nicht ins Schwimmbad, sondern in die Saar“, sagt Valda Wilson energisch. Sie hofft, dass das bald möglich sein wird.

Nach einem Jahr in Saarbrücken und insgesamt acht Jahren in Deutschland fühlt Valda Wilson sich wohl, obwohl sie auch einiges lernen musste. Der Australische Humor sei sehr sarkastisch, sagt sie, und anfangs eckte sie damit an. Und auch an die deutsche Direktheit musste sich die Australierin erst gewöhnen. Mittlerweile mag sie sie aber und hat hier gelernt, einfach zu sagen, was sie denkt. Das gefällt ihr.

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