Kreuznacher Diakonie plant Schließung „Kläglich versagt“ – Aus für Evangelisches Stadtkrankenhaus in Saarbrücken

Saarbrücken · Das Evangelische Stadtkrankenhaus in Saarbrücken soll schließen. Das hat der Träger der Klinik, die Kreuznacher Diakonie, verkündet.

Saarbrücken: „Kläglich versagt“ – Evangelisches Stadtkrankenhaus schließt
Foto: BECKER&BREDEL/bub

Das Evangelische Stadtkrankenhaus in Saarbrücken wird geschlossen. Das haben das Kuratorium (Aufsichtsrat) und der Vorstand des Betreibers, die Stiftung Kreuznacher Diakonie, am Donnerstag entschieden. Das 124-Betten-Haus mit 24 Ärzten und 90 Pflegekräften – sofern alle Planstellen besetzt sind – in der Großherzog-Friedrich-Straße müsse aufgrund „von andauernd hohen Verlusten und der fehlenden Perspektive“ aufgegeben werden, teilte die Kreuznacher Diakonie am Freitag mit.

Stadtkrankenhaus in Saarbrücken in einem halben Jahr zu

Die Schließung soll bereits in den nächsten sechs Monaten erfolgen. Bis dahin läuft der Betrieb im Evangelischen Stadtkrankenhaus wie gewohnt weiter.

Das Stadtkrankenhaus hatte in den Jahren 2019 bis 2021 ein Defizit von 7,8 Millionen Euro angehäuft. „Auch in diesem Jahr ist mit einem Verlust in Millionenhöhe zu rechnen“, erklärte die Diakonie. „Alle Maßnahmen, mit denen wir in den letzten Jahren gegengesteuert haben, waren leider nicht von Erfolg gekrönt.“ Die Schließung soll für die betroffenen Mitarbeiter sozialverträglich ablaufen. In Zusammenarbeit mit der Mitarbeitervertretung soll ein Sozialplan ausgearbeitet werden. Wenn möglich soll den Beschäftigten ein Arbeitsplatz an einem der anderen Standorte des Unternehmens angeboten werden.

Künftig Hospiz anstelle Krankenhaus

„Mir ist wichtig zu bekräftigen, dass die Stiftung Kreuznacher Diakonie ihr Engagement in Saarbrücken und der Region fortsetzen wird. Am Standort des Krankenhauses sollen auch künftig ein Hospiz sowie zusätzlich eine Einrichtung für begleitetes Leben im Alter betrieben werden“, erklärte Andreas Heinrich, Vorstand Finanzen. Darüber ist die Diakonie mit der zuständigen Kirchengemeinde bereits im Dialog. Das Krankenhausgebäude soll abgerissen werden.

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In der Stellungnahme des Trägers heißt es, im Zuge einer sorgfältigen Prüfung von verschiedenen Handlungsoptionen seien neben einer Schließung auch eine Umstrukturierung sowie ein Verkauf des Krankenhauses erwogen worden. „Die Prüfung hat ergeben, dass ein Weiterbetrieb des Hauses in keinem dieser Szenarien wirtschaftlich sinnvoll ist. Eine Schließung ist daher die einzige zu verantwortende Option.“

Krankenhaus in Neunkirchen soll verkauft werden

Die Kreuznacher Diakonie betreibt auch das Krankenhaus in Neunkirchen, das ebenfalls wegen wirtschaftlicher Schwierigkeit verkauft werden soll. Die Verhandlungen ziehen sich seit Monaten hin, mehrfach angekündigte Termine, bei denen der Käufer genannt werden sollte, sind ohne Ergebnis verstrichen. Nach Angaben der Diakonie werden noch mit drei Interessenten Verhandlungen geführt.

Nach Schließung des Saarbrücker Hauses wird es keine Probleme geben, die Patienten der Region zu versorgen. In der Landeshauptstadt gibt es noch die großen Winterberg- und Caritas-Kliniken, in kurzer Zeit sind die Krankenhäuser in Völklingen, Sulzbach und St. Ingbert zu erreichen.

Neuausrichtung der Seniorenhilfe

Wie schon beim angekündigten Verkauf der Klinik in Neunkirchen im September 2021 betont die Stiftung Kreuznacher Diakonie anlässlich der geplanten Schließung ihres Saarbrücker Hauses erneut, ihre soziale Arbeit im Saarland, in Hessen und in Rheinland-Pfalz fortsetzen zu wollen. Die Rede ist von einer Neuausrichtung, bei der die Angebote im Bereich der Seniorenhilfe gestärkt werden sollen.

In einer Stellungnahme erklärt der gesundheitspolitische Sprecher der FDP Saar, Dr. Helmut Isringhaus: „Es war schon lange klar, dass das derzeitige Konzept des Krankenhauses nicht zukunftsfähig war. Trotzdem hat die Kreuznacher Diakonie die Signale offenbar überhört, um jetzt abrupt das Krankenhaus zu schließen. Es hat sich wieder gezeigt, dass ein kirchlicher Träger kurzfristig ein Krankenhaus schließt und die Krankenhausplanung kläglich versagt.“

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