Buchvorstellung und Podiumsdiskussion Augstein und Blome duellieren sich sanft auf dem Halberg

Saarbrücken · Die Journalisten Jakob Augstein und Nikolaus Blome haben am Dienstagabend im Konferenzgebäude des SR auf dem Halberg in Saarbrücken ihr Buch „Oben und unten“ vorgestellt.

 Die Journalisten Jakob Augstein (l.) und Nikolaus Blome stellten in Saarbrücken auf dem Halberg ihr neues Buch vor.

Die Journalisten Jakob Augstein (l.) und Nikolaus Blome stellten in Saarbrücken auf dem Halberg ihr neues Buch vor.

Foto: Verena Paul/SDS

Dabei gingen sie zu Werke, wie man es aus ihrer gemeinsamen Fernsehsendung im  TV-Sender Phoenix kennt. In dem wöchentlichen Format diskutieren sie über das politische Thema der Woche und liefern sich dabei pointierte und zuweilen polemische Schlagabtausche, wie man sie aus anderen Talkshows nicht gewohnt ist.

Augstein nimmt dabei die Rolle des Linken und Progressiven ein. Der studierte Politikwissenschaftler ist Verleger der Wochenzeitung „Der Freitag“ und schrieb bis Ende 2018 eine Kolumne für den „Spiegel“ und „Spiegel-Online“. Nikolaus Blome ist der liberal-konservative Gegenpart. Im Springer-Verlag hatte er über viele Jahre wichtige Positionen inne, unter anderem als stellvetretender Chefredakteur der Zeitung „Die Welt“ sowie bis vor kurzem bei der Bild. In den 1990ern war er Brüssel-Korrespondent der Saarbrücker Zeitung. Eingeladen hatten die Stiftung Demokratie Saarland, die Unionstiftung sowie die Villa Lessing.

Dass die beiden sich trotz verschiedener politischer Ansichten persönlich gut verstehen, zeigt sich an den Witzeleien, die sie bereits austauschen, bevor sie auf die Bühne gehen. „Hast du wirklich den Henri-Nannen-Preis gewonnen?“, fragt Augstein Blome gespielt ungläubig, während der Gastgeber die beiden Redner vorstellt. Im Laufe des Abends werden sie gegenseitige Symphatie zu einem wichtigen Baustein des gesellschaftlichen Diskurses stilisieren.

Kaum stehen die beiden auf der Bühne, beginnt auch schon das politische Geplänkel. Das erste Thema ist die Flugscham.  Blome greift seinen Gespächspartner an: „Das sind Ihre Leute, die das propagieren.“ Es sei die „neue Linke“, die von oben nach unten diktiere, wie die anderen zu leben haben. Wer sich anders verhalte, sei in den Augen dieses Milieus ein „sehr, sehr schlechter Mensch“, so Blome. Im Bereich der Flugreisen gelte dies vor allem für die preiswerten Verbindungen, etwa nach Mallorca. Augstein verteidigt sich und wirft seinem Kontrahenten vor, die Debatte gezielt zu stören, anstatt ernsthaft zu argumentieren. Niemand (vernünftiges) glaube, dass die Klimarettung schon gelinge, wenn Einzelne sich entschieden, weniger zu fliegen. Dazu sei der Anteil des Flugverkehrs am gesamten CO2-Ausstoß zu gering. Diesem Einwurf stimmt Blome zu – und beansprucht ihn als Argument für die eigene Position.

Und so geht es eine Stunde lang hin und her, von einem Thema zum nächsten. Das Rednerpaar diskutiert etwa die Frage ob und warum  Deutschland schlecht darin sei, seine drängenden Probleme zu lösen. Es spricht über sozialen Aufstieg, versucht, den Erfolg der AfD zu ergründen und handelt dabei auch den Umgang Deutschlands mit Migration ab.

Augstein und  Blome sind ein eingespieltes Team. Sie kennen und kontern die Argumente des anderen. Und sie wissen, wie weit sie im Dienste des Entertainments mit persönlichen Angriffen gehen können. Ein roter Faden bleibt dabei die Frage: Ist die große Aufmerksamkeit, die beispielsweise der Klimaschutz im Moment erhält, nur den Fakten rund um die Erderwärmung geschuldet – oder benutzen die Vertreter einer „neuen Linken“ oder wahlweise „liberaler Eliten“ dieses und andere Themen als Vehikel in einem Kulturkampf gegen den konservativeren Teil der Gesellschaft, wie Blome vermutet. Ob die Podiumsdiskussion dabei zu einem echten Erkenntnisgewinn beigetragen hat, ist schwer zu sagen. Gut unterhalten waren die Zuschauer allemal.

Die Unionstiftung stellt auf ihrer Facebook-Seite eine Videoaufnahme der Veranstaltung bereit:

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