Zehn Jahre Fanradio des 1. FC Saarbrücken Aus Ähs und Öhs ist ein Kultradio geworden

Saarbrücken · Fanradio des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken hat sich aus einem Experiment zu einer festen Institution gemausert.

 Die Jungs vom Fanradio des 1. FC Saarbrücken (von links): Ole Schmit, Kai Zimmer, Patrick Reitler, Frederic Graus und Sven Stiller.

Die Jungs vom Fanradio des 1. FC Saarbrücken (von links): Ole Schmit, Kai Zimmer, Patrick Reitler, Frederic Graus und Sven Stiller.

Foto: Andreas Schlichter

(cor) „Tooor! Tooooor! Tooooor!“ brüllen sie in ihre Mikrofone. Die Zuhörer hängen an ihren Lippen. Vom Experiment hat sich das Fanradio des 1. FC Saarbrücken Kultstatus erarbeitet. Seit mehr als zehn Jahren melden sich die Reporter via Internet von Dorfsportplätzen und Stadien.

Die Idee kam von Frank Strack und Frank Brach, die für den Internet-Sender RMN-Radio tätig waren. Nachdem ein Versuch bei Borussia Neunkirchen nicht den gewünschten Erfolg brachte, fand Strack im FCS und seinem damaligen Präsidenten Horst Hinschberger mehr Unterstützung. „Das Fanradio war Teil des Konzeptes, Fans und Interessenten mit einer zeitgemäßen Ansprache wieder näher an den Verein heranzuführen“, sagt Hinschberger heute: „Das Fanradio hat geholfen, Aufbruchstimmung zu vermitteln.“ Neben Strack konnten sie gestandene Radiomoderatoren für das Projekt begeistern. Beispielsweise Sandra Betrand von Radio Salü, oder Christoph Tautz und Frank Falkenauer vom SR.

„Christoph und ich durften die Premiere kommentieren. Im Buchwegstadion gegen den FSV Mainz II. 90 Minuten am Stück live war auch für uns Neuland“, erzählt Falkenauer: „Einmal war ich mit Frank Strack auf einem Dorfsportplatz. Das Spiel war so langweilig, da habe ich angefangen, Chips zu essen. Das gab heftige Reaktionen, dabei hatten wir nur Lust auf Chips.“ Das Fanradio meldete sich nicht nur von Spielen der Männer. Auch 2008 beim DFB-Pokalhalbfinale der Frauen gegen den TuS Köln war es vor Ort. „Der FCS ging früh in Führung, gewann am Ende 2:0“, erinnert sich Strack, „von Minute zu Minute steigerte sich unsere Begeisterung und die Zuhörerzahl. Plötzlich waren es über 2000. Das war damals Rekord.“ Zum Finale nach Berlin durften die Radiomacher nicht: Die Übertragungsrechte waren zu teuer.

Damals zeichnete sich ein Paradigmenwechsel ab. Die Radio-Profis zogen sich wegen anderer beruflicher Verpflichtungen zurück. Die Zusammenarbeit mit RMN endete. Nun übernahm der Verein mit anderen Internetanbietern die Übertragung. Und Fans begannen, für Fans zu kommentieren. So wie Patrick Reitler. „Meinen ersten Auftritt mit dem Headset auf dem Kopf hatte ich am 1. März 2008 bei der Partie Köllerbach gegen den FCS. Gerne erinnere ich mich an diesen 2:1-Sieg“, sagt Reitler, der bei einem Rundfunkanbieter arbeitet, dort aber nicht am Mikrofon tätig ist, „mit Grausen aber erinnere ich mich, wie peinlich es mir war, irgendwann ans Mikrofon zu dürfen und vor Aufregung nur ein paar unzusammenhängende Ähs und Öhs herauszustottern. Ich war froh, dass ich von den alten Hasen noch einiges lernen durfte, ehe ich plötzlich nach drei Monaten zum ‚Chefreporter‘ aufstieg.“

Es stießen Kai Zimmer und Sven Stiller dazu, später Frederic Graus sowie „Feuerwehrleute und Gastmoderatoren“. „Die Urväter haben Radio-Journalismus betrieben auf hohem Niveau“, beschreibt Reitler den Unterschied, „wir versuchen mehr Emotionen zu vermitteln, trotz der wachsenden Routine bleiben wir Amateure und stehen dazu“. Einer der Höhepunkte für das Fanradio war der Aufstieg in die 3. Liga 2010 beim Spiel in Bonn. „Damals nahmen wir uns live eine 20-minütige Auszeit. Während wir den armen Zeitungs-Kollegen Horst Fried einfach die Geschehnisse auf dem Platz kommentieren ließen, tranken wir vor der Reporter-Kabine ein Bier.“

Viele Fans des Radios kommen von außerhalb des Saarlandes. „Es ist ein Angebot an alle, die nicht zu einem Spiel kommen können. Auch meine Kinder, die nicht mehr hier wohnen, verfolgen die Übertragungen und fiebern mit“, erzählt der jetzige FCS-Präsident Hartmut Ostermann: „Das Fanradio ist zu einem wichtigen Bestandteil unserer Fankultur geworden. Das wird der Verein auch in Zukunft unterstützen.“

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