Aus der SZ-Redaktion SZ verabschiedet Ilka Desgranges

Saarbrücken/Saarlouis · Sie führte über viele Jahre zwei der wichtigsten SZ-Lokalredaktionen in Saarlouis und Saarbrücken, war zudem Sprecherin des Deutschen Presserates: Gestern wurde Dr. Ilka Desgranges in den Ruhestand verabschiedet.

 SZ-Reporterchefin Dr. Ilka Desgranges wurde von SZ-Chefredakteur Peter Stafen Herbst am Donnerstagabend verabschiedet.

SZ-Reporterchefin Dr. Ilka Desgranges wurde von SZ-Chefredakteur Peter Stafen Herbst am Donnerstagabend verabschiedet.

Foto: BeckerBredel

Es kann kein Zufall sein, dass einem, will man etwas man über die Kollegin Ilka Desgranges zu Papier bringen, rasch der Satz eines der wohl größten Architekten der Moderne in den Sinn kommt. „Architektur beginnt, wenn man zwei Ziegelsteine sorgfältig zusammenlegt“, soll Ludwig Mies van der Rohe gesagt haben. Auf die Zeitungsarbeit gemünzt hieße das: Mit zwei wohl gewählten Worten nimmt der Journalismus seinen Anfang.

In diesem Sinne hat Ilka Desgranges, die am Donnerstagabend nach 34 Jahren bei der Saarbrücker Zeitung in die Ruhephase ihrer Altersteilzeit verabschiedetet wurde, ihr Tun in der Redaktion immer verstanden; in diversen, zumeist leitenden Funktionen. Den Dingen wie auch der Sprache auf den Grund gehen, das war und ist ihr Antrieb. Unabhängig im Geist, jederzeit – falls nötig – streitbar in der Sache, und das auf Augenhöhe mit den Leserinnen und Lesern. „Selbst, wenn man dafür als Journalist in die Hocke gehen muss“, so ein Satz, den sie nicht müde wurde zu predigen.

Was das meint? Vorbehaltloses Interesse für die Menschen vor allem, über die sie berichtet hat und berichten ließ. Darum war Ilka Desgranges der Lokaljournalismus auch so nah. Schon als sie nach dem Volontariat in der St. Ingberter Redaktion begann und später die Lokalredaktionen in Saarlouis und Dillingen, und von 2003 an die damals größte SZ-Lokalredaktion in Saarbrücken samt der Redaktionen in Völklingen, Heusweiler und Sulzbach führte. Auch zuletzt als Chefin der Reporter für die Bereiche Saarland und Regionalverband Saarbrücken waren lokale Themen für sie besonders bedeutsam.

Trotzdem hatte sie stets einen besonderen Blick, schätzte andere, überraschende Standpunkte. Fünf Jahre war lang sie schließlich auch Feuilleton-Redakteurin mit den Schwerpunkten Architektur, Theater und Literatur.

Dass ihr die Sprache und was sich damit bewirken lässt, immer besonders wichtig war, überrascht bei einer promovomierten Sprachwissenschaftlerin kaum. Den Spracherwerb von Migrantenkindern hat sie erforscht. Und ja, es hätte statt der Zeitung auch eine Uni-Karriere für die Saarländerin sein können. Parallel zur SZ-Redaktion hielt sie denn auch regelmäßig Lehrveranstaltungen an der Saarbrücker Universität, die nicht selten ein Entrée für künftige Journalisten waren. In die Förderung junger Kolleginnen und Kollegen, die Ausbildung der Volontäre steckte sie viel Energie und Leidenschaft, forderte nicht nur dort viel. Doch mit Erfolg: Etliche heute preisgekrönte Kollegen gingen durch ihre Schule.

Zugleich machte Ilka Degranges die besondere Verantwortung von Journalisten, wenn sie ihre Recherchen und Meinungen zig-tausendfach publizieren, zu ihrem Thema. Im Deutschen Presserat, über Jahre auch als dessen Sprecherin, forcierte sie die kritische Auseinandersetzung mit den Maßstäben des Journalismus und benannte Missstände deutlich.

Logisch, dass da die Zeit für das eigene Schreiben meist knapp wurde, Ilka Desgranges hat sich dennoch dafür Lücken gesucht und sich etwa intensiv auch die Frage eingelassen, wie Architektur das Zusammenleben der Menschen in einer Stadt wie Saarbrücken bestimmen kann. Jetzt wird einerseits mehr Zeit für ihre große Leidenschaft, das Segeln, bleiben, aber auch wieder mehr Zeit für den Journalismus aus eigener Feder. Im kommenden Jahr will sie sich in der Saarbrücker Zeitung auch mit medienanalytischen Beiträgen zu Wort melden.

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